- Die Liberalen von Guy Verhofstadt (rechts) koalieren jetzt mit der EVP. Aber macht das die Sozialdemokraten um Gianni Pittella (links) schon zu einer Oppositionspartei?
Koalitionsverträge sind eigenartige Dokumente. Rechtlich
haben sie keinerlei Wert: Sie verstoßen gegen das
Prinzip des freien Mandats, nach dem Abgeordnete im Parlament an
keine Weisungen gebunden sind und sich auch vertraglich nicht dazu
verpflichten können, ihr Amt in einer bestimmten Weise auszuüben.
Wollte jemand versuchen, die Inhalte eines Koalitionsvertrags vor
Gericht einzuklagen, er würde kläglich scheitern.
Politisch können Koalitionsverträge dafür umso wichtiger sein – wobei sich auch hier
ihre Bedeutung je nach Land stark unterscheidet. Wo das
Wahlsystem regelmäßig klare Sieger mit einer absoluten Mehrheit
hervorbringt oder wo es üblich ist, dass Parteien mit
Minderheitskabinetten und flexiblen Mehrheiten regieren, spielen
Koalitionen normalerweise keine Rolle. In Ländern mit Mehrparteiensystemen, in denen es dennoch einen Wunsch nach stabilen Regierungsmehrheiten gibt, können Koalitionsvereinbarungen hingegen zur Leitschnur des ganzen politischen Lebens werden.
In Deutschland etwa wird zu kaum einer Zeit so intensiv zwischen den Parteien verhandelt wie kurz nach den Wahlen, wenn der Koalitionsvertrag verfasst wird. Er regelt nicht nur detailreich die Gesetzgebungspläne der Regierung, sondern auch wie die Koalitionsfraktionen im Parlament zusammenarbeiten und welche Partei welche Regierungsämter beanspruchen darf. Und wenn sich die Regierungspartner darüber streiten, ob man dieses oder jenes Vorhaben wirklich umsetzen soll, hat kaum ein Argument solches Gewicht wie der Verweis auf die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag.
In Deutschland etwa wird zu kaum einer Zeit so intensiv zwischen den Parteien verhandelt wie kurz nach den Wahlen, wenn der Koalitionsvertrag verfasst wird. Er regelt nicht nur detailreich die Gesetzgebungspläne der Regierung, sondern auch wie die Koalitionsfraktionen im Parlament zusammenarbeiten und welche Partei welche Regierungsämter beanspruchen darf. Und wenn sich die Regierungspartner darüber streiten, ob man dieses oder jenes Vorhaben wirklich umsetzen soll, hat kaum ein Argument solches Gewicht wie der Verweis auf die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag.
Die
informelle Große Koalition im Europäischen Parlament
Auf
europäischer Ebene hingegen gab es so etwas wie schriftliche
Koalitionsvereinbarungen bis vor kurzem überhaupt nicht. Zwar ist
das Europäische Parlament mit acht Fraktionen stark zersplittert, sodass eine Mehrheitsbildung nur durch Absprachen zwischen ihnen möglich ist. Doch da das Parlament ohnehin kein Initiativrecht besitzt und auch die Mitglieder der Europäischen Kommission (mit Ausnahme des Kommissionspräsidenten) nur von den nationalen Regierungen, nicht den europäischen Parteien nominiert werden, erschien eine stabile Mehrheit mit einem festen gemeinsamen Programm
den meisten europäischen Politikern schlicht als unnötig.
Auch ohne Koalitionsvertrag kommen in der Praxis allerdings seit jeher die meisten europäischen Rechtsakte durch eine
Zusammenarbeit der beiden größten Fraktionen – der
christdemokratischen EVP und der sozialdemokratischen S&D, oft
ergänzt durch die liberale ALDE – zustande. Für diese „informelle
Große Koalition“ gibt es verschiedene Gründe. Zum einen sind EVP
und S&D das einzige Zwei-Fraktionen-Bündnis im Parlament, das
auf eine absolute Mehrheit kommt; ihre Kooperation ist also in der
Regel der einfachste Weg, um die notwendige Zahl an Abgeordneten für
die Verabschiedung eines Rechtsakts zu erreichen. Zum anderen sind
auch die meisten Mitglieder der Europäischen Kommission und die
meisten Regierungschefs im Europäischen Rat Christdemokraten,
Sozialdemokraten oder Liberale. Die informelle Große Koalition ist
deshalb am besten in der Lage, auch institutionenübergreifend eine
gemeinsame Linie zu finden, was im europäischen Gesetzgebungsverfahren zwingend notwendig ist.
Alternative Mehrheiten: Mitte-Links und Mitte-Rechts
In den vergangenen zwei Wahlperioden entstanden deshalb rund 70 Prozent
aller Entscheidungen des Parlaments durch
eine Zusammenarbeit von EVP und S&D. Trotzdem war die Große
Koalition nie der einzige Weg, um Mehrheiten im Parlament
herzustellen: Daneben fanden sich immer wieder auch ein
Mitte-Rechts-Bündnis aus EVP, ALDE sowie der rechtskonservativen EKR
bzw. ein Mitte-Links-Bündnis aus S&D, ALDE, der grünen Fraktion
G/EFA sowie der Linksfraktion GUE/NGL zusammen.
Beide
bleiben zwar knapp unter einer absoluten Mehrheit. Sie kommen jedoch nah
genug daran heran, um mithilfe von Abweichlern aus anderen Fraktionen
einen Beschluss zu verabschieden, was in der Praxis auch immer wieder vorkommt. Zwischen 2004 und 2014 fielen rund 15 Prozent aller Entscheidungen durch das Mitte-Links- bzw. das Mitte-Rechts-Bündnis. Die Zusammenarbeit der
Mitte-Links-Parteien spielte dabei besonders in den Bereichen
Umweltschutz und Bürgerrechte eine wichtige Rolle, Mitte-Rechts bei
wirtschaftspolitischen Fragen.
Das Zünglein an der Waage ist dabei die ALDE, die für beide Bündnisvarianten jenseits der Großen Koalition notwendig ist. Die beiden europaskeptischen Rechtsaußenfraktionen EFDD und ENF spielen für die Entscheidungen des Parlaments hingegen faktisch keine Rolle.
Das Zünglein an der Waage ist dabei die ALDE, die für beide Bündnisvarianten jenseits der Großen Koalition notwendig ist. Die beiden europaskeptischen Rechtsaußenfraktionen EFDD und ENF spielen für die Entscheidungen des Parlaments hingegen faktisch keine Rolle.
Das
Agreement of Understanding von 2014
Das
Modell einer rein informellen Großen Koalition endete allerdings
nach der Europawahl 2014, als die großen Fraktionen zunächst noch
enger aneinander rückten. Die Vorsitzenden von EVP und S&D, zu
dieser Zeit Manfred Weber (CSU/EVP) und Martin Schulz (SPD/SPE),
vereinbarten damals schriftlich in einem fünfzeiligen Agreement
of Understanding, dass sie sich gegenseitig bei der Wahl des
Präsidenten des Europäischen Parlaments unterstützen würden. In
der ersten Hälfte der Wahlperiode sollte dabei ein Sozialdemokrat,
danach ein Christdemokrat zum Zug kommen. Wenig später schloss sich
der Vereinbarung auch der liberale Fraktionschef Guy Verhofstadt
(Open-VLD/ALDE) an.
Allerdings
bezog sich dieses Agreement of Understanding ausschließlich
auf die Besetzung dieses einen Amtes und beinhaltete keinerlei
darüber hinausgehenden inhaltlichen Absprachen. Auch die sogenannten
G5-Treffen,
zu denen sich die Spitzen der Christ- und Sozialdemokraten seit 2014
regelmäßig trafen, um über wichtige politische Fragen zu beraten,
basierten nicht auf einer schriftlichen Vereinbarung. Mehr noch: Die
genauen Inhalte des Agreement of Understanding blieben
zunächst vor der Öffentlichkeit geheim. Bekannt wurden sie
erst, als die S&D Ende 2016 ankündigte, dass sie an einem
eigenen Kandidaten für die Parlamentspräsidentschaft festhalten
würde – und ein erboster Manfred Weber ihr daraufhin Wortbruch
vorwarf.
Konflikt
zwischen Sozialdemokraten und Christdemokraten
Dieser
Konflikt zwischen den beiden großen Fraktionen hatte sich schon
länger angedeutet. Durch ihre engere Zusammenarbeit hatten EVP und
S&D den Aufstieg der Europaskeptiker bei der Europawahl 2014
kontern wollen. Seit 2015 rückten die Sozialdemokraten jedoch von
dieser Strategie ab und wirtschaftspolitisch nach links: Als Mittel
gegen den Nationalpopulismus suchten sie nun mehr Polarisierung und
Pluralismus innerhalb des pro-europäischen Lagers. Im vergangenen
Dezember eskalierte der Konflikt schließlich, als der
S&D-Vorsitzende Gianni Pittella (PD/SPE) das
Ende der Großen Koalition ankündigte. Als einzige
Mehrheitsoption blieb den Sozialdemokraten damit das
Mitte-Links-Bündnis mit Liberalen, Grünen und Linken.
In
den Tagen vor der Wahl des neuen Parlamentspräsidenten am
vergangenen Dienstag kam es deshalb offenbar auch zu einem Versuch
der S&D, die ALDE für eine stabilere Zusammenarbeit zu gewinnen.
Guy Verhofstadt wies dieses Angebot indessen zurück – und
überraschte viele Beobachter, indem er am Morgen des Wahltags eine
neue,
feste Allianz mit der EVP präsentierte. Die schriftliche
Grundlage, auf der diese konservativ-liberale Allianz beruhen soll, veröffentlichte Manfred Weber diesmal sofort:
ein immerhin zweiseitiges Dokument, in dem EVP und ALDE sich auf
bestimmte politische Prioritäten geeinigt haben, die in den nächsten
Jahren im Vordergrund stehen sollen.
.@EPPGroup agreed w/ @ALDEgroup on partnership to support @Antonio_Tajani. We are open to other pro-European forces to join this initiative pic.twitter.com/QIhgJLWF9Y— Manfred Weber (@ManfredWeber) 17. Januar 2017
Die
EVP-ALDE-Koalition
Unter
anderem bekennen sich Christdemokraten und Liberale dazu, zusammen
mit Kommission und Rat eine „gemeinsame, inter-institutionelle
Überlegung zur Zukunft der EU“ einzuleiten, die auch „die
Möglichkeit zur Eröffnung eines Konvents umfassen“ müsse. Sie
wollen die Währungsunion auf Grundlage des Fünf-Präsidenten-Berichts
reformieren, die EU mit
finanziellen Eigenmitteln ausstatten, eine europäische
Verteidigungsunion und eine europäische Küstenwache herbeiführen.
Aber auch die Umweltpolitik und Fragen der Rechtsstaatlichkeit –
also die Bereiche, in denen die ALDE in der Vergangenheit am
häufigsten mit dem Mitte-Links-Bündnis und gegen die EVP stimmte –
sollen künftig in die gemeinsame Zusammenarbeit fallen. Und um das
alles zu erreichen, wollen die beiden Fraktionen nicht nur im
Parlament, sondern auch mit ihren jeweiligen Parteifreunden in der
Kommission und im Rat eng zusammenarbeiten.
Die
Vereinbarung, die EVP und ALDE am Morgen der
Parlamentspräsidentenwahl präsentierten, hatte also fast alles, was
für einen – wenn auch etwas rudimentären – Koalitionsvertrag
notwendig ist. Eines jedoch fehlte den beiden Fraktionen: Von einer
Mehrheit im Parlament waren sie weit entfernt. Folgerichtig betonten
sie deshalb sogleich, dass ihre „pro-europäische Koalition“ auch
für alle anderen Fraktionen offenstehe, die sich ihm anschließen
wollten. Doch dieses Angebot wurde nun, wenig überraschend, von den
Sozialdemokraten abgelehnt, die an ihrem Konfrontationskurs zur EVP
und an ihrem eigenen Kandidaten für die Parlamentspräsidentschaft
festhielten.
Die
Reaktion bei EKR und S&D
Stattdessen
wandte sich die EVP-ALDE-Koalition erst einmal nach rechts: Die Wahl
ihres Präsidentschaftskandidaten Antonio Tajani (FI/EVP) erreichte
sie schließlich dank der Stimmen der nationalkonservativen EKR,
also im Rahmen des traditionellen Mitte-Rechts-Bündnisses. Eine
dauerhafte Zusammenarbeit im Sinne des Koalitionsprogramms dürfte
daraus aber nicht entstehen: Tatsächlich machte die EKR umgehend
klar, dass sie die
pro-europäische Agenda von EVP und ALDE ablehne – und Tajani
nur
mitgewählt habe, weil er zuvor inhaltliche Neutralität versprochen
hatte.
Die
Sozialdemokraten wiederum kündigten
wenige Tage nach der Wahl an, sie würden ab sofort an einer
neuen „progressiven Koalition“ arbeiten, die eine Alternative zum
EVP-ALDE-Bündnis bilden könne. Künftig solle es deshalb in allen
Gesetzgebungsfragen eine „strukturierte Koordination“ zwischen
S&D, Grünen und Linken geben. Ganz in Opposition gehen wollen
die Sozialdemokraten aber nicht: Wenn EVP und ALDE sie für eine
Mehrheit benötigten, würden sie auch künftig eine „konstruktive
Rolle“ spielen.
Wer
wird von der Koalition profitieren?
Wer
zuletzt wirklich von dem Bündnis zwischen EVP und ALDE profitiert,
bleibt also abzuwarten: Die beiden Koalitionsparteien, weil sie sich
künftig zu allen wichtigen Fragen schon vorab absprechen und
dadurch mehr Verhandlungsmacht haben werden? Speziell die Liberalen,
weil die EVP keine Vereinbarungen mehr allein mit der S&D trifft?
Speziell die Christdemokraten, weil die ALDE nicht mehr für das
Mitte-Links-Bündnis zur Verfügung steht? Die Sozialdemokraten,
weil sie sich künftig leichter gegen die liberal-konservative
Koalition profilieren können, aber trotzdem oft genug an der
Gesetzgebung beteiligt sein werden? Oder die EKR, weil sie für die
Koalitionspartner der natürliche Ansprechpartner ist, wenn die S&D
sich verweigert?
Der
Koalitionsvertrag zwischen EVP und ALDE – und, wenn es zustande kommt, das linke
Gegenbündnis aus S&D, Grünen und Linken – schafft eine
begrüßenswerte Transparenz über die politische Agenda dieser
Fraktionen und kann die Grundlage für ein neues, strukturierteres
Verhältnis zwischen ihnen sein. Auch für die Medien könnte das
Parlament dadurch interessanter werden, vor allem in der
Öffentlichkeit von Ländern, in denen man aus der nationalen Politik mit
Koalitionslogiken vertraut ist. Mit ein wenig Glück könnte das
sogar (wie von den Sozialdemokraten erhofft) dazu führen, dass in
der europapolitischen Debatte Links-Rechts-Gegensätze künftig
stärker an Sichtbarkeit gewinnen und die Nationalpopulisten nicht
mehr als
die einzige Alternative zur bestehenden Politik erscheinen.
GroKo
reloaded?
Wahrscheinlicher
ist aber ein anderes Szenario: nämlich dass in den entscheidenden
Fragen die inhaltlichen Differenzen zwischen EVP und ALDE einerseits
und der EKR andererseits einfach doch zu groß sind, sodass die
Koalition für die Umsetzung ihrer Agenda auf die Sozialdemokraten
angewiesen bleibt. Und dass die Sozialdemokraten sich zwar hier und
da ein wenig zieren, aber aus Verantwortung gegenüber dem
großen Ganzen letztlich doch immer wieder Kompromisse eingehen werden. Bis
wir am Ende wieder in den Modus der informellen Großen Koalition
zurückkehren – wenn auch vielleicht mit etwas weniger glatten
Abläufen und etwas mehr öffentlichem Streit als in den vergangenen
zweieinhalb Jahren.
Es
bleibt dabei, was ich hier
Mitte Dezember geschrieben habe: Die informelle Große Koalition
ist fest in der Funktionsweise der EU verankert. Wer sie überwunden
will, muss die EU-Verträge ändern.
Bild: by European Union 2014 - European Parliament [CC BY-NC-ND 2.0], via Flickr; eigene Grafiken.
Verhofstadts ALDE macht zusammen mit rechten Kräften den EVP-Kandidaten und Berlusconi-Vertrauten Tajani zum EU-Präsidenten.
AntwortenLöschenWer einem da erzählen will, Verhofstadt sei ein glühender Europäer, ist postfaktisch. Er ist ein eindeutiger Befürworter der neokonservativen Austeritäts- und Flüchtlingsabschottungspolitik. Das hat er jetzt bewiesen und niemand kann das mehr leugnen.
Ich weiß nicht, ob man Verhofstadt allein aufgrund dieser Koalition als "eindeutigen Befürworter der neokonservativen Austeritäts- und Flüchtlingsabschottungspolitik" bezeichnen kann.
LöschenAusterität spielt in der Einigung zwischen EVP und ALDE keine besonders herausragende Rolle. Die Formulierungen des wirtschaftspolitischen Abschnitts (2) sind nicht sehr spezifisch. Die Rede ist aber zum Beispiel von einer "growth, stability, sustainable development and investment strategy" die Rede, was mindestens zwei Schlagwörter (growth und investment) enthält, die eher dem Anti-Austeritäts-Lager zuzurechnen sind. Was EVP und ALDE daraus dann konkret machen, ist natürlich vollkommen offen, und natürlich hat sich die ALDE (wenn auch eher der Olli-Rehn- als der Verhofstadt-Flügel) während der Eurokrise durchaus austeritätsaffin gezeigt. Aber der Koalitionsvertrag allein ist da in meinen Augen kein wichtiges Argument.
Ähnliches gilt für die Flüchtlingspolitik. Die kommt in dem Koalitionsvertrag überhaupt nicht vor; die Rede ist nur von einer europäischen Küstenwache "providing protection to those in need and effectively preventing illegal migration". Das ist eher konservativ gefasst; zum Beispiel fehlt die Forderung nach einer Ausweitung legaler Einreisemöglichkeiten, wie sie SPE, Grüne und Linke fordern. Aber besonders weitgehende Forderungen der EVP, etwa eine europäische Liste sicherer Drittstaaten, sind in dem Agreement auch nicht enthalten.
Umgekehrt beinhaltet der Koalitionsvertrag außerdem eben auch sehr prominent die Forderung nach institutionellen Reformen und den Verweis auf einen möglichen Konvent - was nun nicht gerade eine Herzensangelegenheit der EVP ist. In einer Verhofstadt wohlgesonnenen Interpretation könnte man deshalb durchaus sagen, dass er sich auf einige programmatische und personelle Kompromisse eingelassen hat, um die EVP hinter seine proeuropäische Reformagenda zu bringen. Wie genau es inhaltlich zwischen EVP und ALDE in den nächsten zweieinhalb Jahren weitergeht, werden wir aber natürlich erst in Zukunft sehen.
Danke für die Erläuterungen. Ich habe meine Aussage vor allem auf die Wahl von Tajani bezogen. Wenn der ALDE etwas an Europa gelegen hätte, hätte sie vor zwei Wochen geschlossen für Pittella stimmen müssen. Mit dem neoliberal ideologisierten Gedöns, das die EVP nunmehr seit bald 20 Jahren in der EU veranstaltet, wurde der Laden doch erst voll gegen die Wand gefahren: Brexit, Jugendarbeitslosigkeit, Wachstumsschwäche. Klar, die Elite merkt davon nichts, sondern freut sich über Erasmus oder niedrige Roaminggebühren im Urlaub. Aber fragen Sie mal einen der 25 Mio. Arbeitslosen (egal aus welchem Land) oder einen der fast 100 Mio. atypisch Beschäftigten, wann er das letzte Mal Urlaub in einem Hotel gemacht hat.
AntwortenLöschenIch will das keinesfalls Ihnen als Autor vorwerfen, sondern eben der neoliberal ideologisierten Politik, der die ALDE nun wieder zur Mehrheit verholfen hat und auch weiter verhelfen will.