Die EU-Kommission 2024

Von Manuel Müller
Dieser Text wird laufend aktualisiert. Letzte Bearbeitung: 25. Juli 2024.

In der neuen Kommission wird es wohl deutlich mehr EVP-Mitglieder geben als bisher.

Zuletzt gab es in der Kommission nahezu Geschlechterparität. Für die neue Kommission zeichnet sich ein Übergewicht an Männern ab.

Es ist Europawahljahr – und das bedeutet nicht nur, dass im Juni das Europäische Parlament neu zusammengesetzt wird, sondern auch eine neue Europäische Kommission im Herbst. Wie in parlamentarischen Demokratien üblich, wird die Kommission vom Europäischen Parlament gewählt (Art. 17 (7) (3) EUV). Anders als in parlamentarischen Demokratien üblich, liegt das Vorschlagsrecht dafür allerdings beim Rat, der seinerseits die Liste der Kommissionsmitglieder „im Einvernehmen mit dem gewählten [Kommissions-]Präsidenten“ und „auf der Grundlage der Vorschläge der Mitgliedstaaten“ annimmt (Art. 17 (7) (2) EUV).

Vorschläge der Regierungen

In der Praxis bedeutet das, dass jede der nationalen Regierungen der Mitgliedstaaten ein Kommissionsmitglied vorschlägt, aber das Parlament ein Veto gegen diese Vorschläge einlegen kann – und das auch tatsächlich immer wieder tut. Lehnen die Abgeordneten eine Kommissar:in ab, wird deren Ersatz dann allerdings ebenfalls von der jeweiligen nationalen Regierung vorgeschlagen. Ein zaghafter Versuch des Parlaments, einen eigenen Namensvorschlag ins Spiel zu bringen, blieb 2014 erfolglos.

Etwas mehr Einfluss kann die Präsident:in ausüben, da diese auch für die „interne Organisation“ der Kommission zuständig ist – insbesondere die Ressortverteilung zwischen den verschiedenen Mitgliedern. Regierungen, die der von ihnen vorgeschlagenen Kommissar:in ein attraktives Tätigkeitsfeld sichern wollen, tun deshalb gut daran, sich im Vorfeld mit Ursula von der Leyen abzusprechen, die bereits am 18. Juli als Präsidentin wiedergewählt wurde. (Indirekt spielen hier allerdings auch die europäischen Parteien eine Rolle, die gewisse Ressorts für sich beanspruchen und damit den Spielraum der Präsidentin einschränken.)

Wie schon 2014 und 2019 forderte Ursula von der Leyen die Regierungen auf, nicht nur einen, sondern mehrere Bewerber:innen vorzuschlagen, und dabei insbesondere auch auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu achten. Dem kamen in der Vergangenheit allerdings nur wenige Mitgliedstaaten nach. Bis heute sind in der Kommission deshalb mehr Männer als Frauen vertreten, auch wenn sich das Verhältnis über die Zeit verbessert hat.

Die Kommission ist parteipolitisch immer bunt

Die starke Rolle der nationalen Regierungen bei der Ernennung der Kommission beeinflusst auch deren parteipolitische Zusammensetzung. In parlamentarischen Demokratien spiegelt die Regierung typischerweise die Parlamentsmehrheit wider, während Oppositionsparteien nicht darin vertreten sind. Die Europäische Kommission hingegen ist parteipolitisch grundsätzlich „bunt“ und reflektiert in etwa die Zusammensetzung der mitgliedstaatlichen Regierungen zum Zeitpunkt ihrer Ernennung.

Allerdings ist die Kommission parteipolitisch auch nicht einfach eine Kopie des Europäischen Rates. Zwar ist es in vielen Mitgliedstaaten üblich, dass die stärkste Regierungspartei auch das Kommissionsmitglied stellt. In anderen Ländern gilt der Kommissionsposten aber auch als Verhandlungsmasse bei der nationalen Koalitionsbildung, wodurch auch kleinere Parteien zum Zug kommen können. Und manche nationalen Regierungen sind sogar bereit, Angehörige von Oppositionsparteien als Kommissionsmitglied vorzuschlagen, wenn sie sich dadurch einen größeren Einfluss für ihr Land erhoffen. Die genaue Zusammensetzung der Kommission ist deshalb immer von der spezifischen Situation in jedem einzelnen Mitgliedstaat abhängig.

Die Übersicht

Aber wer wird nun in der neuen Kommission vertreten sein? Wirklich fest steht dabei natürlich noch kaum etwas: Bis die Kommission im Sommer wirklich ernannt wird, kann noch einiges passieren. In einigen Ländern finden bis dahin sogar noch nationale Wahlen statt, sodass noch nicht einmal klar ist, welche Regierung überhaupt den Vorschlag machen wird. In vielen anderen Mitgliedstaaten hingegen hat die Debatte über das nächste „eigene“ Kommissionsmitglied bereits begonnen. In einigen Fällen wurden bereits erste Namen bekannt, in anderen steht wenigstens fest, welche Partei den Vorschlag machen wird.

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die möglichen Kandidat:innen und über die nationalen Konstellationen, die den Vorschlag beeinflussen werden. In Fällen, in denen noch keine neuen Namen kursieren, zeigt die Tabelle das bisherige Kommissionsmitglied des Landes in grauer Schrift, sofern dessen Partei weiterhin an der nationalen Regierung beteiligt und eine weitere Amtszeit möglich ist. Andernfalls steht die Angabe „NN“. Kandidat:innen, die von der jeweiligen Regierung bereits öffentlich benannt wurden, sind durch farbliche Markierung hervorgehoben.

Für jede Kandidat:in ist das Fachgebiet bzw. das angestrebte Ressort angegeben. „Breites Profil“ bedeutet, dass ein:e Kandidat:in entweder in mehreren unterschiedlichen Bereichen Erfahrung hat oder auf die Europapolitik im engeren Sinn spezialisiert ist. Bereits fest zugeteilte Ressorts stehen in kursiver Schrift.


Land Name Nationale
Regierung
Erläuterung
DE Ursula von der Leyen
CDU/EVP
Kommissionspräsidentin
SPD (SPE),
Grüne (EGP),
FDP (ALDE)
Von der Leyen war EVP-Spitzenkandidatin, wurde vom Europäischen Rat für eine zweite Amtszeit als Kommissionspräsidentin nominiert und am 18. Juli vom Europäischen Parlament gewählt. Laut Koalitionsvertrag unterstützt die deutsche Bundesregierung das europäische Spitzenkandidatenverfahren. Obwohl von der Leyens Partei auf nationaler Ebene inzwischen in der Opposition ist, trug die Bundesregierung deshalb ihre Wiederwahl zur Kommissionspräsidentin mit. Wäre keine deutsche Spitzenkandidat:in Kommissionspräsident:in geworden, hätten laut Koalitionsvertrag die Grünen das deutsche Kommissionsmitglied vorgeschlagen.
FR Thierry Breton
– (ALDE-nah)
Wirtschaft
geschäftsführend:
RE (ALDE-nah),
HOR (ALDE-nah),
MoDem (EDP)
Staatspräsident Emmanuel Macron (RE/ALDE-nah) will Binnenmarktkommissar Breton für eine zweite Amtszeit in der Kommission vorschlagen. Im französischen Recht ist nicht eindeutig geregelt, ob das Kommissionsmitglied vom Präsidenten oder von der Regierung vorgeschlagen wird. Falls Macrons Partei nach der französischen Parlamentswahl am 30.6./7.7. künftig nicht mehr an der Regierung beteiligt ist, könnten deshalb schwierige Verhandlungen bevorstehen. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. 
IT Raffaele Fitto
FdI/EKR
Breites Profil

Giancarlo Giorgetti
Lega/ID
Wirtschaft, Finanzen

Francesco Lollobrigida
FdI/EKR
Breites Profil, Landwirtschaft

Antonio Tajani
FI/EVP
Breites Profil
FdI (EKR),
Lega (ID),
FI (EVP)
Für das italienische Kommissionsmitglied kursieren in den Medien zahlreiche Namen. Als Favorit gilt Europaminister Fitto, der Interesse hat, aber für Regierungschefin Giorgia Meloni (FdI/EKR) auch ein wichtiges Mitglied im eigenen Kabinett ist. Eine Alternative wäre Finanzminister Giorgetti, der offenbar gern den Posten hätte, aber dem kleineren Koalitionspartner Lega angehört. Ebenfalls im Gespräch ist Agrarminister Lollobrigida, der jedoch lieber in Rom bleiben will. Auch Außenminister und Ex-Kommissar Tajani wäre wohl an einer Rückkehr nach Brüssel interessiert, kann aber als Chef der kleinsten Koalitionspartei keinen Anspruch auf das Amt erheben. Der venezianische Regionalpräsident Luca Zaia (Lega/ID), den frühere Medienberichte als Favoriten für den Kommissionsposten sahen, hat sich selbst ausgeschlossen.
ES Teresa Ribera
PSOE/SPE
Klima/Energie
PSOE (SPE),
Sumar (EL, EGP)
Umweltministerin Ribera ist die klare Favoritin für das nächste Kommissionsmitglied aus Spanien. Die spanische Regierung will sie als Kommissionsvizepräsidentin mit einem Portfolio im Umwelt- oder Energiebereich platzieren.
PL Piotr Serafin
PO/EVP
Erweiterung

Bartosz Arłukowicz
PO/EVP
Gesundheit

Rafał Trzaskowski
PO/EVP
Breites Profil
PO (EVP),
PSL (EVP),
PL2050 (ALDE-nah),
L (SPE-nah)
Außenminister Radosław Sikorski (PO/EVP) galt als möglicher Interessent für den geplanten neuen Posten eines EU-Verteidigungskommissars. Nach der Europawahl erklärte Sikorski allerdings, das Amt nicht anzustreben. Als Alternative könnte Serafin, derzeit Ständiger Vertreter Polens bei der EU, das Erweiterungsressort anstreben. Weitere mögliche Optionen sind der Europaabgeordnete Arłukowicz sowie der Warschauer Bürgermeister Trzaskowski, der aber wohl auch gerne bei der polnischen Präsidentschaftswahl 2025 antreten würde. Der Europaabgeordnete Jacek Saryusz-Wolski (PiS/EKR) wurde von seiner Partei als Kommissar vorgeschlagen, hat aber als Oppositionskandidat keine Chance, die Unterstützung der Regierung zu erhalten.
RO Klaus Iohannis
PNL/EVP
Breites Profil

Mihai Tudose
PSD/SPE
Breites Profil
PSD (SPE),
PNL (EVP)
Iohannis, dessen Amtszeit als Staatspräsident Ende 2024 endet, kandidierte als NATO-Generalsekretär und wäre auch an der Präsidentschaft des Europäischen Rates interessiert gewesen. Da diese Ämter nun jedoch an Mark Rutte (VVD/ALDE) bzw. António Costa (PS/SPE) fallen werden, könnte Iohannis stattdessen in die Kommission wechseln. Allerdings ist es auch möglich, dass Regierungschef Marcel Ciolacu (PSD/SPE) ein Mitglied seiner eigenen Partei vorschlägt, etwa den Ex-Regierungschef und Europaabgeordneten Tudose. Ramona Chiriac, Leiterin der Kommissionsvertretung in Rumänien, soll ebenfalls an der Position interessiert gewesen sein, wurde aber von Ciolacu abgelehnt.
NL Wopke Hoekstra
CDA/EVP
Wirtschaft, Finanzen
PVV (ID)
VVD (ALDE),
NSC (EVP-nah),
BBB (EVP-nah)
Nach der niederländischen Parlamentswahl im November 2023 haben PVV (ID), VVD (ALDE), NSC (EVP-nah) und BBB (EVP-nah) im Juli 2024 eine neue Regierung gebildet. Obwohl die Partei des bisherigen Klimakommissars Hoekstra (CDA/EVP) nun in der Opposition ist, hat die neue Regierung ihn für eine weitere Amtszeit vorgeschlagen. Als Alternative war zuvor auch die bisherige Außenhandelsministerin und frühere Europaabgeordnete Liesje Schreinemacher (VVD/ALDE) im Gespräch.
EL Margarítis Schinás
ND/EVP
Breites Profil, Innenpolitik
Apóstolos Tzitzikóstas
ND/EVP
Breites Profil, Wirtschaft
Níki Keraméos
ND/EVP
Breites Profil

Giórgos Gerapetrítis
ND/EVP
Breites Profil, Außenpolitik
ND (EVP) Der derzeitige Kommissionsvizepräsident Schinás strebt eine zweite Amtszeit an. Mögliche Alternativen sind der zentralmakedonische Regionalgouverneur (und Vizepräsident des Europäischen Ausschusses der Regionen) Tzitzikóstas, Arbeitsministerin Keraméos und Außenminister Gerapetrítis.
BE Didier Reynders
MR/ALDE
Breites Profil

Frank Vandenbroucke
Vooruit/SPE
Gesundheit
geschäftsführend:
Open VLD (ALDE),
MR (ALDE),
PS (SPE),
Vooruit (SPE),
CD&V (EVP),
Ecolo (EGP),
Groen (EGP)
Die belgische Parlamentswahl fand am 9.6.2024, gleichzeitig mit der Europawahl, statt. Die nächste Koalition wird voraussichtlich aus N-VA (EFA), Vooruit (SPE), CD&V (EVP), MR (ALDE) und Les Engagés (EDP) gebildet. Das derzeitige Kommissionsmitglied Reynders bewarb sich in der ersten Jahreshälfte 2024 als Generalsekretär des Europarats. Nach dem Scheitern dieser Kandidatur hat er sein Interesse an einer zweiten Amtszeit als Kommissionsmitglied angekündigt. Gesundheitsminister Vandenbroucke ist als möglicher Gesundheitskommissar im Gespräch, möchte aber selbst anscheinend auf nationaler Ebene tätig bleiben.
PT Miguel Poiares Maduro
PSD/EVP
Breites Profil, Justiz

Maria Luísa Albuquerque
PSD/EVP
Finanzen

Jorge Moreira da Silva
PSD/EVP
Klima/Energie, Außenpolitik
PSD (EVP)
CDS-PP (EVP)

Bei der portugiesischen Parlamentswahl im März 2024 gewann ein aus mehreren EVP-Mitgliedsparteien bestehendes Wahlbündnis die meisten Stimmen und bildete eine Minderheitsregierung. Der Europaabgeordnete Paulo Rangel (PSD/EVP), der als Kandidat für den Kommissionsposten galt, übernahm dabei das Amt des Außenministers. Als mögliche Alternativkandidat:innen gelten der Rechtswissenschaftler und Ex-Regionalentwicklungsminister Poiares Maduro, Ex-Finanzministerin Albuquerque und der hochrangige UN-Beamte Moreira da Silva.
CZ Jozef Síkela
STAN/EVP-nah
Energie
ODS (EKR),
TOP09 (EVP),
KDU-ČSL (EVP),
STAN (EVP-nah),
Piráti (PPEU)
Die tschechische Regierung hat Industrieminister Síkela als Kommissionsmitglied vorgeschlagen, der Interesse am Energieressort hat. Dem ging eine lange nationale Debatte voraus. Laut Koalitionsvertrag hatten Piráti (PPEU) und STAN (EVP-nah) das Recht, das Kommissionsmitglied zu nominieren. Die Piráti wiederum schlugen dafür schon frühzeitig ihren Europaabgeordneten Marcel Kolaja vor, doch Regierungschef Petr Fiala (ODS/EKR) bevorzugte offenbar eine Kandiat:in der STAN. Als Favorit:in galt neben Síkela auch Ex-Präsidentschaftskandidatin Danuše Nerudová (STAN/EVP-nah). Auch der Leiter der Europäischen Verteidigungsagentur, Jiří Šedivý (–), die tschechische Ständige Vertreterin bei der EU, Edita Hrdá (–), sowie der tschechische Beauftragte für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopečný (–), waren im Gespräch.
HU Olivér Várhelyi
Fidesz/–
Breites Profil

Enikő Győri
Fidesz/–
Breites Profil

János Bóka
parteilos
Breites Profil, Justiz
Fidesz (ID-nah),
KDNP (ID-nah)
Als stärkste Regierungspartei wird Fidesz (ID-nah) erneut das Kommissionsmitglied nominieren. Eine zweite Amtszeit des derzeitigen Kommissars Várhelyi würde jedoch womöglich vom Europäischen Parlament abgelehnt. Die Europaabgeordnete Győri und der nationale Europaminister Bóka gelten als mögliche Optionen für seine Ablösung.
SE Jessika Roswall
M/EVP
Breites Profil, Wirtschaft
M (EVP),
KD (EVP),
L (ALDE)
Die schwedische Regierung hat Europaministerin Roswall als Kommissionsmitglied vorgeschlagen. Roswall war schon länger als Favoritin für den Kommissionsposten gehandelt worden. Als mögliche Alternativen galten Ex-Premierminister Carl Bildt, Außenminister Tobias Billström oder Handelsminister Johann Forssell (alle M/EVP).
AT Magnus Brunner
ÖVP/EVP
Finanzen

Othmar Karas
ÖVP/EVP
Breites Profil

Karoline Edtstadler
ÖVP/EVP
Breites Profil, Innenpolitik

Alexander Schallenberg
ÖVP/EVP
Breites Profil
ÖVP (EVP),
Grüne (EGP)
Finanzminister Brunner gilt als bevorzugter Kandidat der größeren Regierungspartei ÖVP (EVP) für die Nachfolge von Johannes Hahn (ÖVP/EVP), der 2024 als Kommissionsmitglied aufhört. Allerdings lehnen die Grünen (EGP) als Junior-Koalitionspartner Brunner ab und haben stattdessen den Ex-Europaabgeordneten Karas ins Spiel gebracht. Europaministerin Edtstadler und Außenminister Schallenberg gelten als Alternativkandidat:innen, die jedoch ebenfalls nicht auf Zustimmung bei den Grünen stoßen. Zudem benötigt die Regierung für den Vorschlag die Zustimmung des Hauptausschusses des österreichischen Parlaments. Da in Österreich kurz nach der Europawahl nationale Wahlen stattfinden, gilt diese nicht als sicher. Denkbar ist deshalb auch die Nominierung einer überparteilichen Persönlichkeit. Auch die derzeit oppositionelle SPÖ (SPE) erhebt Anspruch auf den Kommissionsposten, dürfte aber wenig Aussichten darauf haben.
BG NN
NN
geschäftsführend:
parteilos
Im März 2024 ist die bulgarische Regierungskoalition zerfallen. Nach den Die Neuwahlen, die gleichzeitig mit der Europawahl stattfanden, laufen komplizierte Koalitionsgespräche. Sofern ihre Partei künftig an der Regierung beteiligt ist, könnte Iliana Ivanova (GERB/EVP) erneut als Kommissionsmitglied vorgeschlagen werden. Es ist auch möglich, dass die Koalitionsgespräche scheitern und es zu Neuwahlen kommt, was die Nominierung des Kommissionsmitglieds weiter komplizieren würde.
DK Dan Jørgensen
S/SPE
Klima

Lars Løkke Rasmussen
M/ALDE-nah
Breites Profil

Morten Bødskov
S/SPE
Breites Profil
S (SPE),
V (ALDE),
M (ALDE-nah)
Klimaminister Jørgensen (S/SPE), Außenminister Løkke Rasmussen (M/ALDE-nah) und Industrieminister Bøskov (S/SPE) gelten als mögliche Kandidaten.
FI Henna Virkkunen
KOK/EVP
Breites Profil, Wirtschaft
KOK (EVP),
PS (EKR),
SFP (ALDE),
KD (EVP)
Die finnische Regierung hat angekündigt, dass sie die langjährige Europaabgeordnete Virkkunen als Kommissionsmitglied vorschlagen wird. Bereits frühzeitig stand fest, dass KOK (EVP) als stärkste Regierungspartei das Kommissionsmitglied vorschlagen würde. Zudem hatte Premierminister Petteri Orpo (KOK/EVP) signalisiert, dass das Kommissionsmitglied bei der Europawahl kandidiert haben soll. Virkkunen galt deshalb schon länger als Favoritin. Nach der Europawahl hatte sich kurzzeitig auch Mika Aaltola, Direktor des Finnish Institute of International Affairs und früherer parteiloser Präsidentschaftskandidat, ins Spiel gebracht. Aaltola hatte bei der Wahl die meisten Vorzugsstimmen unter den KOK-Kandidat:innen erhalten und deshalb ein „Mandat“ für sich selbst gesehen.
SK Maroš Šefčovič
parteilos (Smer-nah)
Breites Profil
Smer (–),
Hlas (–),
SNS (ID-nah)
Die slowakische Regierung hat angekündigt, dass sie den erfahrenen Kommissionsvizepräsidenten Šefčovič für eine vierte Amtszeit vorschlagen wird. Zuvor hatte auch der ehemalige Außenminister Miroslav Lajčák, derzeit Sonderbeauftragter der EU für den Belgrad-Pristina-Dialog und den westlichen Balkan, als mögliche Alternative gegolten.
IE Michael McGrath
FF/ALDE
Finanzen
FG (EVP),
FF (ALDE),
GP (EGP)
Die irische Regierung hat Finanzminister McGrath als Kommissionsmitglied vorgeschlagen. In der irischen Regierung gab es eine ungeschriebene Absprache, dass das nächste Kommissionsmitglied vom kleineren Koalitionspartner FF (ALDE) vorgeschlagen würde. Im Gespräch für den Posten waren zuvor der Europaabgeordnete Barry Andrews (FF/ALDE) sowie Agrarminister Charlie McConalogue (FF/ALDE). Auch das derzeitige Kommissionsmitglied Mairead McGuinness (FG/EVP) wäre an einer zweiten Amtszeit interessiert gewesen. Ex-Regierungschef Leo Varadkar (FG/EVP) sowie FF-Parteichef Micheál Martin hatten eine Kandidatur ausgeschlossen.
HR Dubravka Šuica
HDZ/EVP
Breites Profil
HDZ (EVP)
DP (EKR-nah)
Die derzeitige Kommissarin Šuica wird voraussichtlich für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen werden. Bei der Europawahl gewann sie ein Mandat, das sie jedoch nicht antrat, um weiterhin ihr Kommissionsamt ausüben zu können.
LT Gabrielius Landsbergis
TS-LKD/EVP
Außenpolitik, Verteidigung
TS-LKD (EVP),
LRLS (ALDE)
Um offiziell vorgeschlagen zu werden, muss eine Kommissionskandidat:in von der Regierung nominiert und sowohl vom nationalen Parlament als auch von der Präsident:in unterstützt werden. Außenminister Landsbergis gilt als Anwärter für einen Posten im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik, etwa als Verteidigungskommissar. Präsident Gitanas Nausėda (–) hat jedoch erklärt, er sehe bessere Kandidat:innen als Landsbergis und halte es für sinnvoller, wenn Litauen ein wirtschaftspolitisches Ressort anstrebe. Premierministerin Ingrida Šimonytė (TS-LKD/EVP) unterstützt Landsbergis und hat für sich selbst einen Wechsel in die Kommission ausgeschlossen. EVP-Chef Manfred Weber (CSU/EVP) hat ebenfalls seine Unterstützung für Landsbergis erklärt.
LV Valdis Dombrovskis
JV/EVP
Wirtschaft
JV (EVP),
P (EGP),
ZZS (ALDE-nah)
Kommissionsvizepräsident Dombrovskis wurde von der lettischen Regierung für eine dritte Amtszeit in der Kommission vorgeschlagen. Krišjānis Kariņš (JVV/EVP) war ebenfalls an dem Amt interessiert gewesen, verlor aber seine Chancen, nachdem er Ende März wegen eines Spesenskandals als Außenminister hatte zurücktreten müssen.
SI Tomaž Vesel
parteilos
Finanzen, Justiz
GS (ALDE-nah),
SD (SPE),
L (EL)
Vesel, früherer Präsident des slowenischen Rechnungshofs, wurde von der slowenischen Regierung vorgeschlagen. Zuvor hatten Medienberichte Außenministerin Tanja Fajon (SD/SPE) als mögliche Anwärterin für das Amt der Hohen Vertreter:in gesehen. Allerdings wird dieses Amt nach der Wahl wohl eher nicht an die SPE gehen.
EE Kaja Kallas
RE/ALDE
Hohe Vertreterin
RE (ALDE),
SDE (SPE),
E200 (ALDE-nah)
Premierministerin Kallas wurde vom Europäischen Rat als Hohe Vertreterin nominiert. Alternativ wäre auch der Europaabgeordnete Urmas Paet (RE/ALDE) an einem Kommissionsposten interessiert gewesen. Laut Koalitionsvertrag hatte RE (ALDE) das Recht, das Kommissionsmitglied vorzuschlagen.
CY Hárris Georgiádes
DISY/EVP
Wirtschaft

Giórgos Lakkotrýpis
DISY/EVP
Energie

Konstantínos Kómbos
DISY/EVP
Außenpolitik, Justiz

DISY (EVP),
DIKO (SPE-nah)
Das derzeitige zyprische Kommissionsmitglied Stélla Kyriakídes (DISY/EVP) hat angekündigt, dass sie keine zweite Amtszeit anstrebt. Als mögliche Nachfolger:innen gelten Ex-Finanzminister Georgiádes, Ex-Energieminister Lakkotrýpis und der amtierende Außenminister Kómbos. Die zyprische Regierung hat signalisiert, dass sie für das von ihr vorgeschlagene Kommissionsmitglied das geplante neue Mittelmeer-Ressort anstrebt.
LU Christophe Hansen
CSV/EVP
Wirtschaft

Nicolas Schmit
LSAP/SPE
Wirtschaft, Soziales
CSV (EVP),
DP (ALDE)
Die luxemburgische Regierung wollte zunächst den ehemaligen Europaabgeordneten Hansen als Kommissionsmitglied vorschlagen. Allerdings trat der derzeitige EU-Arbeitskommissar Schmit als SPE-Spitzenkandidat an und hätte deshalb gute Aussichten auf einen wichtigen Kommissionsposten, etwa als Vizepräsident. Für die Regierung köntne das ein Grund sein, ihn wieder vorzuschlagen, obwohl Schmits Partei inzwischen in der Opposition ist.
MT Miriam Dalli
PL/SPE
Klima

Ian Borg
PL/SPE
Breites Profil
PL (SPE) Der zunächst von der maltesischen Regierung als Kommissar vorgesehene Vizepremierminister Chris Fearne (PL/SPE) musste Mitte Mai 2024 aufgrund einer Korruptionsaffäre zurücktreten. Regierungschef Robert Abela (PL/SPE) erkärte Anfang Juli, er werde an Fearne festhalten, falls dieser bei einem Gerichtstermin am 24. Juli von den Vorwürfen freigesprochen werde. Nachdem das Gericht die Anklage zuließ, erklärte Fearne selbst seinen Verzicht auf die Kandidatur. Umweltministerin Dalli und Außenminister Borg gelten als mögliche Alternativen.

Bilder: Eigene Grafiken.

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