03 Februar 2021

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Februar 2021): EVP verliert, Newcomer gewinnen


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
EP heute397314597187627527
Dez. 2052471369318867732029
Feb. 2152451359418470712133
dynamisch5348141107184737128

Basis-Szenario,
Stand: 2.2.2021.


Dynamisches Szenario,
Stand: 2.2.2021.

Der Jahresanfang brachte einiges politisches Drama in den EU-Mitgliedstaaten: Innerhalb weniger Tage erklärten Mitte Januar erst die estnische, dann die niederländische und schließlich die italienische Regierung ihren Rücktritt, während in Slowenien ein geplantes Misstrauensvotum gegen den Premierminister im letzten Moment zurückgezogen wurde. Zu einer neuen Regierung kam es bislang allerdings nur in Estland. In den Niederlanden stehen im März ohnehin Parlamentswahlen an; in Italien wurde der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, mit der Regierungsbildung beauftragt, muss dafür jedoch noch eine Parlamentsmehrheit finden.

Auf die Wahlumfragen hat sich all die Aufregung bislang indessen kaum ausgewirkt: In keinem der betroffenen Länder kam es in den letzten Wochen zu größeren Veränderungen. Auch europaweit gibt es nur wenig Entwicklungen im Vergleich zur letzten Sitzprojektion von Dezember 2020. Am auffälligsten sind die Zugewinne einer Reihe von Parteien, die erst im Lauf der letzten Monate gegründet wurden und bislang nicht im Europäischen Parlament vertreten sind. In Polen, Bulgarien und der Slowakei konnten solche „sonstigen“ Parteien zuletzt deutlich zulegen.

EVP fällt unter Vor-Corona-Werte

Diese Zugewinne gehen vor allem auf Kosten der christdemokratisch-konservativen Europäischen Volkspartei (EVP). Diese ist in der Projektion zwar weiterhin mit großem Abstand die stärkste Fraktion, muss jedoch bereits zum vierten Mal in Folge Einbußen hinnehmen. Insgesamt käme sie nur noch auf 184 Sitze (–4 gegenüber Dezember) und fällt damit nicht nur hinter ihre Vor-Corona-Werte, sondern auch hinter ihr Wahlergebnis von 2019 zurück.

Besonders deutlich sind die Verluste in Polen, wo die beiden EVP-Mitglieder KO und KP beide an die erst 2020 neu gegründete Partei PL2050 verlieren. Die KP fiel zuletzt sogar knapp unter die nationale Fünf-Prozent-Hürde und wäre damit gar nicht mehr im Europäischen Parlament vertreten. Gleiches gilt für das rumänische EVP-Mitglied UDMR. Auch in der Slowakei setzte sich der Abwärtstrend der Regierungspartei OĽaNO weiter fort. Dazugewinnen konnte die EVP zuletzt hingegen nur in wenigen Ländern, vor allem in den Niederlanden.

S&D verliert, RE gewinnt leicht

Ein bestenfalls gemischtes Bild ergibt sich auch für die europäischen Sozialdemokrat:innen. Auch diese verlieren in Polen leicht an PL2050, wenn auch in weniger starkem Ausmaß als die EVP. Weiterhin im Aufwärtstrend befindet sich hingegen der rumänische PSD. Europaweit kämen die Sozialdemokrat:innen nun auf 135 Sitze (–1).

Als einzige europäische Fraktion leicht hinzugewinnen kann die liberale RE (94 Sitze / +1). Zulegen kann hier vor allem die niederländische Regierungspartei VVD. Neu im Tableau ist außerdem die 2017 neu gegründete IL aus Portugal, der nach den aktuellen Umfragen erstmals der Sprung ins Europäische Parlament gelingen könnte.

Grüne fallen weiter zurück

Die europäischen Grünen fallen in der Projektion weiter zurück und kämen nun nur noch auf 45 Sitze (–2), ihr schlechtester Wert seit der Europawahl 2019. Die jüngsten Rückschläge gehen teilweise auf das Konto der portugiesischen Tierschutzpartei PAN, die 2019 erstmals ins Europäische Parlament einzog, nun aber keinen Sitz mehr gewinnen würde.

Zudem spiegelt sich in der Projektion der Austritt von Nico Semsrott aus der deutschen Satirepartei Die Partei wider. Die Partei war bei der 2019 mit zwei Abgeordneten ins Parlament eingezogen, von denen einer – Martin Sonneborn – fraktionslos blieb, während sich der andere – Semsrott – der Fraktion der Grünen/EFA anschloss. Auch in der Projektion wurden die Sitze der Partei entsprechend aufgeteilt. Da nun mit Sonneborn jedoch der einzige verbleibende Abgeordnete der Partei fraktionslos ist, wird diese in der Projektion künftig vollständig als fraktionslos geführt. Insgesamt kommen die Fraktionslosen dadurch nun auf 21 Sitze (+1).

GUE/NGL heißt jetzt „Die Linke“

Kaum Veränderungen gibt es schließlich bei der europäischen Linken. Minimalen Verlusten in Portugal stehen minimale Zugewinne in Belgien gegenüber, sodass die Fraktion in der Projektion insgesamt 52 Sitze erreicht (±0).

Eine größere Neuerung als bei den Umfragewerten gab es hingegen beim Namen: Im vergangenen Dezember gab die Fraktion ihren sperrigen Namen „Konföderale Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke“ auf und nennt sich künftig nur noch schlicht „Die Linke im Europäischen Parlament“. Ganz von der alten Bezeichnung trennen mag sich die Fraktion allerdings offenbar noch nicht: Die traditionelle gemischt französisch-englische Abkürzung GUE/NGL bleibt erst einmal als offizielles Kürzel erhalten, dürfte in der Praxis aber zunehmend an Präsenz verlieren. In dieser Sitzprojektion hier wird künftig jedenfalls stattdessen die Kurzbezeichnung „Linke“ verwendet.

Rückschläge für die ID – aber Blick auf Italien und Frankreich

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums bleibt die rechtsextreme ID der (neben den Grünen) wichtigste Umfrageverlierer seit Beginn der Corona-Krise. Nachdem die ID zu Beginn der Pandemie in der Projektion stark eingebrochen war, hatte in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine leichte Erholung eingesetzt. Im neuen Jahr setzte sich dieser Aufwärtstrend jedoch nicht fort; vielmehr erfuhr die ID in den Niederlanden und Belgien leichte Umfrageverluste und würde nun nur noch 71 Sitze erreichen (–2).

Diese Rückschläge fallen zusammen mit dem Ende der Regierungsbeteiligung ihrer estnischen Mitgliedspartei EKRE. Nachdem die ID noch vor zwei Jahren in immer mehr EU-Ländern nach der Macht griff, ist sie nun nur noch in der Slowakei als Juniorpartner an einer Koalition beteiligt und besitzt dadurch im EU-Ministerrat kaum noch Einfluss. Zum Aufatmen besteht allerdings noch kein Anlass: Sollte es in Italien zu raschen Neuwahlen kommen, wäre der Sieg eines von der ID-Mitgliedspartei Lega angeführten Rechtsbündnisses derzeit hoch wahrscheinlich. Und in Frankreich, wo 2022 die nächste Präsidentschaftswahl stattfindet, liegt Amtsinhaber Emmanuel Macron (LREM/ALDE-nah) in den letzten Umfragen nur noch sehr knapp vor Marine Le Pen (RN/ID).

EKR mit Neuzugang aus Rumänien

Für die zweite europäische Rechtspartei, die EKR, verliefen die letzten Wochen erfreulicher. Zwar mussten auch ihre Mitgliedsparteien in Schweden und Bulgarien leichte Umfrageverluste hinnehmen. Diese werden allerdings mehr als kompensiert durch den im Januar angekündigten Neuzugang der rumänischen AUR. Insgesamt kommt die EKR damit auf 70 Sitze (+3), ihren besten Wert seit dem Ausscheiden der britischen Conservative Party.

Die 2019 gegründete AUR war bei der nationalen Parlamentswahl im Dezember mit einem überraschend guten Ergebnis ins Parlament eingezogen und konnte seitdem in den Umfragen noch weiter zulegen. Mit ihren ultranationalistischen und irredentistischen (nämlich auf einen Anschluss der Republik Moldau abzielenden) Positionen wird sie die EKR wohl weiter nach rechts ziehen. Interessant ist zudem die anti-ungarische Rhetorik der AUR, die den immer wieder diskutierten Wechsel der ungarischen Regierungspartei Fidesz von der EVP zur EKR erschweren dürfte.

Deutlicher Anstieg der „sonstigen“ Parteien

Mit dem Wechsel zur EKR scheidet die AUR in der Projektion aus der Gruppe der „sonstigen“ Parteien aus, die keiner Fraktion im Europäischen Parlament eindeutig zuzuordnen sind. Dennoch wuchs diese Gruppe in den letzten Wochen noch einmal deutlich an und kommt nun auf 33 Sitze (+4).

Dass die Zahl der „Sonstigen“ in der Projektion im Lauf der Wahlperiode ansteigt, ist einerseits nicht erstaunlich: Je mehr Zeit seit der letzten Europawahl vergangen ist, desto mehr Gelegenheit gab es zu Veränderungen in nationalen Parteiensystemen, und nicht alle Newcomer-Parteien klären ihre europäische Zugehörigkeit so rasch wie die AUR. Allerdings dauerte es in der letzten Wahlperiode sehr viel länger, bis der Wert der „Sonstigen“ ein ähnliches Niveau erreichte.

Die erfolgreichsten Newcomer: PL2050, Hlas-SD, ITN

Betrachtet man die Newcomer-Parteien im Einzelnen, so ergibt sich ein sehr heterogenes Bild – sowohl hinsichtlich der nationalen Kontexte, die zu ihrer Gründung führten, als auch hinsichtlich ihrer politischen Positionen. Vor allem drei Parteien konnten in den letzten Wochen in den Umfragen zulegen:

  • Die polnische PL2050 ist eine proeuropäische, liberal-christdemokratische Partei mit grünen Einschlägen, die von dem Fernsehmoderator Szymon Hołownia gegründet wurde, nachdem dieser als unabhängiger Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2020 überraschend gut abgeschnitten hatte. In den nationalen Umfragen steht PL2050 inzwischen etwa gleichauf mit dem EVP-Mitglied KO auf dem zweiten Platz. Welcher europäischen Fraktion sich PL2050 anschließen könnte, ist derzeit allerdings noch offen. Programmatisch plausibel wäre die EVP; politisch wahrscheinlicher erscheint jedoch die RE, die derzeit kein anderes polnisches Mitglied hat. Im dynamischen Szenario der Sitzprojektion ist PL2050 deshalb den Liberalen zugeordnet.

  • Die slowakische Hlas-SD spaltete sich im Sommer 2020 von der sozialdemokratischen Smer-SD ab, nachdem sich die beiden früheren Ministerpräsidenten Robert Fico und Peter Pellegrini über die Zukunft der Partei überworfen hatten. Während Fico für einen populistischen, linksnationalistischen Kurs eintrat, forderte Pellegrini eine Orientierung an klassisch sozialdemokratischen, proeuropäischen Werten. Nach der Spaltung wurde Pellegrinis neue Partei innerhalb kurzer Zeit stärkste Kraft in den Umfragen, während Ficos Smer-SD inzwischen auf den fünften Platz abgestürzt ist. Es dürfte deshalb nur eine Frage der Zeit sein, bis Hlas-SD der Sozialdemokratischen Partei Europas und der S&D-Fraktion beitritt; eine eindeutige Ansage gibt es dazu jedoch noch nicht.

  • In Bulgarien schließlich können kurz vor der nationalen Parlamentswahl im kommenden April verschiedene neue Parteien punkten. Die wichtigste von ihnen ist die 2020 gegründete populistische Partei ITN des Musikproduzenten Slawi Trifonow, die sich während der Proteste im vergangenen Herbst profilieren konnte und in den nationalen Umfragen inzwischen auf dem dritten Platz steht. Ob und wo sie als nationale Protestpartei ohne klares inhaltliches Profil im Europäischen Parlament Anschluss finden würde, ist allerdings unklar; im dynamischen Szenario erscheint sie deshalb als fraktionslos.

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dabei dem Basisszenario, in dem nationale Parteien in der Regel jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet und Parteien ohne klare Zuordnung als „sonstige Parteien“ ausgewiesen werden. Demgegenüber geht das dynamische Szenario von stärkeren Annahmen aus und ordnet insbesondere die „sonstigen Parteien“ der Fraktion zu, der diese plausiblerweise am nächsten stehen. Die Veränderungen im dynamischen Szenario sind in der Tabelle durch farbige Schrift und durch einen Hinweis im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.



Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
EP heute397314597187627527
Dez. 2052471369318867732029
Feb. 2152451359418470712133
dynamisch5348141107184737128

Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
DE 7 Linke 18 Grüne
1 Piraten
1 ÖDP
1 Volt
14 SPD 6 FDP
2 FW
33 Union 1 Familie 9 AfD 2 Partei 1 Tier
FR 10 FI 6 EELV 4 PS 21 LREM 12 LR 5 DLF 21 RN

IT

18 PD
7 FI
1 SVP
15 FdI 22 Lega 13 M5S
ES 7 UP
1 Bildu
1 ERC 18 PSOE 5 Cʼs
1 PNV
14 PP 10 Vox
1 JxC 1 MP
PL

5 Lewica
12 KO
19 PiS

12 PL2050
4 Konf
RO

13 PSD 5 USR-PLUS 10 PNL 5 AUR


NL 2 SP
1 PvdD
2 GL 2 PvdA 9 VVD
3 D66
4 CDA
1 CU
1 SGP 4 PVV

EL 6 Syriza
2 KINAL
10 ND 1 EL
1 KKE 1 MeRA25
BE 3 PTB-PvdA 1 Groen
1 Ecolo
2 sp.a
2 PS
1 O-VLD
2 MR
1 CD&V
1 cdH
1 CSP
3 N-VA 3 VB

PT 1 BE
1 CDU

10 PS 1 IL 7 PSD
1 CH

CZ 1 KSČM 4 Piráti 1 ČSSD 7 ANO 1 TOP09
2 STAN
1 KDU-ČSL
2 ODS 2 SPD

HU

3 DK
1 MSZP
2 MM 13 Fidesz

2 Jobbik
SE 2 V
7 S 2 C 5 M
1 KD
4 SD


AT
2 Grüne 4 SPÖ 2 Neos 8 ÖVP
3 FPÖ

BG

4 BSP 2 DPS 5 GERB
1 DB
1 OP

3 ITN
1 IS.BG
DK 1 Enhl. 1 SF 5 S 2 V
1 RV
2 K
1 DF
1 NB
FI 1 Vas 2 Vihreät 3 SDP 2 Kesk 3 Kok
3 PS

SK

2 Smer-SD 1 PS 2 OĽANO 2 SaS 1 SR 2 ĽSNS 4 Hlas-SD
IE 5 SF

3 FF 5 FG



HR

4 SDP
5 HDZ


1 DPMŠ
1 Most
1 ZLK
LT
3 LVŽS 1 LSDP 2 LRLS
1 LP
1 DP
3 TS-LKD



LV

2 SDPS 1 AP!
1 ZZS
1 JV
1 JKP
1 NA

1 Prog
SI 1 Levica
2 SD 1 LMŠ 3 SDS-SLS
1 NSi




EE


3 RE
2 KE


1 EKRE
1 E200
CY 2 AKEL
1 EDEK
3 DISY



LU
1 Gréng 1 LSAP 2 DP 2 CSV



MT

4 PL
2 PN




Verlauf (Basisszenario)


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
02.02.2021 52 45 135 94 184 70 71 21 33
09.12.2020 52 47 136 93 188 67 73 20 29
12.10.2020 51 49 127 96 193 67 71 21 30
14.08.2020 50 53 145 88 196 65 64 20 24
25.06.2020 48 55 143 91 203 64 63 20 18
26.04.2020 47 53 151 88 202 66 66 19 13
10.03.2020 51 58 138 88 188 67 82 21 12
09.01.2020 49 58 135 93 186 65 82 24 13
23.11.2019 48 57 138 99 181 62 82 22 16
23.09.2019 49 61 139 108 175 56 82 24 11
30.07.2019 47 64 138 108 180 57 82 22 7
Wahl 2019 40 68 148 97 187 62 76 27

Die Zeile „Wahl 2019“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 2. Juli 2019, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2019.
Angegeben sind jeweils die Werte im Basisszenario ohne das Vereinigte Königreich. Eine Übersicht der Werte mit dem Vereinigten Königreich für die Zeit bis Januar 2020 ist hier zu finden. Eine Übersicht älterer Projektionen aus der Wahlperiode 2014-2019 gibt es hier.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Sofern eine Partei im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet ist als im Basisszenario, ist dies ebenfalls im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Europawahl erklärt. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Sonstige“ eingeordnet.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Sonstige“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „sonstigen“ Parteien einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet; zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und können daher im Einzelnen recht unsicher sein; in der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Durchführung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder die letzte solche Umfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien und Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (1 Sitz für CSP).
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. Dies betrifft folgende Parteien: Spanien: Más País (1., 3. Listenplatz), Compromís (2.) und Equo (4.); ERC (1., 3.-4.), Bildu (2.) und BNG (5.); PNV (1.) und CC (2.); Niederlande: CU (1., 3.-4.) und SGP (2., 5.); Tschechien: ODS (1., 3., 5., 7.), KDU-ČSL (2., 6.) und TOP09 (4., 8.); Piráti (1., 3.-4., 6.-7.) und STAN (2., 5., 8.); Slowakei: PS (1.) und Spolu (2.).
In Ungarn haben sich mit Blick auf die nationale Parlamentswahl 2022 fast alle Oppositionsparteien (DK, MSZP, MM, LMP, Jobbik) zu einem Wahlbündnis zusammengeschlossen, sodass nationale Umfragen meist nur noch einen gemeinsamen Wert für sie ausweisen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dieses Wahlbündnis auch bei der nächsten Europawahl Bestand hat. Für die Sitzprojektion werden die Umfragewerte für das Oppositionsbündnis deshalb auf die einzelnen Parteien aufgeteilt, und zwar entsprechend dem Verhältnis der durchschnittlichen Umfragewerte der Parteien im Dezember 2020 (vor Gründung des Wahlbündnisses): DK 35%, MSZP 15%, MM 25%, LMP 5%, Jobbik 20%.
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 2 Sitze für PARTEI und FW, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, Volt und Familienpartei).
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb stets mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Durchführung; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung der Umfragen:
Deutschland: nationale Umfragen, 21.-31.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Umfragen, 1.10.2020, Quelle: Europe Elects.
Italien: nationale Umfragen, 20.1.-1.2.2021, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 22.-29.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 22.-31.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 20.-21.12.2020, Quelle: Europe Elects.
Niederlande: nationale Umfragen, 25.-31.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 19.-27.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 8.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 8.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Portugal: nationale Umfragen, 14.-21.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 26.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 24.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 21.-25.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 7.-16.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 15.-19.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Dänemark: nationale Umfragen, 18.-31.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 5.-15.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 19.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 17.-28.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 8.1.2021, Quelle: Europe Elects.
Litauen: nationale Umfragen, 20.12.2020, Quelle: Europe Elects.
Lettland: nationale Umfragen, 1.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 14.-25.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 19.-25.1.2021, Quelle: Wikipedia.
Zypern: nationale Umfragen, 23.10.2020, Quelle: Europe Elects.
Luxemburg: nationale Umfragen, 24.11.2020, Quelle: Europe Elects.
Malta: nationale Umfragen, 4.12.2020, Quelle: Europe Elects.

Bilder: Eigene Grafiken.

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