04 Mai 2017

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Mai 2017): Parteien der Mitte im Aufschwung, Rechte stürzen ab

Stand: 2.5.2017.
Am 29. März hat das Vereinigte Königreich offiziell den Antrag zum Austritt aus der EU gestellt und damit ein Verfahren in Gang gesetzt, durch das das Land im Regelfall nach zwei Jahren aus der EU ausscheiden wird. Gewiss, der Weg dahin ist noch lang und es gilt einige Hürden zu nehmen, die zu einer Verzögerung des Verfahrens führen könnten. Doch vermutlich wird bereits die Europawahl 2019 ohne Großbritannien stattfinden.

Was mit den 73 britischen Sitzen geschieht, die dadurch frei werden, ist derzeit unklar. Eine Möglichkeit wäre, sie unter den anderen Mitgliedstaaten aufzuteilen. Eine andere, sie über transnationale Listen besetzen zu lassen. All das bedarf jedoch jeweils einer Reform des Europawahlrechts, für die Einstimmigkeit im Rat notwendig ist. Wenn es zu dieser Reform nicht kommt, bleiben die britischen Sitze künftig einfach unbesetzt und die Gesamtgröße des Europäischen Parlaments reduziert sich von 751 auf 678 Abgeordnete. Nach Stand der Dinge ist dies das wahrscheinlichste Szenario – und es soll deshalb künftig auch die Grundlage der Europawahl-Projektionen auf diesem Blog sein.

EVP deutlich vor S&D

Was passiert, wenn man die britischen Abgeordneten aus dem Europäischen Parlament wegdenkt, habe ich hier bereits nach dem Brexit-Referendum 2016 kurz beschrieben: Jene Fraktionen, die keine britischen Mitgliedsparteien haben – insbesondere die christdemokratische EVP und die rechte ENF – gewinnen an relativem Gewicht. Große Verlierer sind die rechtskonservative EKR und die nationalpopulistische EFDD, die sich bislang zu einem wesentlichen Anteil aus Vertretern britischer Parteien (der Tories und UKIP) zusammensetzen. Aber auch die sozialdemokratische S&D und die grün-regionalistische G/EFA würden unter dem Verlust der Labour Party, der Greens und der schottischen SNP leiden.

Der Brexit führt deshalb nicht zuletzt dazu, dass der Abstand zwischen EVP und S&D wieder steigt. Bei der Europawahl 2014 waren die Christdemokraten mit 30 Sitzen Vorsprung vor den Sozialdemokraten stärkste Kraft im Parlament geworden (221:191). Doch seitdem war diese Differenz nach und nach abgeschmolzen, und in der letzten Projektion im März 2017 betrug sie nur noch 9 Sitze (191:182).

In der aktuellen Projektion können nun beide Parteien kräftig zulegen: Die Christdemokraten kämen auf 198 Mandate (+7), die Sozialdemokraten auf 186 (+4) – für beide ist das jeweils der beste Wert seit Herbst 2015. Zieht man die 16 Sitze der britischen Labour Party ab, würde die S&D-Fraktion jedoch nur 170 Sitze erreichen. Sie läge damit wieder 28 Mandate hinter der EVP, fast ebenso weit wie am Beginn der Wahlperiode vor fast drei Jahren.

Druck auf Fidesz steigt

Dieser deutliche Vorsprung der EVP hat diverse Implikationen: Zum einen wird es durch den Brexit wahrscheinlicher, dass auch der Nachfolger von Jean-Claude Juncker (CSV/EVP) als Präsident der Europäischen Kommission wieder den Christdemokraten angehört. Und zum anderen wird die EVP dadurch von einzelnen nationalen Mitgliedsparteien unabhängiger, die nicht mit den Zielen und Werten der Partei im Einklang stehen.

So war das Kopf-an-Kopf-Rennen mit der S&D bislang ein wichtiges Argument für die Christdemokraten, der ungarischen Fidesz um Viktor Orbán die Stange zu halten – auch wenn diese auf nationaler Ebene das ungarische Regierungssystem nach und nach entdemokratisiert. Nach den jüngsten Angriffen Orbáns gegen die Wissenschaftsfreiheit waren nun hingegen auch in der EVP-Fraktion erstmals deutliche kritische Stimmen vernehmbar. Zwar wird es fürs Erste offenbar noch nicht zum Rauswurf kommen. Doch die EVP scheint sich bewusst zu sein, dass sie nicht zwingend auf ihre zwölf ungarischen Abgeordneten angewiesen ist, um auch 2019 stärkste Fraktion im Europäischen Parlament zu bleiben.

EVP und S&D legen in Polen zu

Außer vom Brexit profitierte die EVP in den letzten Wochen vor allem von guten Umfragewerten in Deutschland und Polen, während sie in Rumänien leichte Verluste hinnehmen muss.

Die S&D kann ebenfalls in Polen punkten, wo sie die nationale Fünf-Prozent-Hürde nun wieder überschreiten würden. Auch ihre Mitgliedsparteien aus Portugal und Rumänien legen noch einmal zu und erreichen auf nationaler Ebene jeweils über 40% der Stimmen. In anderen Ländern schwächeln die Sozialdemokraten jedoch: In Deutschland etwa ist der „Schulz-Effekt“ ein wenig abgeebbt, und in den Niederlanden blieb das Ergebnis bei der Parlamentswahl im März am unteren Rand der ohnehin schon niedrigen Erwartungen.

ALDE mit leichten Zugewinnen

Für die liberale ALDE-Fraktion zeigt der Brexit paradoxe Effekte: Ihr britisches Mitglied, die Liberal Democrats, kam bei der letzten Europawahl nur noch auf einen einzigen Sitz und dümpelte seither in den Umfragen vor sich hin. In den letzten Monaten konnten sie sich auf nationaler Ebene jedoch als Anti-Brexit-Partei profilieren – und erfuhren dadurch in Umfragen einen leichten Zuwachs, durch den sie nun auch im Europäischen Parlament wieder mit mehreren Sitzen vertreten wären.

Nur wird es dazu gerade wegen des britischen Austritts voraussichtlich ja nicht kommen. Zieht man die LibDem-Sitze ab, bleibt von den beachtlichen Zugewinnen der ALDE-Fraktion in den letzten Wochen nicht mehr viel übrig: Statt auf 88 Sitze (+8 gegenüber der Projektion im März) käme sie nur noch auf 82. Außerhalb Großbritanniens konnten die Liberalen zuletzt vor allem in den Niederlanden und Spanien zulegen. In Polen hingegen scheint der Höhenflug der liberalen Nowoczesna wieder vorbei zu sein: Nachdem sie Ende 2015 in einigen nationalen Umfragen sogar auf dem ersten Platz lag, müsste sie derzeit um den Parlamentseinzug bangen.

Grüne müssen um Fraktionsstatus bangen

Ein weiterer Brexit-Verlierer ist die Fraktion der Grünen/EFA, der mit den Greens und der schottischen SNP gleich zwei recht starke Mitgliedsparteien abhanden gehen. Hinzu kommen zuletzt noch schwache Umfragewerte in Deutschland und besonders in Schweden, wo die grüne Miljöpartiet derzeit an der nationalen Vier-Prozent-Hürde scheitern würde.

Anderswo, etwa in Flandern, stehen die Grünen zwar etwas besser da, sodass sie europaweit derzeit auf 35 Sitze kämen (unverändert gegenüber März) – doch ohne die britischen Abgeordneten wären davon nur noch 28 übrig. Damit nähern sich die Grünen bedrohlich der Untergrenze von 25 Sitzen, die nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments zur Bildung einer eigenständigen Fraktion notwendig sind.

Weniger Auswirkungen hat der Brexit auf die Linksfraktion GUE/NGL, die lediglich ein einzelnes Mitglied aus Nordirland verlieren wird. Allerdings zeigen die Linken in verschiedenen anderen Mitgliedstaaten zuletzt etwas schwächere Werte, etwa in Spanien und den Niederlanden. Insgesamt käme die Fraktion deshalb nur noch auf 47 Sitze (–3), ohne das Vereinigte Königreich 46.

Die EKR stürzt ohne Tories ab

Die dramatischsten Folgen aber hat der britische Austritt im europaskeptisch-rechten Parteienspektrum. Das betrifft zum einen die rechtskonservative EKR-Fraktion: Während deren britisches Mitglied, die Tories, in nationalen Umfragen sehr gut dastehen, sind die Rechtskonservativen in anderen Ländern deutlich angeschlagen. Vor allem die polnische PiS, aber auch die flämische N-VA hatten zuletzt eine Reihe schlechter Umfragen; die griechische ANEL würde nach Stand der Dinge überhaupt nicht mehr ins Parlament einziehen.

Insgesamt käme die EKR deshalb selbst mit den Tories nur noch auf 68 Sitze (–1). Zieht man die britischen Sitze ab, bleiben davon nur 35 übrig. Die EKR wäre damit nur noch die sechststärkste Fraktion im Europäischen Parlament – nachdem sie 2014 noch den dritten Platz erreichte.

Für die EFDD gehen die Lichter aus

Für die nationalpopulistische EFDD-Fraktion wiederum dürften mit dem Brexit endgültig die Lichter ausgehen: Ohne die britische UKIP hat sie keine realistische Chance mehr, auf Abgeordnete aus mindestens sieben verschiedenen Mitgliedstaaten zu kommen, wie das die Geschäftsordnung des Parlaments verlangt. Tatsächlich würden unter den derzeitigen Fraktionsmitgliedern nur das italienische M5S und die schwedischen SD wieder ins Parlament einziehen. Da hilft es auch nicht, dass das M5S in nationalen Umfragen gerade die Sozialdemokraten überholt hat und nun die stärkste Partei in Italien wäre.

Interessanterweise hat der Brexit allerdings auch der UKIP selbst nicht gutgetan: Seit Ausrufung der britischen Neuwahlen im Juni sind die Umfragewerte der Partei auch auf nationaler Ebene abgestürzt. Sogar mit UKIP käme die EFDD deshalb derzeit nur noch auf 36 Sitze (–12), ohne UKIP wären es 27.

Auch die ENF hat wenig Grund zur Freude

Durch den Brexit gewinnt die Rechtsaußenfraktion ENF, die keine britischen Mitglieder zu verlieren hat, an relativem Gewicht. Mit dem Absturz von EKR und EFDD würde sie zur stärksten Kraft des europaskeptischen Spektrums.

Davon abgesehen brachten die letzten Wochen für die ENF jedoch wenig Grund zur Freude: In den Niederlanden blieb die PVV hinter ihren Erwartungen zurück, in Deutschland leidet die AfD nicht nur unter internen Streitigkeiten, sondern auch unter sinkenden Zustimmungswerten. Insgesamt würde deshalb auch die ENF leicht verlieren und käme aktuell auf 59 Sitze (–1).

(Auch in Frankreich erreichte die FN-Kandidatin Marine Le Pen bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl nicht den von ihr erhofften ersten Platz. Allerdings schlägt sich das nicht in der Europawahl-Projektion nieder, da hier nur Umfragen zur Parlamentswahl, nicht zur Präsidentschaftswahl berücksichtigt werden.)

Verluste für alle drei Rechtsfraktionen

Selbst ohne Brexit ist die aktuelle Projektion damit die erste überhaupt in dieser Wahlperiode, in der alle drei Rechtsfraktionen – EKR, EFDD und ENF – Verluste einstecken müssen. Ohne die britischen Abgeordneten wäre der Sitzanteil der Rechtsfraktionen im Parlament sogar geringer, als er es 2014 war. Zwar ist es sicher noch zu früh, um die rechte Bedrohung für überwunden zu erklären: In den nächsten Jahren finden noch in mehreren Mitgliedstaaten nationale Wahlen statt, bei denen rechte Parteien Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung haben. Und vor allem sind auch die strukturellen Ursachen der Europaskepsis, die in der Funktionsweise der EU selbst liegen, noch nicht überwunden.

Doch der Aufstieg der rechten Europagegner, der noch im Mai 2016 nahezu unaufhaltsam schien, hat seitdem erhebliche Dämpfer erfahren. Das passt zu der Beobachtung im letzten Eurobarometer, dass die Zustimmung zur EU europaweit derzeit so hoch ist wie seit 2007 nicht mehr.  Für die Parteien der Mitte ergibt sich damit die Chance, nicht mehr nur auf die Angriffe von rechts zu reagieren, sondern wieder selbst die politische Tagesordnung zu gestalten.

Fraktionslose und weitere Parteien

Auch die fraktionslosen Parteien, die großteils den rechtsextremen Rand des Parlaments bilden, kommt es zu leichten Verlusten (13 Sitze/–1). Ursache sind hier die schwächeren Umfragewerte der ungarischen Jobbik. Mit dem Brexit würden die Fraktionslosen außerdem auch den Sitz der nationalkonservativen DUP aus Nordirland verlieren.

Bei den „weiteren“ Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind und sich keiner Fraktion klar zuordnen lassen, büßt vor allem die italienische Linkspartei MDP, die sich im Februar von den Sozialdemokraten abspaltete, an Zustimmung ein. Neu im Tableau ist das niederländische Forum voor Democratie (FvD). Mit seinem europaskeptischen und auf mehr direkte Demokratie abzielenden Programm würde es vermutlich gut zur EFDD-Fraktion passen. Da es diese künftig wohl nicht mehr geben wird, könnte das FvD aber auch in einer anderen Fraktion, etwa der EKR, unterkommen. Insgesamt kommen die „weiteren“ Parteien auf 21 Sitze (–1).

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Projektion für die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert sie auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht und nach welchen Kriterien die nationalen Parteien den europäischen Fraktionen zugeordnet wurden, ist im Kleingedruckten unter der Tabelle erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 189 68 216 74 42 40 19
März 17 50 35 182 80 191 69 48* 60 14 22
Mai 17 47 35 186 88 198 68 36* 59 13 21
- ohne GB 46 28 170 82 198 35 27* 59 12 21
DE 8 Linke
1 Tier
6 Grüne
1 Piraten
1 ödp
28 SPD 6 FDP
1 FW
33 Union 1 Familie
8 AfD 1 Partei
1 NPD
FR
2 EELV 18 PS 7 MD-UDI 23 LR

24 FN

GB 1 SF 3 Greens
4 SNP
16 Lab 6 LibDem
32 Cons
1 UUP
9 UKIP
1 DUP
IT

22 PD
10 FI
1 SVP

23 M5S 10 LN
4 FdI

3 MDP-CP
ES 10 UP 1 ERC
1 Comp
1 ICV
12 PSOE 8 Cʼs
1 PDeCAT
20 PP




PL

4 ZL 3 .N 18 PO 19 PiS


7 Kʼ15
RO

17 PSD 2 ALDE 8 PNL
1 UDMR




4 USR
NL 1 SP
1 PvdD
3 GL 1 PvdA 7 VVD
4 D66
3 CDA 1 CU
4 PVV
1 FvD
EL 5 Syriza
1 PE

2 Pasok 1 EK 8 ND


2 XA
2 KKE

BE 2 PTB 2 Groen
1 Ecolo
2 sp.a
2 PS
2 OpenVLD
2 MR
2 CD&V
1 cdH
1 CSP
3 N-VA
1 VB

PT 1 CDU
2 BE

10 PS
8 PSD-CDS




CZ 3 KSČM
4 ČSSD 8 ANO 1 TOP09
2 KDU-ČSL
2 ODS
1 SPD

HU

4 MSZP
1 DK

12 Fidesz


4 Jobbik
SE 2 V
6 S 3 C
1 L
4 M
4 SD


AT
2 Grüne 5 SPÖ 1 Neos 4 ÖVP

6 FPÖ

BG

6 BSP 2 DPS 7 GERB



2 OP
DK 1 FmEU
4 S 3 V
1 RV
1 LA

3 DF



FI 1 Vas 2 Vihr 3 SDP 3 Kesk 3 Kok 1 PS



SK

4 SMER
1 KDH
1 M-H
1 OĽ-NOVA
2 SaS

1 SNS 2 ĽSNS 1 SR
IE 3 SF

5 FF 3 FG




HR 1 ŽZ
4 SDP
5 HDZ



1 Most
LT
5 LVŽS 1 LSDP 1 LRLS 3 TS-LKD 1 LLRA



LV

3 SDPS 2 ZZS 1 V 1 NA



1 KPV
SI 1 ZL
1 SD 1 SMC
1 DeSUS
3 SDS
1 NSi-SLS





EE

1 SDE 2 KE
2 RE





1 EKRE
CY 2 AKEL
1 DIKO
3 DISY




LU

1 LSAP 1 DP 4 CSV




MT

3 PL
3 PN





Verlauf


GUE/
NGL
G/EFA S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
02.05.2017 46 28 170 82 198 35 27 59 12 21
mit GB 47 35 186 88 198 68 36 59 13 21
06.03.2017 50 35 182 80 191 69 48 60 14 22
16.01.2017 48 40 180 82 191 63 48 68 14 17
14.11.2016 48 38 182 91 194 65 47 61 13 12
13.09.20164738181911896253631413
26.07.20164839185901925954611310
25.05.20165540174851876351701412
05.04.20165237179851927250531516
07.02.20165134183821967051551217
14.12.20155233185871926852531217
17.10.20155133193752046651541212
21.08.20155635190742047047491115
30.06.201561341887320569 43471120
03.05.201560321938020562 4451159
10.03.201560311967721660 4349127
12.01.201565401907021259 4743178
18.11.201460421956921259 4743168
23.09.20145339196672236147401510
28.07.2014564719175215664440134
EP 01.07.14525019167221704837
15

Die Zeile „EP 01.07.14“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 1. Juli 2014, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2014. Bis März 2017 sind die Werte der Sitzprojektion einschließlich dem Vereinigten Königreich angegeben, ab Mai 2017 ohne das Vereinigte Königreich. Die Zeile „mit GB“ kennzeichnet die Werte für Mai 2017 mit dem Vereinigten Königreich. Die Spalte für die ENF-Fraktion gibt bis Mai 2015 die Werte der Europäischen Allianz für Freiheit (EAF) bzw. der Bewegung für ein Europa der Nationen und Freiheiten (BENF) und ihr nahestehender Parteien an, die bis zur Fraktionsgründung im Juni 2015 fraktionslos waren.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei den „weiteren“ Parteien ist zudem die ungefähre politische Ausrichtung angegeben, um ihre Bündnismöglichkeiten auf europäischer Ebene anzudeuten. Da die betreffenden Parteien allerdings oft erst vor kurzer Zeit gegründet wurden, befindet sich ihre Programmatik zum Teil noch im Fluss, sodass die Angabe lediglich zur groben Orientierung dienen kann.

Fraktionszuordnung

Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Wahl erklärt oder ein Fraktionswechsel erscheint aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören oder ihr in der politischen Ausrichtung sehr nahe stehen, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind und bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden als „Weitere Parteien“ eingeordnet. Diese Zuordnungen folgen zum Teil natürlich auch einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung der Parteien. Jeder Leserin und jedem Leser sei es deshalb selbst überlassen, sie nach eigenen Kriterien zu korrigieren.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wurde bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. In Ländern, wo es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder wo die letzte solche Umfrage mehr als ein Jahr zurückliegt, wurde stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament verwendet. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wurde der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wurde auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel wurden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. In Ländern, wo die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Belgien, Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion wurden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass Parteien zu Wahlen in Listenverbindungen antreten, werden der Projektion jeweils die am plausibelsten erscheinenden Listenverbindungen zugrunde gelegt. Insbesondere werden für Spanien folgende Listenverbindungen angenommen: Unidos Podemos, Compromís und ICV (mit Compromís auf dem 3., ICV auf dem 6. Listenplatz); PDeCAT und PNV (mit PNV auf dem 2. Listenplatz).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, FW, Familienpartei, PARTEI und NPD).
In Großbritannien haben wegen der Unterschiede im Wahlrecht einige Parteien nur bei Europawahlen echte Chancen, Mandate zu gewinnen. In Umfragen zu nationalen Wahlen schneiden diese Parteien deshalb strukturell deutlich schlechter ab als bei der Europawahl. Dies gilt vor allem für UKIP und Greens. Um dies zu kompensieren, wird in der Projektion für die Greens stets das Ergebnis der Europawahl herangezogen (3 Sitze). Für UKIP und LibDem werden die aktuellen Umfragewerte für nationale Wahlen verwendet, aber für die Projektion mit dem Faktor 3 (UKIP) bzw. 1,33 (LibDem) multipliziert.
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb jeweils mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf:
Deutschland: nationale Umfragen, 19.-29.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Regionalwahl-Umfragen, 23.11.-3.12.2015 (29.3.2015 für LR, MD-UDI), Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, England: nationale Umfragen,17.-28.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Wales: Umfragen für Regionalwahl, 20.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Schottland: Umfragen für Regionalwahl, 14.3.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Nordirland: Ergebnisse der Regionalwahl, 2.3.2017.
Italien: nationale Umfragen, 13.-26.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 31.3.-12.4..2017, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 12.-25.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 14.3.2017, Quelle: Electograph.
Niederlande: nationale Umfragen, 20.4.2017, Quelle: Ipsos.
Griechenland: nationale Umfragen, 30.3.-8.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 11.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 20.3.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 25.5.2014.
Portugal: nationale Umfragen, 4.-5.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 12.-24.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 23.3.-4.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 16.-27.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 20.-29.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 26.3.2017.
Dänemark: nationale Umfragen, 17.-30.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen für Kommunalwahlen, 4.4.2017, Quelle: Taloustutkimus.
Slowakei: nationale Umfragen, 25.-26.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 28.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 18.4.2017, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 12.-23.4.2017, Quelle: Electograph.
Lettland: nationale Umfragen, 24.3.2017, Quelle: Electograph.
Slowenien: nationale Umfragen, 24.3.-5.4.2017, Quelle: Electograph.
Estland: nationale Umfragen, April 2017, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 22.5.2016.
Luxemburg: nationale Umfragen, 4.12.2016, Quelle: Electograph.
Malta: nationale Umfragen, 28.4.2017, Quelle: Malta Today.

Bilder: Eigene Grafiken.

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