27 April 2020

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (April 2020): Starke Zugewinne für EVP und S&D in der Corona-Krise

GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute 39 68 147 98 187 61 76 29
März 20 51 58 138 88 188 67 82 21 12
April 20 47 53 151 88 202 66 66 19 13
dynamisch 48 54 152 88 202 70 66 25

Basis-Szenario,
Stand: 26.4.2020.


Dynamisches Szenario,
Stand: 26.4.2020.
Man nennt es den Rally-ʼround-the-flag-Effekt: In einer großen Krise, vor allem wenn sie als eine von außen kommende Bedrohung wahrgenommen wird, neigen Menschen dazu, sich „um die Flagge zu versammeln“ und die Regierung zu unterstützen. Dieser Effekt ist zwar oft nur von begrenzter Dauer, führt aber kurzfristig zu steigenden Umfragewerten – und zwar weitgehend unabhängig davon, wer regiert oder wie die Regierung mit der Krise umgeht.

Die Coronakrise bietet ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Effekt. Rund um die Welt gewannen Staats- und Regierungschefs in den Wochen nach Ausbruch der Pandemie in ihrer Bevölkerung an Popularität. Und auch in dieser Sitzprojektion für das Europäische Parlament schlägt sich der Effekt in aller Deutlichkeit nieder: Gegenüber der letzten Projektion von Anfang März, die noch zum größten Teil auf Umfragen aus der Vor-Corona-Zeit basierte, können die beiden Fraktionen der traditionellen „europäischen Große Koalition“, die konservative EVP und die sozialdemokratische S&D, deutlich dazugewinnen. Mit 202 bzw. 151 Sitzen erreichen sie ihre besten Werte seit über zweieinhalb Jahren und kämen zum ersten Mal seit ebenso langer Zeit wieder zu zweit auf eine (wenn auch hauchdünne) Mehrheit im Parlament.

Auffällig ist aber auch das Fehlen einer gesamteuropäischen parteipolitischen Öffentlichkeit in dieser Krise: Von dem Rally-Effekt profitieren jeweils die nationalen Regierungsparteien – dass das in der Summe besonders EVP und S&D zugutekommt, liegt vor allem daran, dass diese noch immer in besonders vielen Mitgliedstaaten regieren.

EVP gewinnt, wo sie regiert

Dies wird deutlich, wenn man die Entwicklungen auf Ebene der einzelnen Länder betrachtet. So gehen die deutlichen Zugewinne der EVP (202 Sitze / +14) ganz wesentlich auf die deutsche CDU/CSU zurück, die in den nationalen Umfragen seit Anfang März von rund 26 auf 38 Prozent hochgeschnellt ist; in der Projektion entspricht das einem Sprung von 24 auf 35 Sitze. Auch in Österreich, Irland, Griechenland und der Slowakei können regierende EVP-Mitgliedsparteien in der Krise teils deutlich zulegen. In Ländern, in denen sich die EVP in der Opposition befindet, gingen die Umfragewerte hingegen teilweise zurück – am deutlichsten in Polen, wo die Kandidatin der PO (EVP) vor der nationalen Präsidentschaftswahl am 10. Mai zum Wahlboykott aufgerufen hat.

Dieser unterschiedliche Trend von Regierungs- und Oppositionsparteien zeigt sich in unterschiedlich starker Ausprägung in fast allen Mitgliedstaaten. Nur in wenigen Ländern gibt es andere Entwicklungen: In Rumänien hatte die EVP-Mitgliedspartei PNL Ende 2019 die Regierung von den zerrütteten Sozialdemokraten übernommen und daraufhin in den Umfragen einen Höhenflug erlebt, der nun abzukühlen scheint. In Spanien profilierte sich der oppositionelle PP (EVP) durch scharfe Kritik an der Krisenpolitik der regierenden Sozialisten und konnte in den Umfragen zulegen.

Eine besondere Rolle spielt schließlich Frankreich, wo allgemein kaum Umfragen zur Beliebtheit von Parteien durchgeführt werden. In der Sitzprojektion wurden die französischen Parteien deshalb zuletzt noch mit ihrem Ergebnis von der Europawahl 2019 geführt. In die aktuelle Projektion fließt nun zum ersten Mal wieder eine Umfrage ein, die jedoch ihrerseits noch von Ende Januar, also aus Vor-Corona-Zeiten stammt. In dieser Umfrage konnten sich die LR (EVP) gegenüber dem Europawahlergebnis deutlich verbessern; inwiefern das auch der aktuellen Stimmung entspricht, muss jedoch offen bleiben.

S&D legt im Norden zu

Ein ähnliches Muster ergibt sich für die sozialdemokratische S&D-Fraktion (151 Sitze / +13). Hier sind es (neben dem französischen PS) vor allem die Regierungsparteien der nordischen Länder Schweden, Finnland und Dänemark, die in den Umfragen besonders hohe Gewinne zu verzeichnen haben. Auch in Spanien und Malta konnten regierende sozialdemokratische Parteien zulegen.

Weniger deutlich fällt der Bonus hingegen in Deutschland und Italien aus, wo sozialdemokratische Parteien jeweils als Juniorpartner an der Regierung beteiligt sind. Noch schwerer tun sich sozialdemokratische Parteien in der Opposition: So verzeichnete die estnische SDE seit Beginn der Krise leichte Verluste in den Umfragen. Und in Rumänien verbessert sich die kleine S&D-Mitgliedspartei PRO zwar, allerdings vor allem auf Kosten der größeren PSD.

Liberale unverändert

Für die liberale Fraktion RE hielten sich in den letzten Wochen Gewinne und Verluste die Waage, sie kommt unverändert auf insgesamt 88 Sitze (±0). Auch hier zeigen sich die Gegensätze zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien: Während die Partei des niederländischen Premierministers Mark Rutte, VVD, besonders stark zulegen kann, verlieren die oppositionellen Liberalen in Deutschland, Österreich und Dänemark.

In Rumänien und Spanien konnten liberale Parteien zuletzt allerdings auch in der Opposition leicht dazugewinnen. Dass die RE-Fraktion insgesamt nicht besser abschneidet als in der März-Projektion, liegt vor allem an Verlusten der französischen LREM, die aber – siehe oben – nicht mit der aktuellen Coronakrise in Zusammenhang stehen.

Grüne und Linke schwächer

Den Zugewinnen der „Großen Koalition“ stehen Einbußen sowohl im linken als auch im rechten Teil des politischen Spektrums gegenüber. Die grüne Fraktion G/EFA fällt auf ihren schlechtesten Wert seit der Europawahl und käme nur noch auf 53 Sitze (–5). Dies liegt vor allem am Absturz der deutschen Grünen, die in den Umfragen nun nur noch etwa gleichauf mit den Sozialdemokraten liegen. Auch die belgische Ecolo und die irische Green Party fallen in den Umfragen zurück, Letztere wäre nun nicht mehr im Parlament vertreten. Zulegen können hingegen die Grünen in Frankreich und den Niederlanden. Die Werte der österreichischen, schwedischen und finnischen Grünen, die jeweils als Juniorpartner an der Regierung beteiligt sind, sind weitgehend unverändert.

In der Linksfraktion GUE/NGL wiederum können nur die französische und die belgische Mitgliedspartei leicht zulegen; in beiden Fällen handelt es sich jedoch um Umfragen aus der Vor-Corona-Zeit. Hingegen müssen die Linksparteien in Deutschland und Irland, die in der März-Projektion gut abgeschnitten hatten, diese Zugewinne nun wieder abgeben. Leichte Verluste erleidet schließlich auch die spanische UP, die in der Krise nicht von ihrer Rolle als Junior-Regierungspartei profitiert. Insgesamt kommt die GUE/NGL damit nur noch auf 47 Sitze (–4).

Rechte stürzen ab – aber nur, wo sie nicht regieren

Der große Verlierer der letzten Wochen ist die rechtsextreme ID-Fraktion, die auf 66 Sitze zurückfällt (–16). Etwas mehr als die Hälfte dieser Verluste gehen auf das Konto der französischen Mitgliedspartei RN, die in der jüngsten Umfrage deutlich schwächer abschnitt als bei der Europawahl 2019. Aber auch in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Österreich und Finnland mussten oppositionelle Rechtsaußenparteien während der Coronakrise teils deutliche Einbußen hinnehmen. Anders ergeht es hingegen den zwei ID-Mitgliedsparteien, die an nationalen Regierungen beteiligt sind: Die slowakische SR kann ihre ohnehin recht starken Umfragewerte von März halten, die estnische EKRE gewinnt sogar leicht hinzu.

Derselbe Gegensatz zeigt sich schließlich auch in der rechtskonservativen EKR-Fraktion: Hier konnten in den letzten Wochen die nationalen Regierungsparteien in Polen und der Slowakei in den Umfragen zulegen, während die nationalen Oppositionsparteien in Spanien, den Niederlanden und Schweden teils deutliche Verluste erlitten. Eine Ausnahme von diesem Schema bilden nur die italienischen FdI, die ihren seit Anfang 2019 anhaltenden Aufstieg auch in Corona-Zeiten fortsetzen. Insgesamt steht die EKR damit weitgehend stabil bei 66 Sitzen (–1).

Fraktionslose und „weitere“ Parteien

Verluste erfuhren schließlich auch die neofaschistischen Parteien ĽSNS aus der Slowakei und Chrysi Avgi aus Griechenland, die im Europäischen Parlament beide aufgrund ihrer Radikalität fraktionslos geblieben sind. Vor allem Chrysi Avgi scheint politisch am Ende zu sein: Bei der nationalen Parlamentswahl 2019 an der Sperrklausel gescheitert und von der griechischen Staatsanwaltschaft als kriminelle Vereinigung verfolgt (das Urteil wurde für diesen Frühling erwartet, aber aufgrund der Coronakrise verschoben), würde sie nun auch im Europäischen Parlament keinen Sitz mehr erreichen. Die Werte der übrigen fraktionslosen Parteien sind unverändert; als Ganzes käme diese Gruppe damit auf 19 Sitze (–2).

Wenig Veränderung gibt es auch unter den „weiteren“ Parteien, die derzeit nicht im Parlament vertreten sind und auch keiner europäischen Partei angehören. Die portugiesische Rechtspartei Chega und die lettische Mitte-Links-Partei Progresīvie würden nun wieder knapp ins Parlament einziehen; die slowakische Za ľudí, die lettische LRA und die estnische E200 hingegen nicht mehr. Ganz neu im Tableau ist die populistische Partei NTD aus Bulgarien, die vor einigen Monaten von dem Musikproduzenten Slawi Trifonow lanciert wurde und in den wenigen seitdem veröffentlichten Umfragen aus dem Stand zweistellige Werte erreicht. Insgesamt kommen die „weiteren“ Parteien jetzt auf 13 Sitze (+1).

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dabei dem Basisszenario, in dem nationale Parteien in der Regel jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet und Parteien ohne klare Zuordnung als „weitere Parteien“ ausgewiesen werden. Demgegenüber geht das dynamische Szenario von stärkeren Annahmen aus und ordnet insbesondere die „weiteren Parteien“ der Fraktion zu, der diese plausiblerweise am nächsten stehen. Die Veränderungen im dynamischen Szenario sind in der Tabelle durch farbige Schrift und durch einen Hinweis im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute 39 68 147 98 187 61 76 29
März 20 51 58 138 88 188 67 82 21 12
April 20 47 53 151 88 202 66 66 19 13
dynamisch 48 54 152 88 202 70 66 25

GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
DE 7 Linke 16 Grüne
1 Piraten
1 ÖDP
1 Volt
1 Partei
15 SPD 5 FDP
2 FW
35 Union 1 Familie 9 AfD 1 Partei 1 Tier
FR 7 FI 14 EELV 11 PS 19 LREM 14 LR
14 RN

IT

19 PD
6 FI
1 SVP
12 FdI 25 Lega 13 M5S
ES 7 UP
1 Bildu
1 ERC 19 PSOE 4 Cʼs
1 PNV
15 PP 9 Vox
1 JxC 1 MP
PL

7 Lewica
10 KO
6 KP
25 PiS

4 Konf
RO

10 PSD
2 PRO
7 USR-PLUS 14 PNL



NL 1 SP
1 PvdD
3 GL 3 PvdA 8 VVD
2 D66
3 CDA
1 50plus
1 CU
2 FvD
1 SGP
3 PVV

EL 6 Syriza
2 KINAL
11 ND 1 EL
1 KKE
BE 3 PTB-PvdA 1 Groen
1 Ecolo
1 sp.a
3 PS
1 O-VLD
2 MR
1 CD&V
1 CSP
3 N-VA 4 VB

PT 2 BE 1 PAN 10 PS
6 PSD
1 CDS-PP



1 CH
CZ 1 KSČM 3 Piráti 1 ČSSD 8 ANO 3 TOP09
1 KDU-ČSL
3 ODS 1 SPD

HU

3 DK
1 MSZP
2 MM 13 Fidesz

2 Jobbik
SE 2 V
7 S 2 C 4 M
1 KD
5 SD


AT 3 Grüne 3 SPÖ 1 Neos 10 ÖVP
2 FPÖ

BG

6 BSP 2 DPS 6 GERB
1 DB



2 NTD
DK 1 Enhl. 1 SF 6 S 3 V
1 RV
1 K
1 DF

FI 1 Vas 2 Vihr 3 SDP 2 Kesk 3 Kok
3 PS

SK

3 SMER 1 PS 5 OĽANO 2 SaS 2 SR 1 ĽSNS
IE 4 SF

3 FF 6 FG



HR

5 SDP
5 HDZ


2 DPMŠ
LT
2 LVŽS 2 LSDP 1 LRLS
1 DP
4 TS-LKD


1 LT
LV

2 SDPS 1 AP!
1 ZZS
1 JV
1 JKP
1 NA

1 Prog
SI 1 Levica
1 SD 2 LMŠ 3 SDS-SLS
1 NSi




EE


3 RE
2 KE


2 EKRE

CY 2 AKEL
1 DIKO
1 EDEK

2 DISY



LU
1 Gréng 1 LSAP 1 DP 2 CSV 1 ADR


MT

4 PL
2 PN




Verlauf (Basisszenario)


GUE/
NGL
G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
26.04.2020 47 53 151 88 202 66 66 19 13
10.03.2020 51 58 138 88 188 67 82 21 12
09.01.2020 49 58 135 93 186 65 82 24 13
23.11.2019 48 57 138 99 181 62 82 22 16
23.09.2019 49 61 139 108 175 56 82 24 11
30.07.2019 47 64 138 108 180 57 82 22 7
Wahl 2019 40 68 148 97 187 62 76 27

Die Zeile „Wahl 2019“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 2. Juli 2019, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2019.
Angegeben sind jeweils die Werte im Basisszenario ohne das Vereinigte Königreich. Eine Übersicht der Werte mit dem Vereinigten Königreich für die Zeit bis Januar 2020 ist hier zu finden.
Eine Übersicht älterer Projektionen aus der Wahlperiode 2014-2019 gibt es hier.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Sofern eine Partei im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet ist als im Basisszenario, ist dies ebenfalls im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Europawahl erklärt. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Weitere Parteien“ eingeordnet.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „weiteren Parteien“ einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet; zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und sind daher im Einzelnen oft recht unsicher; in der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Feldforschung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder die letzte solche Umfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien und Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. Dies betrifft folgende Parteien: Spanien: Más País (1., 3. Listenplatz), Compromís (2.) und Equo (4.); ERC (1., 3.-4.), Bildu (2.) und BNG (5.); PNV (1.) und CC (2.); Niederlande: CU (1., 3.-4.) und SGP (2., 5.); Slowakei: PS (1.) und Spolu (2.).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 2 Sitze für PARTEI und FW, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, Volt und Familienpartei).
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb stets mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Feldforschung; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung der Umfragen:
Deutschland: nationale Umfragen, 16.-25.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Kommunalwahl-Umfragen, 23.1.2020, Quelle: Wikipedia.
Italien: nationale Umfragen, 15.-24.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 15.-24.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 17.-24.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 12.-25.4.2020, Quelle: Europe Elects.
Niederlande: nationale Umfragen, 30.-31.3.2020, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 15.-22.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 9.3.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 9.3.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Portugal: nationale Umfragen, 2.-14.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 26.-27.3.2020, Quelle: Europe Elects.
Ungarn: nationale Umfragen, 18.-19.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 8.-19.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 14.-23.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 10.2.2020, Quelle: Europe Elects.
Dänemark: nationale Umfragen, 19.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 7.-15.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 8.-19.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 25.3.2020, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 20.-24.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 13.-25.2.2020, Quelle: Europe Elects.
Lettland: nationale Umfragen, 28.-31.3.2020, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 9.-16.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 7.-20.4.2020, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Luxemburg: nationale Umfragen, 23.11.2019, Quelle: Europe Elects.
Malta: nationale Umfragen, 9.4.2020, Quelle: Europe Elects.

Bilder: Eigene Grafiken.

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