Ergebnisse der Europawahl 2024

Von Manuel Müller.
Dieser Text wurde von der Europawahl am 6.-9. Juni bis zur Konstituierung des Europäischen Parlaments am 16. Juli 2024 laufend aktualisiert und stellt nun dauerhaft die Situation zum Zeitpunkt der Konstituierung des Parlaments dar. Letzte Bearbeitung: 17.7.2024.


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID/PfE ESN fʼlos
EP 2019 406814897187627627
Mai 2024 3772139102176694961
EP 2024 46531367718878842533

Wahlergebnis 2024.

Historische Wahlergebnisse.

Am 6.-9. Juni 2019 hat Europa gewählt; alle nationalen Wahlergebnisse sind auf der Website des Europäischen Parlaments zu finden. Wie viele Sitze jede Fraktion wirklich haben wird, stand unmittelbar nach der Wahl allerdings noch nicht fest: Zahlreiche nationale Einzelparteien entschieden erst in den Wochen nach der Wahl, welcher Fraktion sie sich anschließen würden. 

Unsicherheit entstand dabei zum einen durch Parteien, die zum ersten Mal ins Europäische Parlament einziehen. Einige von ihnen hatten sich schon vor der Wahl öffentlich auf eine Fraktion festgelegt, andere nicht. Zum anderen gab es auch unter den Parteien, die dem Parlament schon länger angehörten, einige, die vor der Wahl den Übertritt zu einer anderen Fraktion nicht ausgeschlossen hatten.

Neue Fraktionen

Zudem versuchten einige Parteien, die neu ins Parlament einzogen oder bislang fraktionslos waren, die Gründung neuer, eigenständiger Fraktionen versuchen. Dafür waren nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 23 Abgeordnete aus sieben verschiedenen Mitgliedstaaten erforderlich.

Die mögliche Gründung einer neuen linkskonservativen Fraktion um das deutsche BSW und das italienische M5S wurde am 3. Juli aufgegeben. Eine Rechtsaußenfraktion namens Patrioten für Europa (PfE) wurde Ende Juni angekündigt und zog danach viele Parteien an, die zuvor der ID-Fraktion angehört hatten; de facto wurde die PfE-Fraktion damit die Nachfolgerin der alten ID. Zudem gründete sich im Juli eine weitere neue Rechtsaußenfraktion namens Europa der Souveränen Nationen (ESN). Ein erster Anlauf dazu war Ende Juni noch gescheitert.

Dieser Artikel stellt die Sitzverteilung zum Zeitpunkt der Konstituierung des neuen Parlaments am 16. Juli 2024 dar. In wenigen Fällen hatten Parteien auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig entschieden, welcher Fraktion sie sich anschließen würden. Grundsätzlich sind Fraktionswechsel und -‍neugründungen auch später in der Wahlperiode jederzeit möglich.

Mehr allgemeine Informationen zu den europäischen Parteien und den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im neuen Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Parteien, die neu ins Parlament einzogen oder für die ein Fraktionswechsel kurz vor oder nach der Wahl plausibel erschien, sind farbig markiert. In einer zweiten Übersichtstabelle weiter unten wird die Situation aller markierten Parteien im Einzelnen erläutert.



Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID/PfE ESN fʼlos
EP 2019 406814897187627627
Mai 2024 3772139102176694961
EP 2024 46531367718878842533

Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID/PfE ESN fʼlos
DE 3 Linke
1 Tier
12 Grüne
3 Volt
14 SPD 5 FDP
3 FW
29 Union
1 Familie
1 ÖDP


14 AfD 6 BSW
2 Partei
1 PdF
1 AfD
FR 9 LFI
5 EELV 13 PS 13 RE 6 LR 4 ex-REC
30 RN 1 REC
IT 8 M5S
2 SI
4 EV 21 PD
8 FI
1 SVP
24 FdI 8 Lega

ES 2 Pod
1 Sumar
1 Bildu
1 ERC
1 BNG
1 CatComù
1 Comp
20 PSOE 1 PNV
22 PP
6 Vox
3 SALF
1 Junts
PL

3 Lewica 1 PL2050
21 KO
2 KP
20 PiS
3 Konf 3 Konf
RO
1 Ştefănuţă 11 PSD
2 USR
1 PMP
8 PNL
2 UDMR
6 AUR

2 SOS
NL 1 PvdD
4 GL
2 Volt
4 PvdA 4 VVD
3 D66
3 CDA
2 BBB
1 NSC
1 SGP 6 PVV

BE 2 PTB 1 Groen
1 Ecolo
2 Vooruit
2 PS
1 O-VLD
3 MR
1 LE
2 CD&V
1 CSP
3 N-VA 3 VB

CZ
1 Piráti


2 STAN
2 TOP09
1 KDU-ČSL
3 ODS 7 ANO
2 Přísaha
1 SPD 2 Stačilo
EL 4 Syriza
3 PASOK
7 ND 2 EL 1 FL
2 KKE
1 PE
1 NIKI
HU

2 DK

7 TISZA

10 Fidesz
1 KDNP
1 MHM
PT 1 BE
1 CDU

8 PS 2 IL 7 PSD
2 Chega

SE 2 V 3 MP 5 S 2 C
1 L
4 M
1 KD
3 SD


AT
2 Grüne 5 SPÖ 2 Neos 5 ÖVP
6 FPÖ

BG

2 BSP 3 DPS
2 PP
5 GERB
1 DB
1 ITN

3 V
DK 1 Enhl. 3 SF 3 S 2 V
1 M
1 RV
1 K
1 LA
1 DD 1 DF

SK


6 PS 1 KDH

1 REP 5 Smer
1 Hlas
1 REP
FI 3 Vas 2 Vihreät 2 SDP 2 Kesk
1 SFP
4 Kok
1 PS


IE 2 SF
1 Flanagan

1 Labour 4 FF
1 McNamara
1 II

4 FG



HR
1 Možemo 4 SDP
6 HDZ 1 DP


LT
1 DSVL 2 LSDP 1 LRLS
1 LP
3 TS-LKD 1 LLRA
1 LVŽS

1 TTS
LV
1 Prog 1 SDPS 1 LA 2 JV
2 NA
1 AS
1 LPV


SI
1 Vesna 1 SD 2 GS 4 SDS
1 NSi




EE

2 SDE 1 RE
1 KE
2 Isamaa 1 Madison


CY 1 AKEL
1 DIKO

2 DISY 1 ELAM

1 Fidías
LU
1 Gréng 1 LSAP 1 DP 2 CSV 1 ADR


MT

3 PL
3 PN




Die folgende Übersichtstabelle erläutert etwas ausführlicher die Situation der Parteien, die neu ins Parlament einzogen oder nach der Wahl die Fraktion wechselten oder deren Fraktionszuordnung zum Zeitpunkt der Europawahl oder kurz danach aus anderen Gründen unklar war.

Land Partei Sitze Bisher Künftig Anmerkung
DE AfD 15 fʼlos
(ID)
ESN
fʼlos
Angesichts mehrerer Skandale wurde die AfD im Mai 2024 aus der ID-Fraktion ausgeschlossen. Die Partei hoffte auf eine Rückkehr in die Fraktion und schloss dafür sogar einen besonders kontroversen Abgeordneten, Maximilian Krah, aus der Delegation aus. Dennoch wurde die Partei nicht wieder in die ID-Fraktion aufgenommen. Daraufhin setzte sie zunächst darauf, eine eigene neue Rechtsaußenfraktion zu gründen, die angeblich Die Souveränisten“ heißen sollte. Allerdings waren einige der dafür benötigten Partnerparteien so radikal, dass Teile der AfD Bedenken gegen die Gründung einer solchen Fraktion hatten. Als Alternative äußerte AfD-Chefin Alice Weidel deshalb auch Interesse an einem Beitritt zur geplanten neuen PfE-Fraktion um die ungarische Fidesz, die tschechische ANO und die österreichische FPÖ. Allerdings entwickelte sich die PfE-Fraktion rasch zur Nachfolgefraktion der ID, sodass die AfD darin weiterhin nicht willkommen war. Anfang Juli kehrte die AfD deshalb zu der Idee einer eigenen, neuen Fraktion zurück, was letztlich zur Gründung der Fraktion „Europa der Souveränen Nationen“ führte. Der aus der Delegation ausgeschlossene Abgeordnete Krah blieb fraktionslos.
DE BSW 6 neu f’los
Das BSW versuchte, eine eigene Fraktion zu bilden, scheiterte jedoch und blieb deshalb fraktionslos.
DE FW 3 RE RE Die FW sind seit der Europawahl 2019 politisch nach rechts gerückt. Gerüchte über einen möglichen Übertritt zur EKR-Fraktion haben sich jedoch nicht konkretisiert.
DE Volt 3 G/EFA G/EFA Volt gehörte bisher der G/EFA-Fraktion an. Nach der Wahl verhandelten die drei deutschen und die zwei niederländischen Abgeordneten von Volt auch mit RE über einen möglichen Wechsel. Auf Empfehlung der Abgeordneten beschlossen die Partemitglieder schließlich jedoch in einer Urabstimmung, in der G/EFA zu bleiben.
DE Tier 1 neu
(Linke)
Linke Die Tierschutzpartei gewann bei der Europawahl 2019 einen Sitz und gehörte der Linksfraktion an, bis ihr einziger Europaabgeordneter aus der Partei und der Fraktion austrat. Nach der Wahl 2024 schloss sie sich erwartungsgemäß erneut der Linksfraktion an.
DE ÖDP 1 G/EFA EVP Die ÖDP nahm noch an der Rekonstituierung der G/EFA-Fraktion teil, wechselte aber Anfang Juli zur EVP-Fraktion.
DE PdF 1 neu f’los Die Kleinpartei PdF steht programmatisch den Mitte-links-Fraktionen am nächsten. Allerdings lehnt sie jede Vereinnahmung für ein politisches Lager ab und will keiner bestehenden Fraktion beitreten. Da ihr für das erklärte Ziel, eine eigene Fraktion zu gründen, die Partner fehlen, wird sie fraktionslos bleiben.
FR RN 30 ID PfE Das RN war nicht an der Gründung der neuen PfE-Fraktion um Fidesz, FPÖ und ANO beteiligt. Es trat der Fraktion jedoch bei dessen konstituierenden Treffen bei, das am 8. Juli, einen Tag nach der zweiten Runde der französischen Parlamentswahl 2024, stattfand.
FR LFI 9 Linke Linke Das LFI galt als mögliche Zielpartei für eine gemeinsame Fraktion mit dem deutschen BSW, verblieb aber letztlich in der Linksfraktion.
FR LR 6 EVP EVP Im Vorfeld der französischen Parlamentswahl Ende Juni waren die konservativen LR gespalten über ein mögliches Wahlbündnis mit dem ID-Mitglied RN. Die deutsche CDU/CSU drohte daraufhin mit einem möglichen Ausschluss der LR aus der EVP, falls es zu einem solchen Bündnis käme. Letztlich konkretisierte sich dies jedoch nicht.
FR ex-REC 4 EKR EKR Vor der Europawahl war die Partei Reconquête im Europäischen Parlament mit einem vom RN übergetretenen Abgeordneten vertreten, der sich der EKR-Fraktion angeschlossen hatte. Nach der Wahl wurden infolge eines internen Konflikts vier der fünf neu gewählten Abgeordneten aus der Partei ausgeschlossen. Die vier ausgeschlossenen Abgeordneten traten der EKR bei. Die in der Partei verbliebene Abgeordnete wurde später ein Mitglied der neu gegründeten ESN-Fraktion.
FR REC 1 EKR ESN Vor der Europawahl war Reconquête im Europäischen Parlament mit einem vom RN übergetretenen Abgeordneten vertreten, der sich der EKR-Fraktion angeschlossen hatte. Nach der Wahl wurden infolge eines internen Konflikts über eine mögliche Zusammenarbeit mit dem RN vier der fünf neu gewählten Abgeordneten aus der Partei ausgeschlossen. Die vier ausgeschlossenen Abgeordneten traten der EKR bei. Die in der Partei verbliebene Abgeordnete wurde später ein Mitglied der neu gegründeten ESN-Fraktion um die deutsche AfD.
IT M5S 8 fʼlos Linke


Das Movimento 5 Stelle hat sich in den letzten Jahren von einer populistischen Protestpartei zu einer NATO-skeptischen Mitte-links-Partei entwickelt und wollte vor der Wahl gern der grünen Fraktion beitreten. Entsprechende Gespräche blieben aber ergebnislos. Nach der Wahl galt das M5S deshalb als wahrscheinlicher Partner für eine neue Fraktion mit dem deutschen BSW. Stattdessen trat die Partei Anfang Juli aber der Linksfraktion bei.
IT Lega 8 ID PfE Wie die meisten früheren ID-Mitglieder ist die Lega der neuen PfE-Fraktion beigetreten.
IT AVS 6 neu Linke
G/EFA
Die Kandidat:innen des Wahlbündnisses AVS standen teils EV (G/EFA), teils SI (Linke) nahe. Aufgrund des italienischen Wahlsystems (mit offenen regionalen Listen und der Möglichkeit, in mehr als einem Wahlkreis zu kandidieren) wurde erst nach der Wahl klar, wie viele der gewählten Abgeordneten jeweils der einen oder der anderen Fraktion angehören würden.
ES Vox 6 EKR PfE Vox nahm Anfang Juli noch bei der konstituierenden Sitzung der EKR-Fraktion teil, kündigte kurz danach aber an, dass es zur neuen PfE-Fraktion wechseln wird.
ES Sumar 1 neu Linke Das Parteibündnis Sumar trat erstmals bei einer Europawahl an. Die meisten Kandidat:innen auf der Liste waren jedoch Mitglieder von Parteien, die im Europäischen Parlament bereits zuvor entweder der Fraktion der Grünen/EFA oder der Linksfraktion angehörten. Die parteilose Spitzenkandidatin trat nach der Wahl der Linksfraktion bei.
ES SALF 3 neu fʼlos
Die 2024 neu gegründete rechtspopulistische Wählervereinigung SALF ließ vor der Wahl offen, welcher Fraktion sie sich anschließen will. Sie galt als möglicher Partner einer neuen Fraktion um die deutsche AfD, die letztlich nicht zustande kam. Anfang Juli warf SALF Vox vor, einen Beitritt von SALF zur EKR-Fraktion zu blockieren. Vox wies diesen Vorwurf zurück. Als wenig später Vox selbst aus der EKR-Fraktion austrat, wurde SALF dennoch kein Mitglied. Stattdessen galt SALF als wahrscheinlicher Partner der neuen ESN-Fraktion um die deutsche AfD. Auch dieser Fraktion trat SALF jedoch nicht bei. Mitte Juli erklärte SALF noch einmal, mit „mindestens drei Fraktionen“ über einen Beitritt zu verhandeln. Zum Zeitpunkt der Konstituierung des Parlaments war die Partei aber weiterhin fraktionslos. 
ES Junts 1 f’los f’los
Die fraktionslose katalanisch-separatistische Partei Junts galt als mögliche Zielpartei für die gescheiterte neue Fraktion um das deutsche BSW. Bis zum Zeitpunkt der Konstituierung des Parlaments hatte der gewählte Abgeordnete Toni Comín sein Mandat noch nicht angetreten, da er dafür nach dem spanischen Wahlrecht einen Eid auf die spanische Verfassung ablegen und dafür nach Spanien reisen müsste, wo er strafrechtlich gesucht wird. Comín geht vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die entsprechenden Bestimmungen vor.
PL PiS 20 EKR EKR
PiS erwägte die Gründung einer neuen Fraktion mit Parteien aus Ostmitteleuropa und dachte auch über den Beitritt zur neuen PfE-Fraktion nach, entschied sich letztlich jedoch für den Verbleib in der EKR-Fraktion.
PL Konf 6 neu ESN
fʼlos
Die hart-europaskeptische Konfederacja ist erstmals ins Parlament eingezogen. Vorgängerparteien von ihr hatten Beziehungen zur ID, die aber immer schwierig waren. Ein Beitritt zur EKR erscheint noch unwahrscheinlicher, da dort aus Polen bereits die PiS Mitglied ist. Letztlich traten drei der Konfederacja-Abgeordneten der neuen ESN-Fraktion bei. Die übrigen drei blieben bis zur Konstituierung des Parlaments fraktionslos, wobei nicht ausgeschlossen schien, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt noch der PfE-Fraktion anschließen würden.
RO AUR 6 neu EKR Die Rechtsaußenpartei AUR hatte vor der Wahl angekündigt, der EKR beizutreten – aber nur, wenn nicht auch die ungarische Fidesz beitritt. Dies wurde nach der Wahl bestätigt.
RO SOS 2 neu fʼlos Die russlandfreundliche Rechtsaußenpartei S.O.S. România kündigte kurz nach der Wahl an, der ID beitreten zu wollen. S.O.S. nahm jedoch nicht an der konstituierenden Sitzung der PfE-Fraktion teil, die die ID-Fraktion ersetzt hat. Alternativ galt S.O.S. auch als mögliche Zielpartei einer neuen Fraktion um die deutsche AfD, wurde jedoch von dieser zurückgewiesen. S.O.S. wird deshalb fraktionslos bleiben.
RO PMP 1 EVP RE Die PMP ist nach der Wahl von der EVP zur RE übergetreten.
NL PVV 6 ID PfE Wie die meisten bisherigen ID-Mitglieder hat sich die PVV der neuen PfE-Fraktion angeschlossen.
NL VVD 4 RE RE Da die VVD auf nationaler Ebene mit der rechtsextremen PVV (ID) koaliert, kündigte die RE-Fraktion vor der Wahl eine Abstimmung über einen Ausschluss der VVD an. Die Abstimmung war zunächst für den 10. Juni geplant, wurde allerdings nach der Wahl zunächst um einige Wochen verschoben. Schließlich wurde klar, dass die Abstimmung nicht stattfinden wird. VVD wird also in der RE-Fraktion verbleiben. Wäre es tatsächlich zu einem Ausschluss gekommen, hätte die VVD versuchen können, in die EVP oder EKR aufgenommen zu werden. Ein ähnlicher Fall betrifft die schwedischen Liberalerna.
NL Volt 2 neu G/EFA
RE
Während die niederländische Volt zum ersten Mal ins Parlament eingezogen ist, gehörten Volt-Abgeordnete aus anderen Ländern bisher der G/EFA-Fraktion an. Nach der Wahl verhandelten die drei deutschen und die zwei niederländischen Abgeordneten mit RE über einen möglichen Wechsel. Auf Empfehlung der Abgeordneten beschlossen die Partemitglieder schließlich jedoch in einer Urabstimmung, in der G/EFA zu bleiben.
NL BBB 2 neu EVP Wie vor der Wahl angekündigt, ist die BBB der EVP beigetreten.
NL NSC 1 neu EVP Wie vor der Wahl angekündigt, ist NSC der EVP beigetreten.
BE N-VA 3 EKR EKR

Die N-VA „fühlte sich in der EKR nicht mehr ganz zu Hause“ und wollte deshalb lieber der EVP beitreten. Dort gab es angesichts der flämisch-separatistischen Positionen der N-VA allerdings Vorbehalte. Zum Zeitpunkt der Konstituierung des Parlaments gehörte die N-VA deshalb weiterhin der EKR-Fraktion an.
BE VB 3 ID PfE Wie die meisten bisherigen ID-Mitglieder, hat sich VB der neuen PfE-Fraktion angeschlossen.
BE LE 1 EVP RE LE hat nach der Wahl beschlossen, zur RE-Fraktion überzutreten.
CZ ANO 7 RE PfE Die Partei ANO erklärte nach der Wahl (nicht ganz überraschend), dass sie die RE-Fraktion verlassen wird. Später kündigte sie die Bildung einer neuen Fraktion mit der ungarischen Fidesz und der österreichischen FPÖ an.
CZ ODS 3 EKR EKR
Die nationalkonservative ODS arbeitet im Rahmen des Parteibündnisses SPOLU eng mit zwei tschechischen EVP-Parteien zusammen und versucht im Europäischen Parlament Brücken zwischen EVP und EKR zu schlagen. Falls die EKR die ungarische Fidesz aufgenommen hätte, hätte die ODS das zum Anlass für einen Fraktionswechsel nehmen können. Dazu kam es jedoch nicht.
CZ Přísaha 2 neu PfE Přísaha strebte einen Beitritt zur EKR an, wurde dort jedoch (vor allem auf Betreiben der ODS) abgelehnt. Letztlich schloss sich Přísaha der neuen PfE-Fraktion an. Ende 2023 hatte die Partei noch angekündigt, der EVP beizutreten.
CZ Stačilo 2 Linke fʼlos Die wirtschaftspolitisch linke, aber gesellschaftspolitische konservative Stačilo galt als mögliche Zielpartei für eine neue Fraktion um das deutsche BSW. Nach deren Scheitern entschied sie sich für die Fraktionslosigkeit.
CZ SPD 1 ID ESN SPD trat anders als die meisten anderen bisherigen ID-Mitgliedsparteien nicht der neuen PfE-Fraktion bei, die von einer anderen tschechischen Partei, nämlich ANO, mitgegründet wurde. Stattdessen kündigte SPD an, dass es sich einer neuen Rechtsaußenfraktion um die deutsche AfD anschließen wird.
EL Syriza 4 Linke Linke Teile der Syriza-Parteiführung strebten einen Wechsel zur S&D-Fraktion an, die sich dafür grundsätzlich offen zeigte. Der Vorschlag war innerhalb der Partei aber umstritten und konkretisierte sich letztlich nicht.
EL PE 1 neu fʼlos Die linkspopulistische PE gewann zum ersten Mal einen Sitz im Parlament. Sie galt als mögliches Mitglied der Linksfraktion oder auch als plausible Zielpartei der gescheiterten neuen Fraktion um das deutsche BSW. Letztlich blieb sie jedoch fraktionslos. 
EL NIKI 1 neu fʼlos Die christlich-nationalkonservative NIKI hat angekündigt, fraktionslos zu bleiben. Vorübergehend galt sie auch als mögliche Zielpartei der gescheiterten neuen Fraktion um die deutsche AfD.
EL FL 1 neu PfE Die FL-Spitzenkandidatin hatte vor der Wahl erklärt, sich am stärksten mit der EKR-Fraktion zu identifizieren. Nach der Wahl trat sie jedoch der neuen PfE-Fraktion bei.
HU Fidesz 10 fʼlos PfE Fidesz kündigte vor der Wahl an, nach Möglichkeit der EKR beitreten zu wollen, was einige derzeitige EKR-Mitglieder (PiS) unterstützten, andere (ODS, SD, AUR sowie Teile der PiS) aber strikt ablehnten. Nach der Wahl erklärte Fidesz, den EKR-Beitritt nicht mehr anzustreben, da dort auch die rumänische AUR vertreten sei. Die ID-Fraktion wiederum hatte sich schon vor der Wahl für einen Fidesz-Beitritt offen gezeigt. Zudem hatte ID die deutsche AfD ausgeschlossen, mit der die Fidesz nicht kooperieren will. Letztlich kündigte Fidesz die Gründung einer neuen Fraktion mit der österreichischen FPÖ und der tschechischen ANO an, die de facto die ID-Fraktion ersetzte.
HU TISZA 7 neu EVP Die von Péter Magyar geführte Mitte-rechts-Partei TISZA hat sich wie erwartet der EVP angeschlossen. Indirekt ging damit der EVP-Austritt der KDNP einher.
HU KDNP 1 EVP PfE Die KDNP ist eine Kleinpartei, die der Fidesz nahesteht und bei Wahlen immer auf einer gemeinsamen Liste mit ihr antritt. Anders als die Fidesz war die KDNP 2021 zunächst in der EVP verblieben. Infolge des EVP-Beitritt der TISZA trat die KDNP nach der Europawahl jedoch aus der EVP aus und schloss sich jetzt wir die Fidesz der PfE-Fraktion an.
HU MHM 1 neu ESN Die rechtsextreme MHM wollte im Europäischen Parlament gern eine eigene Fraktion gründen und schloss sich letztlich der neuen ESN-Fraktion um die deutsche AfD an.
PT Chega 2 neu PfE Chega zog erstmals ins Parlament ein, war aber bereits zuvor Mitglied der ID-Partei. Nach der Wahl trat Chega wie die meisten bisherigen ID-Mitglieder der neuen PfE-Fraktion bei.
SE L 1 RE RE
Die schwedischen Liberalerna arbeiten auf nationaler Ebene mit den rechtsextremen SD (EKR) zusammen. Die schwedische Centerpartiet forderte deshalb, sie aus der RE-Fraktion auszuschließen. In diesem Fall hätten die Liberalerna wohl Zuflucht in der EVP-Fraktion suchen können. Letztlich kam es jedoch nicht dazu, ebenso wie im ähnlich gelagerten Fall der niederländischen VVD.
AT FPÖ 6 ID PfE Die FPÖ kündete nach der Wahl an, dass sie mit der tschechischen ANO und der ungarischen Fidesz eine neue Fraktion namens Patrioten für Europa gründen würde. Dieser Fraktion schlossen sich später auch die meisten anderen bisherigen ID-Mitglieder an.
BG V 3 neu ESN Vǎzrashdane ist seit Anfang 2024 Mitglied der ID-Partei. Nach der Wahl trieb Vǎzrashdane die Gründung einer neuen Rechtsaußenfraktion um die deutsche AfD voran.
BG PP 2 neu RE Die liberale PP gewann erstmals Sitze im Europäischen Parlament gewonnen und schloss sich wie erwartet der RE-Fraktion an. PP trat als Teil eines zentristischen Wahlbündnisses mit DB an, dessen einziger Europaabgeordneter der EVP angehört.
BG DB 1 EVP EVP DB trat bei der Wahl als Teil des zentristischen Wahlbündnisses PP-DB an. Während sich PP der RE-Fraktion anschloss, gehörte der gewählte Europaabgeordnete von DB bereits vor der Wahl der EVP an und verblieb auch dort.
BG ITN 1 neu EKR Wie vor der Wahl angekündigt, ist ITN der EKR-Fraktion beigetreten.
DK LA 1 neu EVP Wie vor der Wahl angekündigt ist die LA der EVP beigetreten.
DK DD 1 neu EKR Wie vor der Wahl angekündigt, sind die DD der EKR-Fraktion beigetreten.
DK DF 1 ID PfE Wie die meisten bisherigen ID-Mitglieder ist die DF der neuen PfE-Fraktion beigetreten.
SK Smer 5 fʼlos fʼlos
Die slowakischen Regierungsparteien Smer und Hlas wurden 2023 von der S&D suspendiert und sind seitdem fraktionslos. Sie galten als mögliche Zielparteien einer neuen linkskonservativen Fraktion mit dem deutschen BSW oder einer neuen ostmitteleuropäischen Fraktion mit der polnischen PiS und der tschechischen ANO. Beide Fraktionsgründungen scheiterten jedoch. Smer und Hlas selbst wären gern in die S&D zurückgekehrt. Diese erhielt die Suspendierung jedoch aufrecht.
SK REP 2 fʼlos ESN
fʼlos
Einer der beiden REP-Abgeordneten ist der neuen Rechtsaußen-Fraktion um die deutsche AfD beigetreten. Der andere Abgeordnete wurde nicht in die Fraktion aufgenommen und bleibt fraktionslos.
SK Hlas 1 neu fʼlos
Die slowakischen Regierungsparteien Smer und Hlas wurden 2023 von der S&D suspendiert und sind seitdem fraktionslos. Sie galten als mögliche Zielparteien einer neuen linkskonservativen Fraktion mit dem deutschen BSW oder einer neuen ostmitteleuropäischen Fraktion mit der polnischen PiS und der tschechischen ANO. Beide Fraktionsgründungen scheiterten jedoch. Smer und Hlas selbst wären gern in die S&D zurückgekehrt. Diese erhielt die Suspendierung jedoch aufrecht.
IE II 1 neu RE Der Parteichef der rechtspopulistischen II hatte 2023 an einer EKR-Veranstaltung teilgenommen. Der gewählte Europaabgeordnete der Partei schloss einen EKR-Beitritt jedoch aus. Er verhandelte zunächst mit der G/EFA, schloss sich aber schließlich der RE-Fraktion an.
IE McNamara 1 neu RE McNamara ist ein früheres Mitglied der Irish Labour Party, aber vertritt in der Familien- und Umweltpolitik eher konservative Positionen. Er galt deshalb als ein plausibles Ziel für die gescheiterte neue Fraktion um das deutsche BSW. S&D oder EKR schienen denkbare Alternativen. Letztlich trat er jedoch der RE-Fraktion bei.
HR DP 1 neu EKR DP hatte vor der Wahl angekündigt, der ID beizutreten, schloss sich dann aber doch der EKR-Fraktion an.
LT LVŽS 1 G/EFA EKR Die grün-konservative LVŽS trat nach der Wahl von der Fraktion der Grünen/EFA zur EKR-Fraktion über.
LT LLRA 1 EKR EKR
LLRA galt als Zielpartei einer möglichen neuen Fraktion mit Parteien aus Ostmitteleuropa mit der polnischen PiS, der tschechischen ANO und der ungarischen Fidesz. Da diese neue Fraktion nicht zustande kam, wird sie in der EKR-Fraktion verbleiben.
LT TTS 1 neu ESN Die TTS hatte vor der Wahl angekündigt, der EKR beizutreten. Nach der Wahl wurde sie stattdessen jedoch Mitglied der neuen Rechtsaußenfraktion um die deutsche AfD.
LV AS 1 neu EKR Bei der AS, einem Wahlbündnis unterschiedlicher kleiner Parteien mit einem parteilosen Spitzenkandidaten, war unklar, welcher Fraktion sie sich anschließen würde. Kurz nach der Wahl trat der gewählte Abgeordnete der EKR bei.
LV LPV 1 neu PfE Die rechtspopulistische, eher NATO-freundlliche LPV hätte ideologisch auch zur EKR-Fraktion gepasst, trat stattdessen aber der neuen PfE-Fraktion bei.
SI SDS 4 EVP EVP
Die SDS galt als mögliche Zielpartei einer neuen Fraktion ostmitteleuropäischer Parteien mit der polnischen PiS und der tschechischen ANO. Die SDS selbst tat die Idee, sie könnte die EVP verlassen, jedoch als „Fake News“ ab. Letztlich kam die Ostmitteleuropa-Fraktion ohnehin nicht zustande.
EE Madison 1 ID EKR Jaak Madison gewann als einziger Kandidat der EKRE (ID) einen Sitz, trat jedoch wenige Tage nach der Wahl aus der Partei aus. Er hat öffentlich sein Interesse erklärt, bei einem „besseren Angebot“ die Fraktion wechseln zu wollen, und ausdrücklich EVP und EKR als Möglichkeiten erwähnt. In der estnischen EVP-Mitgliedspartei Isamaa gab es allerdings Vorbehalte gegen seine Aufnahme. Letztlich trat er der EKR-Fraktion bei.
CY ELAM 1 neu EKR Die ELAM stand der EKR schon vor der Wahl nahe und schloss sich ihr erwartungsgemäß an.
CY Fidías 1 neu fʼlos Der YouTuber Fidías Panayiótou hat als unabhängiger Kandidat einen Sitz gewonnen. Welcher Fraktion er sich anschließen wird, ist unklar. Nach eigenen Angaben würde er gern eine eigene Fraktion gründen, wofür ihm jedoch die Partner fehlen. Stattdessen organisierte er eine Online-Abstimmung, ob er der G/EFA-Fraktion beitreten oder fraktionslos bleiben sollte.

Bilder: alle Grafiken: Manuel Müller.

1 Kommentar:

  1. Die beiden irischen Sitze (McNamara und II) haben sich bereits am 2. bzw. 3. Juli 2024 der Renew-Fraktion angeschlossen.

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