13 Januar 2020

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Januar 2020): Mitte-rechts legt weiter zu, Liberale verlieren deutlich

mit UK GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute4175154108182627356
Nov. 19,
Basis
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Jan. 20
Basis
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dynamisch
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ohne UK GUE/
NGL
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EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
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Basis
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Basis
49 58 135 93 186 65 82 24 13
Jan. 20,
dynamisch
49 60 135 96 187 66 85 27

Basis-Szenario (mit UK),
Stand: 9.1.2020.


Basis-Szenario (ohne UK),
Stand: 9.1.2020.


Dynamisches Szenario (mit UK),
Stand: 9.1.2020.


Dynamisches Szenario (ohne UK),
Stand: 9.1.2020.
Immer wieder wurde der Brexit verschoben, aber am kommenden 31. Januar wird es nun so weit sein: Mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU verlassen auch die dort gewählten Europaabgeordneten das Europäische Parlament. Entsprechend präsentiert auch diese Sitzprojektion heute voraussichtlich zum letzten Mal zwei parallele Berechnungen: ein 751-Sitze-Szenario mit und ein 705-Sitze-Szenario ohne das Vereinigte Königreich.

Tories stark – aber bald draußen

Ein Vergleich zwischen diesen beiden Berechnungen macht die parteipolitische Tragweite des Brexit deutlich. Nach ihrem Triumph bei der Unterhauswahl am 12. Dezember bilden die britischen Tories in der aktuellen Projektion die stärkste nationale Einzelpartei überhaupt. Im 751-Sitze-Szenario schießt ihre rechtskonservative EKR-Fraktion auf ein neues Rekordhoch von 93 Sitzen und liegt damit fast gleichauf mit der liberalen RE-Fraktion und deutlich vor der rechtsextremen ID. Im 705-Sitze-Szenario fallen die Zugewinne der EKR hingegen geringer aus; die EKR liegt hier mit weitem Abstand hinter der ID. Aber auch die sozialdemokratische S&D-Fraktion, die grün-regionalistische G/EFA und die liberale RE werden unter dem britischen Austritt zu leiden haben.

Die fraktionslose Brexit Party hingegen, bei der Europawahl 2019 noch die stärkste Kraft in Großbritannien, kommt in der Projektion schon jetzt überhaupt nicht mehr vor. Ihre Wählerschaft ist nahezu geschlossen zu Boris Johnsons Tories zurückgekehrt – freilich in der Erwartung, dass diese ihr „Get Brexit done“-Versprechen halten werden. Insofern stellt das 751-Sitze-Szenario der Projektion gewissermaßen ein Trugbild dar: Die spektakulären Umfragewerte der EKR-Fraktion entstehen gerade dadurch, dass ihre stärkste Mitgliedspartei bei der nächsten Europawahl 2024 nicht mehr dabei sein wird. Die folgende Analyse wird sich deshalb allein auf das Post-Brexit-Szenario mit 705 Sitzen konzentrieren.

EVP und EKR gewinnen

Doch auch wenn man das Vereinigte Königreich außer Acht lässt, konnten die Mitte-rechts-Fraktionen im Europäischen Parlament in den Wochen seit der letzten Sitzprojektion von November 2019 deutlich dazugewinnen. Die christdemokratisch-konservative EVP kommt nun auf 186 Sitze (+5), die EKR immerhin noch auf 65 (+3). Stark verloren haben in den Umfragen zuletzt hingegen die Liberalen (93 Sitze/–6), und auch S&D (135/–3) und Grüne/EFA (58/+1) liegen deutlich unter ihren Ergebnissen bei der Europawahl.

Dies hat auch Auswirkungen auf die Machtbalance im Parlament insgesamt. Mit 51 Sitzen ist der Vorsprung der EVP auf die Sozialdemokraten in der aktuellen Projektion so groß wie nur selten zuvor in den letzten fünf Jahren. Zugleich liegt ein Mitte-rechts-Bündnis aus EVP, EKR und der liberalen RE-Fraktion (zusammen 344 Sitze) nun deutlich vor dem Mitte-links-Bündnis aus S&D, RE, Grünen/EFA und der Linksfraktion GUE/NGL (335 Sitze).

S&D tut sich schwer

Wichtigster Treiber für die Zugewinne der EVP sind die Entwicklungen in Rumänien. Der konservative PNL konnte hier nach der Regierungsübernahme Anfang November und der Wiederwahl des von ihm unterstützen Präsidenten Klaus Iohannis wenige Wochen später auch in den Umfragen sprunghaft zulegen und strebt nun offenbar eine rasche Neuwahl des nationalen Parlaments an.

Die europäischen Sozialdemokraten hingegen haben in Rumänien ein größeres Problem: Nicht nur hat sich der bis November regierende PSD durch seine zahlreichen Korruptionsaffären und einen Angriff auf den nationalen Rechtsstaat massiv diskreditiert und in den letzten zwei Jahren rund die Hälfte seiner Wählerschaft verloren. Auch die erst 2018 gegründete sozialliberale Oppositionspartei PRO, die sich nach der Europawahl ebenfalls der S&D-Fraktion anschloss, fiel zuletzt in den Umfragen zurück, offenbar da sich die Anti-PSD-Wählerschaft hinter dem PNL vereinigte.

Aber auch in anderen Ländern tun sich die europäischen Sozialdemokraten schwer. Bei der deutschen SPD folgte auf die Wahl der neuen Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans statt des erhofften Anstiegs ein weiterer Rückgang der Umfragewerte, und auch die S&D-Mitgliedsparteien aus Österreich, Schweden und Bulgarien büßten seit November in den Umfragen ein. Bessere Nachrichten für die Sozialdemokraten kommen aus Spanien, Italien und Polen, wo sich die Umfragewerte zuletzt stabilisierten oder leicht verbesserten.

Einbußen der Liberalen

Besonders düster fielen die letzten Monate für die liberale RE-Fraktion aus (93 Sitze/–6). Schon in der November-Projektion hatte diese starke Einbußen hinnehmen müssen, die sich nun fast ungebremst weiter fortsetzen. Betroffen sind davon die spanischen Ciudadanos (die nach ihrem Debakel bei der nationalen Parlamentswahl im November weiter zurückfallen), die rumänische USR-PLUS (die wie die sozialliberale PRO an der Konsolidierung des PNL leidet), aber auch die niederländischen, belgischen, bulgarischen und slowenischen Liberalen. Nur für die deutsche FDP und die österreichischen Neos brachten die letzten Wochen leichte Verbesserungen.

Im linken Spektrum kann die Fraktion der Grünen/EFA leicht zulegen (58 Sitze/+1). Die deutschen Grünen konnten sich nach einem Durchhänger im November wieder stabilisieren, zudem würde die portugiesische Tierschutzpartei PAN nun wieder knapp ins Europäische Parlament einziehen.

Die Linksfraktion GUE/NGL wiederum kann aufgrund leicht verbesserter Umfragewerte in Belgien und den Niederlanden geringfügig hinzugewinnen (49 Sitze/+1). Die GUE/NGL bliebe damit jedoch weiterhin die schwächste Fraktion im Parlament.

EKR wird in Südeuropa stärker

Am rechten Rand des politischen Spektrums kommt die ID-Fraktion weiterhin auf 82 Sitze (±0) und hält damit in der Sitzprojektion bereits zum dritten Mal in Folge ihren Wert. Leichte Zugewinne der niederländischen PVV werden durch leichte Verluste der italienischen Lega ausgeglichen.

Die nationalkonservative EKR-Fraktion legt unterdessen, wie bereits erwähnt, auch ohne die britischen Tories kräftig zu (65 Sitze/+3). Interessant ist dabei, woher die Zugewinne der EKR kommen: Während die polnische Regierungspartei PiS seit ihrem nationalen Wahlsieg im vergangenen Oktober eine leichte Abwärtsentwicklung erfahren hat, konnten vor allem die erst nach der Europawahl neu beigetretenen Fraktionsmitglieder aus Südeuropa – die spanische Vox und die italienischen FdI – ihre Umfragewerte in den letzten Monaten deutlich verbessern.

Neue Wechselgerüchte um Fidesz

Diese Entwicklung könnte Auswirkungen auf das Kräftegleichgewicht innerhalb der Fraktion haben. Im realen Parlament wird die PiS dort nach dem Austritt der Tories erst einmal die mit großem Abstand stärkste Einzelpartei sein. Die Sitzprojektion hingegen lässt für die Zukunft ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen der PiS und weiteren Parteien erwarten – jedenfalls sofern Vox und FdI ihre Werte bis zur nächsten Europawahl halten können. Zugleich wäre die EKR-Fraktion, in der bislang vor allem Parteien aus dem Norden und Osten der EU vertreten waren, damit auch geografisch breiter aufgestellt.

Noch nicht berücksichtigt sind in der Sitzprojektion die erneuten Gerüchte über einen bevorstehenden Fraktionsübertritt der ungarischen Regierungspartei Fidesz, deren Mitgliedschaft in der Europäischen Volkspartei derzeit suspendiert ist. Voraussichtlich Anfang Februar will diese nun über den Ausschluss der Partei entscheiden – falls die Fidesz dem nicht zuvorkommt und freiwillig die EVP verlässt. Fidesz-Chef Viktor Orbán selbst rief die EVP jüngst noch einmal zu einem Rechtsruck auf, inszenierte aber auch seine Eintracht mit Führungsfiguren der PiS. Dies könnte Teil eines EVP-internen Tauziehens sein, aber auch das Vorspiel eines Wechsels zur EKR-Fraktion. In letzterem Fall könnte der Fidesz in der EKR als zweitstärkster Kraft und zweiter auf nationaler Ebene regierungsführender Partei eine zentrale Rolle neben der PiS zukommen.

Fraktionslose und „weitere“ Parteien

Leichte Zuwächse gibt es in der Projektion auch unter den fraktionslosen Abgeordneten (24 Sitze/+2). Dies liegt an der linkspopulistischen ŽZ aus Kroatien sowie der neofaschistischen XA aus Griechenland, die beide nach den jüngsten Umfragen wieder über der jeweiligen nationalen Sperrklausel liegen und – allerdings nur äußerst knapp – einen Sitz im Parlament gewinnen könnten.

Einen Rückgang gibt es hingegen unter den „weiteren Parteien“, die derzeit nicht im Parlament vertreten sind und auch keiner europäischen Partei angehören (13 Sitze/–3). Die liberalkonservative Partei Most aus Kroatien und die linksliberalen Progresīvie aus Litauen würden es nun anders als im November nicht mehr ins Europäische Parlament schaffen. Und auch die sozialliberale Italia Viva des früheren italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi – die größte unter den „weiteren Parteien“ – verlor zuletzt an Zustimmung. Neu im Tableau vertreten ist die nationalpopulistische Partei Chega aus Portugal, die programmatisch wohl der EKR am nächsten steht.

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dem Szenario mit dem Vereinigten Königreich. Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs wird sich die Sitzzahl einiger Mitgliedstaaten erhöhen, sodass auch einzelne Parteien durch den Brexit zusätzliche Mandate gewinnen würden. Deren Anzahl (+1, +2) ist jeweils hochgestellt angegeben.

Die Tabelle folgt dabei dem Basisszenario, in dem nationale Parteien in der Regel jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet und Parteien ohne klare Zuordnung als „weitere Parteien“ ausgewiesen werden. Demgegenüber geht das dynamische Szenario von stärkeren Annahmen aus und ordnet insbesondere die „weiteren Parteien“ der Fraktion zu, der diese plausiblerweise am nächsten stehen. Die Veränderungen im dynamischen Szenario sind in der Tabelle durch farbige Schrift und durch einen Hinweis im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


mit UK GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute4175154108182627356
Nov. 19,
Basis
486515310817585792315
Jan. 20
Basis
49671529617993792313
Jan. 20,
dynamisch
496915299180948226
ohne UK GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute 40 68 148 97 187 62 76 27
Nov. 19,
Basis
48571389918162822216
Jan. 20,
Basis
49 58 135 93 186 65 82 24 13
Jan. 20,
dynamisch
49 60 135 96 187 66 85 27

GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
DE 8 Linke
1 Tier
20 Grüne
1 Piraten
1 ÖDP
1 Volt
1 Partei
12 SPD 8 FDP
2 FW
26 Union 1 Familie 13 AfD 1 Partei
FR 6 FI 12+1 EELV 5+1 PS 21+2 LREM 8 LR
22+1 RN

UK 1 SF 7 Greens
2 SNP
1 PC
21 Labour 9 LD
1 All

30 Cons

1 DUP

IT

16+1 PD
5 FI
1 SVP
9 FdI 26+1 Lega 13+1 M5S 3 IV
ES 8+1 UP
1 Bildu
1 ERC 16+2 PSOE 3 Cʼs
1 PNV
12+1 PP 10+1 Vox
1 JxC 1 MP
PL

8 Lewica
14+1 KO
3 KP
23 PiS

3 Konf
RO

8 PSD
2 PRO
5 USR-PLUS 17+1 PNL



NL 1+1 SP
1 PvdD
3 GL 3 PvdA 4+1 VVD
2 D66
3 CDA
1 50plus
1 CU
3 FvD
1 SGP
3+1 PVV

EL 6 Syriza
2 KINAL
9 ND 1 EL
1 KKE
1 XA
1 MeRA25
BE 2 PTB-PvdA 1 Groen
2 Ecolo
1 sp.a
2 PS
1 OpenVLD
2 MR
1 CD&V
1 cdH
1 CSP
3 N-VA 4 VB

PT 2 BE 1 PAN 9 PS
7 PSD
1 CDS-PP



1 CH
CZ 1 KSČM 3 Piráti 2 ČSSD 7 ANO 2 TOP09
1 KDU-ČSL
3 ODS 1 SPD
1 THO
HU

3 DK
2 MSZP
2 MM 12 Fidesz

2 Jobbik
SE 2 V 1 MP 5 S 2 C 4 M
1 KD
5+1 SD


AT 3 Grüne 3 SPÖ 1+1 Neos 8 ÖVP
3 FPÖ

BG

5 BSP 2 DPS 6 GERB
2 DB
2 WMRO


DK 1 Enhl. 1 SF 4+1 S 4 V
1 RV
1 K
1 DF

FI 1 Vas 2 Vihr 2 SDP 1+1 Kesk 3 Kok
4 PS

SK

3 SMER 1 PS 1 M-H
1 KDH
1 OĽANO
0+1 MKP
1 SaS 1 SR 2 ĽSNS 1 Za ľudí
1 SNS
IE 3 SF

4+1 FF 4+1 FG



HR

4 SDP
5 HDZ
1 HSS


1 NLMK
0+1 ŽZ


LT
2 LVŽS 2 LSDP 1 LRLS
1 DP
4 TS-LKD


1 TT
LV

3 SDPS 1 AP!
1 ZZS
1 JV
1 JKP
1 NA


SI 1 Levica
1 SD 2 LMŠ 3 SDS-SLS
1 NSi




EE

1 SDE 3 RE
1+1 KE


1 EKRE

CY 2 AKEL
1 DIKO
1 EDEK

2 DISY



LU
1 Déi Gréng 1 LSAP 2 DP 2 CSV



MT

4 PL
2 PN





Verlauf (Basisszenario mit UK)


GUE/
NGL
G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
09.01.2020 49 67 152 96 179 93 79 23 13
23.11.2019 48 65 153 108 175 85 79 23 15
23.09.2019 48 70 153 113 172 77 78 29 11
30.07.2019 48 73 149 113 174 77 79 31 7
Wahl 2019 41 75 154 108 182 62 73 56

Verlauf (Basisszenario ohne UK)


GUE/
NGL
G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
09.01.2020 49 58 135 93 186 65 82 24 13
23.11.2019 48 57 138 99 181 62 82 22 16
23.09.2019 49 61 139 108 175 56 82 24 11
30.07.2019 47 64 138 108 180 57 82 22 7
Wahl 2019 40 68 148 97 187 62 76 27

Die Zeile „Wahl 2019“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 2. Juli 2019, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2019.
Eine Übersicht der Projektionen aus der Wahlperiode 2014-2019 ist hier zu finden.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Sofern eine Partei im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet ist als im Basisszenario, ist dies ebenfalls im Mouseover-Text gekennzeichnet..

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Europawahl erklärt. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Weitere Parteien“ eingeordnet. Jeder Leserin und jedem Leser bleibt es deshalb selbst überlassen, sie nach eigenen Kriterien zu korrigieren.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „weiteren Parteien“ einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet; zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und sind daher im Einzelnen oft recht unsicher; in der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Feldforschung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder die letzte solche Umfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien, Irland und das Vereinigte Königreich), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt. In der Projektion ohne das Vereinigte Königreich wird für alle Länder die Sitzzahl angenommen, die sie entsprechend dem Beschluss des Europäischen Rates vom 29. Juni 2018 nach dem britischen EU-Austritt haben werden.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. Dies betrifft folgende Parteien: Spanien: Más País (1., 3. Listenplatz), Compromís (2.) und Equo (4.); ERC (1., 3.-4.), Bildu (2.) und BNG (5.); PNV (1.) und CC (2.); Niederlande: CU (1., 3.-4.) und SGP (2., 5.); Slowakei: PS (1.) und Spolu (2.).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 2 Sitze für PARTEI und FW, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, Volt und Familienpartei).
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb stets mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.
In Großbritannien haben wegen der Unterschiede im Wahlrecht einige Parteien bei Europawahlen deutlich bessere Chancen, Mandate zu gewinnen. In Umfragen zu nationalen Wahlen schneiden diese deshalb strukturell schlechter ab als bei der Europawahl. Um dies zu kompensieren, wird für die Projektion der Umfragewert der Brexit Party um den Faktor 2 multipliziert, der Wert der LibDem um 1,5. Für die Greens, deren Umfragewerte besonders stark schwanken, wird stets das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (7 Sitze).

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Feldforschung; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung der Umfragen:
Deutschland: nationale Umfragen, 3.-6.1.2020, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Vereinigtes Königreich, England: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 12.12.2019.
Vereinigtes Königreich, Schottland: Regionalwahl-Umfragen, 3.-6.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Wales: Regionalwahl-Umfragen, 9.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Nordirland: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 12.12.2019.
Italien: nationale Umfragen, 24.12.2019-7.1.2020, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 21.12.2019-2.1.2020, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 18.-31.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 18.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 22.-24.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 5.-18.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 6.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 6.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Portugal: nationale Umfragen, 12.-17.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 29.11.-11.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 15.-20.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 12.-18.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 14.-26.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 12.12.2019, Quelle: Europe Elects.
Dänemark: nationale Umfragen, 5.1.2020, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 20.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 9.-11.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 17.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 25.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 29.11.-7.12.2019, Quelle: Europe Elects.
Lettland: nationale Umfragen, 12.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 5.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 12.-23.12.2019, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Luxemburg: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Malta: nationale Umfragen, 20.12.2019, Quelle: Europe elects.

Bilder: Eigene Grafiken.

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