05 Februar 2018

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Februar 2018): EVP verliert deutlich, kleine Parteien legen zu


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 189 68 217 74 45 37 18
Dez. 17 56 30 142 109 196 45 37* 36 9 18
Feb. 18 65 33 142 102 179 47 42* 41 11 16

Stand: 05.02.2018.
Es gibt europäische Länder wie Deutschland, in denen fast täglich neue Wahlumfragen erscheinen, die die Parteipräferenzen der Bürger darstellen. Und es gibt andere wie Frankreich, in denen solche Umfragen nur sehr selten durchgeführt werden. Von einer Umfrage zur nächsten können sich hier deshalb größere Verschiebungen im Kräfteverhältnis zwischen den Parteien ergeben – gerade wenn ein Parteiensystem so in Bewegung kommt wie das französische in den letzten Jahren.

Dies gilt auch für eine Umfrage, die vor einigen Wochen erschienen ist und mit der zum ersten Mal seit der nationalen Parlamentswahl im Juni die Parteipräferenzen der Franzosen abgefragt wurden. Während sich Emmanuel Macrons Regierungspartei LREM (ALDE-nah) darin recht gut halten kann, fallen die konservativen Républicains (EVP), bei der Parlamentswahl noch zweitstärkste Kraft, hinter den rechten FN (BENF) und die linke FI (EL) zurück. Bei einem so großen Land wie Frankreich, das viele Abgeordnete im Europäischen Parlament stellt, wirkt sich diese Veränderung natürlich auch auf unsere Europawahl-Projektion aus. Gegenüber der letzten Projektion im Dezember gibt es diesmal deshalb ungewöhnlich große Veränderungen.

EVP stürzt ab, S&D stagniert

Dies betrifft insbesondere die Europäische Volkspartei: Die christdemokratische Fraktion stürzt so stark ab wie noch in keiner früheren Projektion und würde nun nur noch auf 179 Sitze kommen (–17). Mehr als die Hälfte dieser Verluste geht auf das Konto der Républicains. Doch auch in Polen und Spanien fällt die EVP deutlich zurück, und in Tschechien und Lettland würde sie nun überhaupt keine Sitze im Europäischen Parlament mehr erreichen. Ausnahmen bei diesem Negativtrend bilden nur Deutschland, Finnland und Italien, wo die Mitte-rechts-Parteien in den Wochen jeweils leicht zulegen konnten.

Von diesem Absturz der EVP können ihre wichtigsten Konkurrenten jedoch kaum profitieren: Die sozialdemokratische Fraktion S&D stagniert auf ihrem eigenen Tiefstwert von 142 Sitzen (±0). Nach den aktuellen Umfragen würde die polnische SLD zwar wieder knapp ins Europäische Parlament einziehen. Doch die Misere der europäischen Sozialdemokraten setzt sich derzeit in Italien und vor allem in Deutschland fort, wo die SPD so schlecht da steht wie noch niemals zuvor.

EVP weiter mit großem Vorsprung

Dass die Sozialdemokraten keinen Ausweg aus ihrem Umfragetief finden, hat auch Auswirkungen auf die Frage, welche Partei bei der Europawahl 2019 die stärkste Kraft wird und damit ihren Spitzenkandidaten zum Kommissionspräsidenten wählen lassen kann. Wie die Grafik rechts zeigt, war der Vorsprung der EVP in den Projektionen nach der Europawahl 2014 zunächst recht kontinuierlich gesunken – von 30 Sitzen am Anfang der Wahlperiode auf nur noch 7 im Sommer 2016. Der britische Austrittsbeschluss und der Absturz der französischen Sozialisten trieben den Vorsprung der EVP seitdem jedoch wieder nach oben, bis er vor acht Wochen einen Rekordwert von über 50 Sitzen erreichte.

Durch den jüngsten Absturz der EVP reduziert sich der Vorsprung nun wieder auf 37 Sitze. Doch auch das ist natürlich noch immer ein bequemes Polster – insbesondere wenn es den Sozialdemokraten nicht gelingt, ihre eigene Abwärtsentwicklung zu drehen. Das Einzige, was das Rennen nach Stand der Dinge noch einmal richtig spannend machen könnte, wäre eine Abkehr vom Brexit: Würde der S&D-Fraktion die in Umfragen außerordentlich erfolgreiche britische Labour Party erhalten bleiben, betrüge der Abstand zur EVP derzeit nur noch 2 Sitze. Dass die britische Regierung sich wirklich noch dafür entscheidet, den Austrittsbeschluss zu widerrufen, ist allerdings unwahrscheinlich.

Schlüsselstellung der Liberalen

Dass sowohl EVP als auch S&D in der aktuellen Projektion einen Negativrekord verzeichnen, bedeutet in der Kombination natürlich auch einen neuen Tiefstwert für die Große Koalition. Wenn jetzt Europawahl wäre, würden die beiden stärksten Fraktionen zusammen nur noch 321 Sitze erreichen – 18 weniger, als für eine absolute Mehrheit im Parlament erforderlich ist. Zugleich ist die Große Koalition damit erstmals die schwächste der drei wichtigsten Bündnis-Optionen im Parlament: Sowohl das Mitte-Links-Bündnis aus Sozialdemokraten, Liberalen, Grünen und Linken als auch das Mitte-Rechts-Bündnis aus Christdemokraten, Liberalen und Nationalkonservativen käme derzeit auf eine höhere Sitzzahl.

Der wichtigste Nutznießer dieser Entwicklung ist die liberale Fraktion ALDE, deren Schlüsselstellung für die Mehrheitsbildung im Parlament künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. In der aktuellen Projektion müssen die Liberalen allerdings Verluste hinnehmen und würden nun nur noch 102 Sitze erreichen (–7). Grund dafür ist hauptsächlich ein etwas schwächeres Abschneiden der französischen LREM, aber auch der deutschen FDP und der finnischen Keskusta. Die spanischen Ciudadanos befinden sich hingegen weiter im Höhenflug.

Linke auf Rekordhoch

Die kleineren Fraktionen schließlich können in der Projektion allesamt zulegen. Wichtigster Gewinner der letzten Wochen ist die Linksfraktion GUE/NGL. Auch hier machen sich vor allem die Veränderungen in Frankreich bemerkbar, wo die Linkspartei FI um Jean-Luc Mélenchon deutlichen Aufwind hat. Insgesamt käme die GUE/NGL nun auf 65 Sitze (+9) und erreicht damit erneut ihren bisherigen Höchstwert in dieser Wahlperiode von Januar 2015.

Auch die grüne Fraktion G/EFA setzt ihren Aufwärtstrend der letzten Monate fort. Mit 33 Sitzen (+3) wäre sie zwar weiterhin die kleinste Gruppierung im Parlament, doch anders als noch im vergangenen Sommer scheint ihr Fortbestand nach der Europawahl 2019 derzeit als gesichert. Allerdings dürfte die G/EFA dabei noch stärker als bisher von ihrer deutschen Mitgliedspartei abhängig werden, die in den letzten Umfragen noch einmal zulegen konnte. In der Projektion würden die deutschen Grünen mit 11 von 33 Sitzen ein Drittel der Fraktion stellen – in der Realität sind es derzeit 13 von 51, also rund ein Viertel.

Rechte legen wieder zu

Und auch die Parteien im rechten Teil des politischen Spektrums, die in der ersten Jahreshälfte 2017 einige Rückschläge erfahren hatten, konnten in den letzten Wochen wieder dazugewinnen. Die nationalkonservative EKR-Fraktion profitiert vor allem von der Situation in Polen, wo die Regierungspartei PiS ihre Umfragewerte seit der Regierungsumbildung Anfang Dezember und dem Beginn des europäischen Artikel-7-Verfahrens kurz vor Weihnachten weiter verbessern konnte. Insgesamt käme die EKR nun auf 47 Sitze (+2).

Noch stärker kann die nationalpopulistische EFDD-Fraktion zulegen, die unter anderem von den guten Werten der deutschen AfD und des italienischen M5S profitiert. Vor allem aber würde auch die französische europaskeptische Partei Debout la France (DLF), die der EFDD über die Europapartei ADDE verbunden ist, nach der jüngsten Umfrage wieder Sitze im Europäischen Parlament erringen. Für die EFDD ist das vor allem deshalb wichtig, weil sie nach der Geschäftsordnung des Parlaments Mitglieder aus mindestens sieben Mitgliedstaaten benötigt, um eine eigenständige Fraktion zu bilden. In der aktuellen Projektion kommt die EFDD zwar noch immer nur auf fünf verschiedene Mitgliedsparteien – doch dank der AfD vor einigen Monaten und der DLF jetzt ist die Lücke inzwischen etwas kleiner geworden, sodass ein Fortbestand der EFDD immer wahrscheinlicher erscheint. Insgesamt würde die Fraktion nun 42 Sitze erreichen (+5).

Und auch die Rechtsaußen-Fraktion ENF zählt zu den Gewinnern der neuesten französischen Umfrage: Der Front National von Marine Le Pen, der bei der nationalen Parlamentswahl im Juni unter den Erwartungen geblieben war, legt deutlich zu und wäre nun wieder die zweitstärkste Kraft in Frankreich. Diese Gewinne machen auch die leichten Verluste mehr als wett, die die ENF-Mitgliedsparteien in Italien und Tschechien zuletzt in den Umfragen erfuhren. Insgesamt käme die ENF-Fraktion nun auf 41 Sitze (+5).

Wenig Veränderung bei Fraktionslosen und Weiteren

Zulegen können schließlich auch jene Parteien, die das äußerste rechte Ende des politischen Spektrums im Europäischen Parlament bilden: Dank leichter Zugewinne der ungarischen Jobbik und der griechischen XA kämen die Fraktionslosen nun auf 11 Sitze (+2).

Hingegen erleidet die rechtspopulistische K
’15 aus Polen leichte Einbußen, und die nationalkonservative LCP aus Litauen würde den Einzug ins Parlament nun wieder ganz verpassen. Die „weiteren“ Parteien, die keiner Fraktion klar zugeordnet werden können, erreichen damit in der aktuellen Projektion nur noch 16 Sitze (–2).

Zwei geplante Wahlrechtsreformen

Ein Hinweis noch: Diese Projektion basiert auf der Annahme, dass die 73 Sitze, die im Europäischen Parlament durch den Brexit frei werden, 2019 unbesetzt bleiben, sodass das Parlament von 751 auf 678 Sitze schrumpft. Außerdem geht sie davon aus, dass die nationalen Europawahlgesetze auf ihrem derzeitigen Stand bleiben.

In beider Hinsicht stehen nun allerdings Veränderungen an: Zum einen hat der Verfassungsausschuss des Europäischen Parlament einen Vorschlag verabschiedet, nach dem ein Teil der ehemals britischen Sitze anderen Mitgliedstaaten zugeteilt werden sollte, die seit der letzten Europawahl Einwohner hinzugewonnen haben. Das nächste Europäische Parlament würde dann 705 Mitglieder umfassen (zuzüglich eines möglichen Kontingents von Abgeordneten, die auf einer transnationalen Liste gewählt würden).

Außerdem plant die französische Regierung eine Wahlrechtsreform, nach der die französischen Europaabgeordneten künftig nicht mehr über regionale, sondern wie in den meisten anderen EU-Ländern über nationale Listen gewählt würden. Diese Reform würde kleineren Parteien helfen, die in den kleinen regionalen Wahlkreisen oft keinen Sitz mehr erreichen.

Auswirkungen der geplanten Reformen

Beide Reformen sind noch nicht endgültig beschlossen: Die Neuzuteilung der Sitze im Europäischen Parlament muss noch vom EU-Ministerrat einstimmig bestätigt, die französische Wahlrechtsreform vom Plenum des nationalen Parlaments verabschiedet werden. Dabei können sich durchaus noch Änderungen ergeben, sodass die beiden Reformen in der „offiziellen“ Projektion hier noch nicht berücksichtigt wurden.

Falls beide Reformen jedoch so in Kraft treten, wie sie derzeit geplant sind, würde sich die Sitzverteilung in der aktuellen Projektion folgendermaßen verändern:


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678 Sitze 65 33 142 102 179 47 42* 41 11 16
705 Sitze 66 34 148 108 184 49 46* 42 11 17

Wie man sieht, würden sich die zusätzlichen Parlamentssitze breit auf alle Fraktionen verteilen – zu größeren Veränderungen bei den Mehrheitsverhältnissen käme es dabei nicht. Da ein nennenswerter Teil der zusätzlichen Sitze auf Frankreich, Spanien und die Niederlande entfiele, würde allerdings die ALDE besonders profitieren, die in allen drei Ländern recht stark vertreten ist.

Die EFDD wiederum wäre der wichtigste Nutznießer der Wahlrechtsreform in Frankreich, da der Wechsel von regionalen auf einen nationalen Wahlkreis besonders für die kleine Partei Debout la France von Vorteil ist. Unter Umständen könnte die Wahlrechtsreform jedoch auch der französischen grünen Partei EELV zugute kommen (die aktuell knapp an der nationalen Fünfprozenthürde scheitern würde und deshalb nicht in der Projektion erscheint).

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Projektion für die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Die Werte für das Vereinigte Königreich werden zwar in der Tabelle angegeben, gehen jedoch nicht in die Gesamtsitzzahl ein.

Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht und nach welchen Kriterien die nationalen Parteien den europäischen Fraktionen zugeordnet wurden, ist im Kleingedruckten unter der Tabelle erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


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Grüne/
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S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 189 68 217 74 42 40 18
Dez. 17 56 30 142 109 196 45 37* 36 9 18
Feb. 18 65 33 142 102 179 47 42* 41 11 16
DE 10 Linke
1 Tier
11 Grüne
1 Piraten
1 ödp
17 SPD 8 FDP
1 FW
31 Union 1 Familie 12 AfD
1 Partei
1 NPD
FR 15 FI
6 PS 26 LREM 9 LR
2 DLF 16 FN

GB 1 SF 3 Greens
3 SNP
1 PC
34 Lab
1 SDLP
1 LibDem
28 Cons

1 DUP
IT 5 LeU
18 PD
13 FI
1 SVP

22 M5S 10 LN
4 FdI


ES 7 UP 1 ERC
1 Comp
1 ICV
14 PSOE 14 Cʼs
1 PDeCAT
15 PP




PL

3 SLD 4 .N 11 PO 29 PiS


4 Kʼ15
RO

15 PSD 3 ALDE 10 PNL
1 PMP
2 UDMR




1 USR
NL 2 SP
1 PvdD
2 GL 2 PvdA 6 VVD
3 D66
3 CDA 1 CU
3 PVV
2 FvD
1 50plus
EL 6 Syriza
3 KA
8 ND


2 XA
2 KKE

BE 2 PTB 2 Groen
1 Ecolo
1 sp.a
2 PS
2 OpenVLD
2 MR
2 CD&V
1 cdH
1 CSP
4 N-VA
1 VB

PT 1 CDU
2 BE

10 PS
8 PSD-CDS




CZ 1 KSČM 3 Piráti 2 ČSSD 9 ANO
2 KDU-ČSL
3 ODS
1 SPD

HU
1 LMP 2 MSZP
1 DK

13 Fidesz


4 Jobbik
SE 2 V 1 MP 6 S 2 C
1 L
4 M
4 SD


AT 5 SPÖ 1 Neos 7 ÖVP

5 FPÖ

BG

6 BSP 1 DPS 8 GERB



2 OP
DK 1 FmEU 1 SF 5 S 3 V
3 DF



FI 1 Vas 2 Vihr 3 SDP 2 Kesk 4 Kok 1 PS



SK

4 SMER
1 KDH
1 M-H
2 OĽ-NOVA
2 SaS

1 SNS 1 ĽSNS 1 SR
IE 3 SF

3 FF 5 FG




HR 2 ŽZ
3 SDP
5 HDZ



1 Most
LT
3 LVŽS 2 LSDP 1 LRLS 3 TS-LKD
2 TT


LV

3 SDPS 3 ZZS

1 NA


1 JKP
SI 1 Levica
2 SD 1 SMC 1 SDS
1 NSi-SLS




2 LMŠ
EE

1 SDE 2 KE
2 RE





1 EKRE
CY 2 AKEL
1 DIKO
3 DISY




LU
1 Déi Gréng 1 LSAP 1 DP 3 CSV




MT

4 PL
2 PN





Verlauf


GUE/
NGL
G/EFA S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
05.02.2018 65 33 142 102 179 47 42 41 11 16
13.12.2017 56 30 142 109 196 45 37 36 9 18
16.10.2017 55 28 150 106 192 45 38 37 12 15
22.08.2017 57 24 149 108 196 42 29 44 12 17
27.06.2017 55 23 155 109 201 38 28 42 11 16
02.05.2017 46 28 170 82 198 35 27 59 12 21
mit GB 47 35 186 88 198 68 36 59 13 21
06.03.2017 50 35 182 80 191 69 48 60 14 22
16.01.2017 48 40 180 82 191 63 48 68 14 17
14.11.2016 48 38 182 91 194 65 47 61 13 12
13.09.2016 47 38 181 91 189 62 53 63 14 13
26.07.2016 48 39 185 90 192 59 54 61 13 10
25.05.2016 55 40 174 85 187 63 51 70 14 12
05.04.2016 52 37 179 85 192 72 50 53 15 16
07.02.2016 51 34 183 82 196 70 51 55 12 17
14.12.2015 52 33 185 87 192 68 52 53 12 17
17.10.2015 51 33 193 75 204 66 51 54 12 12
21.08.2015 56 35 190 74 204 70 47 49 11 15
30.06.2015 61 34 188 73 205 69 43 47 11 20
03.05.2015 60 32 193 80 205 62 44 51 15 9
10.03.2015 60 31 196 77 216 60 43 49 12 7
12.01.2015 65 40 190 70 212 59 47 43 17 8
18.11.2014 60 42 195 69 212 59 47 43 16 8
23.09.2014 53 39 196 67 223 61 47 40 15 10
28.07.2014 56 47 191 75 215 66 44 40 13 4
EP 01.07.14 52 50 191 67 221 70 48 37 15

Die Zeile „EP 01.07.14“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 1. Juli 2014, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2014. Bis März 2017 sind die Werte der Sitzprojektion einschließlich dem Vereinigten Königreich angegeben, ab Mai 2017 ohne das Vereinigte Königreich. Die Zeile „mit GB“ kennzeichnet die Werte für Mai 2017 mit dem Vereinigten Königreich. Die Spalte für die ENF-Fraktion gibt bis Mai 2015 die Werte der Europäischen Allianz für Freiheit (EAF) bzw. der Bewegung für ein Europa der Nationen und Freiheiten (BENF) und ihr nahestehender Parteien an, die bis zur Fraktionsgründung im Juni 2015 fraktionslos waren.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei den „weiteren“ Parteien ist zudem die ungefähre politische Ausrichtung angegeben, um ihre Bündnismöglichkeiten auf europäischer Ebene anzudeuten. Da die betreffenden Parteien allerdings oft erst vor kurzer Zeit gegründet wurden, befindet sich ihre Programmatik zum Teil noch im Fluss, sodass die Angabe lediglich zur groben Orientierung dienen kann.

Fraktionszuordnung

Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Wahl erklärt oder ein Fraktionswechsel erscheint aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören oder ihr in der politischen Ausrichtung sehr nahe stehen, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind und bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden als „Weitere Parteien“ eingeordnet. Diese Zuordnungen folgen zum Teil natürlich auch einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung der Parteien. Jeder Leserin und jedem Leser sei es deshalb selbst überlassen, sie nach eigenen Kriterien zu korrigieren.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wurde bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. In Ländern, wo es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder wo die letzte solche Umfrage mehr als ein Jahr zurückliegt, wurde stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament verwendet. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wurde der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wurde auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel wurden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. In Ländern, wo die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Belgien, Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion wurden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass Parteien zu Wahlen in Listenverbindungen antreten, werden der Projektion jeweils die am plausibelsten erscheinenden Listenverbindungen zugrunde gelegt. Insbesondere werden für Spanien folgende Listenverbindungen angenommen: Unidos Podemos, Compromís und ICV (mit Compromís auf dem 3., ICV auf dem 6. Listenplatz); PDeCAT, PNV und CC (mit PNV auf dem 2., CC auf dem 4. Listenplatz).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, FW, Familienpartei, PARTEI und NPD).
In Großbritannien haben wegen der Unterschiede im Wahlrecht einige Parteien nur bei Europawahlen echte Chancen, Mandate zu gewinnen. In Umfragen zu nationalen Wahlen schneiden diese Parteien deshalb strukturell deutlich schlechter ab als bei der Europawahl. Dies gilt vor allem für UKIP und Greens. Um dies zu kompensieren, wird in der Projektion für die Greens stets das Ergebnis der Europawahl herangezogen (3 Sitze). Für UKIP und LibDem werden die aktuellen Umfragewerte für nationale Wahlen verwendet, aber für die Projektion mit dem Faktor 3 (UKIP) bzw. 1,33 (LibDem) multipliziert.
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb jeweils mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf:
Deutschland: nationale Umfragen, 22.1.-4.2.2018, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Europawahl-Umfragen, 1.12.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, England: nationale Umfragen, 17.-29.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Wales: Umfragen für Regionalwahl, 24.11.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Schottland: Umfragen für Regionalwahl, 17.-29.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Nordirland: regionales Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 8.6.2017.
Italien: nationale Umfragen, 19.1.-1.2.2018, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 26.1.2018 (für PP, PSOE, Cs, UP), 30.12.2017-11.1.2018 (andere Parteien), Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 17.-30.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 10.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 28.1.-4.2.2018, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 18.-29.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 4.12.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 3.12.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 25.5.2014.
Portugal: nationale Umfragen, 9.-17.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 17.12.2017, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 16.-24.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 9.-22.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 21.-27.1.2018, Quelle: Neuwal.
Bulgarien: nationale Umfragen, 13.12.2017, Quelle: Exacta.
Dänemark: nationale Umfragen, 14.-25.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 18.-29.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 28.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 16.-25.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 25.1.-4.2.2018, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 21.1.2018, Quelle: Vilmorus.
Lettland: nationale Umfragen, Januar 2018, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 18.-28.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 25.-29.1.2018, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 22.5.2016.
Luxemburg: nationale Umfragen, 19.10.2017, Quelle: Luxemburger Tageblatt.
Malta: nationale Umfragen, 29.1.2018, Quelle: Malta Today.

Bilder: Eigene Grafiken.

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