28 Juni 2017

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Juni 2017): Liberale dank Macron im Rekordhoch


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 190 68 216 74 42 40 18
Mai 17 46 28 170 82 198 35 27* 59 12 21
Juni 17 55 23* 155 109 201 38 28* 42 11 16

Stand: 27.6.2017.
Die Parlamentswahlen in Frankreich am 11. und 18. Juni haben das französische Parteiensystem umgekrempelt. Emmanuel Macrons LREM wurde aus dem Stand die stärkste Kraft, während die konservativen LR (EVP) verloren und die sozialistische PS (SPE) völlig abstürzte. Aber auch die linke FI, ebenfalls eine Neugründung, schnitt bemerkenswert gut ab, während der rechte FN (BENF) hinter den Erwartungen zurückblieb.

Solche Verschiebungen der Kräfteverhältnisse im zweitgrößten EU-Mitgliedstaat haben natürlich auch Auswirkungen auf unsere Europawahl-Projektion. Diese fallen umso drastischer aus, als es Umfragen zur Wählergunst der Parteien in Frankreich immer nur in den Wochen vor einer Wahl gibt. Regelmäßig abgefragt wird nur die Beliebtheit von einzelnen nationalen Politikern, aus der sich jedoch keine halbwegs belastbaren Schlussfolgerungen für das Wahlverhalten bei einer Europawahl ziehen lassen. In der Projektion waren die französischen Parteien deshalb bis zuletzt noch mit den Werten erschienen, die sie in Umfragen vor der Regionalwahl 2015 hatten – also zu einer Zeit, als LREM noch nicht einmal gegründet war.

In der aktuellen Projektion hingegen gehen die französischen Parteien mit ihren Ergebnissen in der ersten Runde der Parlamentswahl am 11. Juni ein. Gegenüber der letzten Projektion von Anfang Mai ergeben sich dadurch mehrere größere Veränderungen.

S&D verliert an Boden

Die erste dieser Veränderungen betrifft das Kräfteverhältnis zwischen den beiden größten Fraktionen: der christdemokratischen EVP und der sozialdemokratischen S&D. Die EVP muss zwar in Frankreich, aber auch in Spanien und Polen Verluste hinnehmen. In anderen Mitgliedstaaten wie Deutschland, Rumänien und Österreich legt sie hingegen auch zu, sodass sie nun insgesamt auf 201 Sitze käme (+3).

Bei den Sozialdemokraten hingegen geht der französische Kollaps einher mit dem Ende des „Schulz-Effekts“ in den deutschen Wahlumfragen. In Spanien können sich die Sozialisten zwar auch leicht verbessern. Zusammengenommen aber erleidet die S&D einen massiven Rückfall und käme nun nur noch auf 155 Sitze (–15).

Zwischen den beiden größten Fraktionen öffnet sich damit nun eine Kluft von 46 Sitzen – bei weitem der größte Vorsprung, den die EVP in der gesamten Wahlperiode je hatte. Besonders bitter dürfte für die Sozialdemokraten dabei sein, dass ihr britisches Mitglied, die Labour Party, ausgerechnet jetzt zu einem Höhenflug ansetzt und in den neuesten britischen Umfragen als stärkste Kraft erscheint. In der Projektion werden die Parteien aus dem Vereinigten Königreich jedoch nicht mehr berücksichtigt, da der britische EU-Austritt voraussichtlich noch vor der nächsten Europawahl stattfinden wird.

ALDE über 100-Sitze-Marke

Liberale im Rekordhoch.
Die größten Gewinnerin der letzten Wochen ist allerdings die liberale ALDE. Deren Umfragewerte waren schon seit der Europawahl 2014 langsam, aber stetig gestiegen, sodass sie sich mit einigem Abstand als drittstärkste Kraft konsolidiert hatte. Dennoch erschien es ausgesprochen optimistisch, dass ALDE-Parteichef Hans van Baalen in einem Interview im vergangenen November eine Zielmarke von 100 Sitzen für die Europawahl 2019 ausgab.

In den aktuellen Umfragen überspringen die Liberalen diese Marke jedoch spielend und kämen nun auf 109 Mandate (+27). Dieser Aufschwung ist zum Teil den deutschen und tschechischen Liberalen zu verdanken, die sich merklich verbessern können. Dass er so drastisch ausfällt, liegt jedoch klar an Macrons LREM, die nun mit sehr großem Abstand die stärkste nationale Einzelpartei in der liberalen Fraktion wäre.

Zünglein an der Waage

Sollte es bei der nächsten Europawahl tatsächlich zu diesem Ergebnis kommen, wäre das der bei weitem beste Wert, den die europäischen Liberalen jemals erzielen konnten. Auch für die Machtarithmetik im Europäischen Parlament könnte das weitreichende Folgen haben: Dank der starken ALDE kämen nämlich sowohl das Mitte-Links-Bündnis (aus S&D, ALDE, Grünen und Linken) als auch das Mitte-Rechts-Bündnis (aus EVP, ALDE und Nationalkonservativen) jeweils auf eine absolute Mehrheit der Sitze.

Alternativen zur Großen Koalition aus EVP und S&D, durch die derzeit die meisten Entscheidungen im Parlament zustande kommen, würden damit wahrscheinlicher – und der Einfluss der Liberalen als „Zünglein an der Waage“ könnte beträchtlich zunehmen.

Geht LREM wirklich zur ALDE?

Allerdings geht diese Überlegung von der Annahme aus, dass sich LREM auch wirklich der ALDE-Fraktion anschließt. Endgültig entschieden ist das noch nicht: Zwar gibt es schon seit längerem Kontakte zwischen ihnen, und im französischen Wahlkampf gaben sich die europäischen Liberalen als Emmanuel Macrons wichtigste Unterstützer. Nach der Wahl vermied es Macron jedoch, sofort ein eindeutiges Bekenntnis zur ALDE abzugeben, und nahm auch nicht an dem Treffen der liberalen Staats- und Regierungschefs teil, das vor dem Gipfel des Europäischen Rats im Juni stattfand. Aktuell macht sich deshalb auch die EVP offenbar Hoffnungen, dass es ihr noch gelingen könnte, den französischen Senkrechtstarter für sich zu gewinnen.

Für die Projektion gehen wir trotzdem davon aus, dass LREM sich letztlich für die ALDE entscheiden wird. Das erscheint zum einen programmatisch plausibel: Macron vertritt vor allem wirtschaftsliberale und integrationsfreundliche Positionen. Zum anderen aber auch politisch: Schließlich hat die EVP bereits ein anderes prominentes Mitglied aus Frankreich, und Macron wird kaum ein Interesse daran haben, in der französischen Öffentlichkeit mit den konservativen LR in einen Topf geworfen zu werden.

Linke legen zu, Grüne in der Krise

Eine weitere Fraktion, die von den Entwicklungen in Frankreich profitieren kann, ist die linke GUE/NGL, die nun wieder viertstärkste Kraft im Parlament wäre (55 Sitze / +9). Zu den drei stärksten Einzelparteien würde dabei neben der spanischen Unidos Podemos und der deutschen Linken auch Jean-Luc Mélenchons France Insoumise zählen. Die griechische Syriza, vor zwei Jahren noch der Hoffnungsträger der europäischen Linken, rutscht hingegen weiter ab.

Immer ernster wird derweil die Krise der europäischen Grünen. Diese würden nach den letzten Umfragen nicht nur ihre Sitze in Frankreich verlieren. Auch in Litauen und den Niederlanden, wo sie in den Monaten zuvor stets besonders gute Ergebnisse erzielt hatten, müssen sie Einbußen hinnehmen.

Insgesamt kämen die Grünen damit nur noch auf 23 Sitze (–5) – und damit auf zwei weniger, als nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments zur Bildung einer eigenständigen Fraktion notwendig sind. Einstweilen können sich die Grünen freilich noch damit beruhigen, dass sie bei Europawahlen bisher meist etwas besser abschnitten als in nationalen Umfragen. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass die übrigen Parteien eine Änderung der Geschäftsordnung akzeptieren könnten, durch die angesichts der Verkleinerung des Parlaments nach dem Brexit auch die Untergrenze für die Fraktionsbildung heruntergesetzt wird. Dennoch: Selten waren die Grünen ihrem Worst-Case-Szenario, dem Verlust einer eigenen Fraktion, so nahe wie jetzt.

Rechte auf Tiefstwert in dieser Wahlperiode

Aber nicht nur bei Sozialdemokraten und Grünen, auch auf der entgegengesetzten Seite des politischen Spektrums kommt es zu deutlichen Einbußen: Die Rechtsaußenfraktion ENF fällt auf 42 Sitze zurück (–17). Grund dafür ist vor allem die Wahlschlappe des französischen FN, aber auch schwache Umfragewerte der deutschen AfD und der österreichischen FPÖ.

Die beiden anderen Rechtsfraktionen (die keine französischen Mitglieder haben) können hingegen leicht zulegen: Die rechtskonservative EKR käme dank etwas stärkerer Werte in Polen und Griechenland nun auf 38 Mandate (+3). Die nationalpopulistische EFDD wiederum verbessert sich auf 28 Sitze (+1), da ihre litauische Mitgliedspartei TT nun wieder knapp über die nationale Fünfprozenthürde käme. Mit dann drei nationalen Mitgliedsparteien wäre die EFDD allerdings immer noch weit von dem Minimum entfernt, das für die Bildung einer eigenen Fraktion notwendig ist.

Alle drei Rechtsfraktionen zusammen kämen damit nur noch auf 108 Mandate, ihr mit Abstand niedrigster Wert in der gesamten Wahlperiode. Damit bestätigt sich die Beobachtung, dass mit dem Brexit-Referendum (und der Wahl von Donald Trump) die rechtspopulistische Bewegung im Jahr 2016 ihren Höhepunkt erreicht hat und seitdem – wenigstens vorerst – rapide an Unterstützung verliert.

Fraktionslose und Sonstige verlieren an Gewicht

Auch die fraktionslosen und sonstigen (d.h. nicht im Parlament vertretenen und keiner Fraktion eindeutig zuzuordnenden) Parteien verlieren in den aktuellen Umfragen an Gewicht. Die Fraktionslosen kämen nun noch auf 11 Sitze (–1), die Sonstigen auf 16 (–5).

Insbesondere würde die italienische Linkspartei MDP, die sich vor einigen Monaten von den Sozialdemokraten abgespalten hatte, nun an der nationalen Vierprozenthürde scheitern. Aber auch die rechtsextreme ĽSNS aus der Slowakei, die rechtspopulistische Kʼ15 aus Polen und die Antikorruptionspartei USR aus Rumänien sind nun schwächer als zuvor. Neu vertreten sind unter den sonstigen Parteien die zentristische LRA aus Lettland sowie die nationalkonservative LCP aus Litauen.

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Projektion für die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert sie auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Die Werte für das Vereinigte Königreich werden zwar in der Tabelle angegeben, gehen jedoch nicht in die Gesamtsitzzahl ein.

Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht und nach welchen Kriterien die nationalen Parteien den europäischen Fraktionen zugeordnet wurden, ist im Kleingedruckten unter der Tabelle erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 189 68 216 74 42 40 19
Mai 17 46 28 170 82 198 35 27* 59 12 21
Juni 17 55 23* 155 109 201 38 28* 42 11 16
DE 9 Linke
1 Tier
7 Grüne
1 Piraten
1 ödp
23 SPD 8 FDP
1 FW
35 Union 1 Familie
7 AfD 1 Partei
1 NPD
FR 9 FI
6 PS 31 LREM-MD 19 LR

9 FN

GB 1 SF 3 Greens
4 SNP
1 PC
35 Lab

27 Cons
1 UUP


1 DUP
IT

23 PD
11 FI
1 SVP

23 M5S 11 LN
4 FdI


ES 10 UP 1 ERC
1 Comp
1 ICV
14 PSOE 9 Cʼs
1 PDeCAT
17 PP




PL

4 SLD 4 .N 15 PO 22 PiS


6 Kʼ15
RO

16 PSD 2 ALDE 10 PNL
1 UDMR




3 USR
NL 2 SP
1 PvdD
2 GL 2 PvdA 7 VVD
4 D66
3 CDA 1 CU
4 PVV

EL 4 Syriza
2 Pasok 1 EK 9 ND 1 ANEL

2 XA
2 KKE

BE 2 PTB 2 Groen
1 Ecolo
2 sp.a
2 PS
2 OpenVLD
2 MR
2 CD&V
1 cdH
1 CSP
3 N-VA
1 VB

PT 1 CDU
2 BE

10 PS
8 PSD-CDS




CZ 3 KSČM
3 ČSSD 10 ANO 1 TOP09
2 KDU-ČSL
2 ODS



HU

5 MSZP
12 Fidesz


4 Jobbik
SE 2 V
6 S 3 C
1 L
4 M
4 SD


AT
1 Grüne 5 SPÖ 1 Neos 6 ÖVP

5 FPÖ

BG

6 BSP 1 DPS 8 GERB



2 OP
DK 1 FmEU
4 S 3 V
1 RV
1 LA

3 DF



FI 1 Vas 2 Vihr 3 SDP 3 Kesk 3 Kok 1 PS



SK

4 SMER
1 KDH
1 M-H
1 SMK
1 OĽ-NOVA
2 SaS

1 SNS 1 ĽSNS 1 SR
IE 3 SF

3 FF 5 FG




HR 1 ŽZ
3 SDP
6 HDZ



1 Most
LT
3 LVŽS 2 LSDP 1 LRLS 3 TS-LKD
1 TT

1 LCP
LV

3 SDPS 2 ZZS 1 V 1 NA


1 LRA
SI 1 ZL
1 SD 1 SMC
1 DeSUS
3 SDS
1 NSi-SLS





EE

1 SDE 2 KE
2 RE





1 EKRE
CY 2 AKEL
1 DIKO
3 DISY




LU

1 LSAP 1 DP 4 CSV




MT

3 PL
3 PN





Verlauf


GUE/
NGL
G/EFA S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
27.06.2017 55 23 155 109 201 38 28 42 11 16
02.05.2017 46 28 170 82 198 35 27 59 12 21
mit GB 47 35 186 88 198 68 36 59 13 21
06.03.2017 50 35 182 80 191 69 48 60 14 22
16.01.2017 48 40 180 82 191 63 48 68 14 17
14.11.2016 48 38 182 91 194 65 47 61 13 12
13.09.20164738181911896253631413
26.07.20164839185901925954611310
25.05.20165540174851876351701412
05.04.20165237179851927250531516
07.02.20165134183821967051551217
14.12.20155233185871926852531217
17.10.20155133193752046651541212
21.08.20155635190742047047491115
30.06.201561341887320569 43471120
03.05.201560321938020562 4451159
10.03.201560311967721660 4349127
12.01.201565401907021259 4743178
18.11.201460421956921259 4743168
23.09.20145339196672236147401510
28.07.2014564719175215664440134
EP 01.07.14525019167221704837
15

Die Zeile „EP 01.07.14“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 1. Juli 2014, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2014. Bis März 2017 sind die Werte der Sitzprojektion einschließlich dem Vereinigten Königreich angegeben, ab Mai 2017 ohne das Vereinigte Königreich. Die Zeile „mit GB“ kennzeichnet die Werte für Mai 2017 mit dem Vereinigten Königreich. Die Spalte für die ENF-Fraktion gibt bis Mai 2015 die Werte der Europäischen Allianz für Freiheit (EAF) bzw. der Bewegung für ein Europa der Nationen und Freiheiten (BENF) und ihr nahestehender Parteien an, die bis zur Fraktionsgründung im Juni 2015 fraktionslos waren.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei den „weiteren“ Parteien ist zudem die ungefähre politische Ausrichtung angegeben, um ihre Bündnismöglichkeiten auf europäischer Ebene anzudeuten. Da die betreffenden Parteien allerdings oft erst vor kurzer Zeit gegründet wurden, befindet sich ihre Programmatik zum Teil noch im Fluss, sodass die Angabe lediglich zur groben Orientierung dienen kann.

Fraktionszuordnung

Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Wahl erklärt oder ein Fraktionswechsel erscheint aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören oder ihr in der politischen Ausrichtung sehr nahe stehen, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind und bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden als „Weitere Parteien“ eingeordnet. Diese Zuordnungen folgen zum Teil natürlich auch einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung der Parteien. Jeder Leserin und jedem Leser sei es deshalb selbst überlassen, sie nach eigenen Kriterien zu korrigieren.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wurde bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. In Ländern, wo es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder wo die letzte solche Umfrage mehr als ein Jahr zurückliegt, wurde stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament verwendet. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wurde der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wurde auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel wurden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. In Ländern, wo die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Belgien, Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion wurden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass Parteien zu Wahlen in Listenverbindungen antreten, werden der Projektion jeweils die am plausibelsten erscheinenden Listenverbindungen zugrunde gelegt. Insbesondere werden für Spanien folgende Listenverbindungen angenommen: Unidos Podemos, Compromís und ICV (mit Compromís auf dem 3., ICV auf dem 6. Listenplatz); PDeCAT und PNV (mit PNV auf dem 2. Listenplatz).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, FW, Familienpartei, PARTEI und NPD).
In Großbritannien haben wegen der Unterschiede im Wahlrecht einige Parteien nur bei Europawahlen echte Chancen, Mandate zu gewinnen. In Umfragen zu nationalen Wahlen schneiden diese Parteien deshalb strukturell deutlich schlechter ab als bei der Europawahl. Dies gilt vor allem für UKIP und Greens. Um dies zu kompensieren, wird in der Projektion für die Greens stets das Ergebnis der Europawahl herangezogen (3 Sitze). Für UKIP und LibDem werden die aktuellen Umfragewerte für nationale Wahlen verwendet, aber für die Projektion mit dem Faktor 3 (UKIP) bzw. 1,33 (LibDem) multipliziert.
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb jeweils mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf:
Deutschland: nationale Umfragen, 15.-27.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl (1. Runde), 11.6.2017.
Vereinigtes Königreich, England: nationale Umfragen, 10.-21.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Wales: Umfragen für Regionalwahl, 21.5.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Schottland: Umfragen für Regionalwahl, 14.3.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Nordirland: Ergebnis der Regionalwahl, 2.3.2017.
Italien: nationale Umfragen, 11.-23.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 9.-16.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 21.-23.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 22.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 15.-18.6.2017, Quelle: Quirksmode.
Griechenland: nationale Umfragen, 23.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 11.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 20.3.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 25.5.2014.
Portugal: nationale Umfragen, 7.-11.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 13.-18.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 13.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 7.-20.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 16.-23.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 22.6.2017, Quelle: Novinite.
Dänemark: nationale Umfragen, 14.-25.6.2017, Quelle: Berlingske Barometer.
Finnland: nationale Umfragen, 16.-20.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 19.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 13.-26.5.2017, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 26.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 10.6.2017, Quelle: Vilmorus.
Lettland: nationale Umfragen, 24.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 15.-25.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 6.-16.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 22.5.2016.
Luxemburg: nationale Umfragen, 4.12.2016, Quelle: Electograph.
Malta: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 3.6.2017.

Bilder: Eigene Grafiken.