09 Dezember 2020

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Dezember 2020): Zurück zum Ausgangspunkt


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute396914598187627530
Okt. 2051491279619367712130
Dez. 2052471369318867732029
dynamisch5350140103188737325

Basis-Szenario,
Stand: 9.12.2020.


Dynamisches Szenario,
Stand: 9.12.2020.

2020 war ein bewegtes Jahr für die Europäische Union. Die Coronakrise erschütterte die Gesundheitssysteme der Mitgliedstaaten und stellte ihre Solidarität auf eine harte Probe. Die Brexit-Verhandlungen zogen sich so lange ohne Ergebnis hin, dass ein No-Deal-Szenario am 1. Januar inzwischen immer wahrscheinlicher scheint. In Polen eskalierte die Rechtsstaatskrise und gipfelte in einem ungarisch-polnischen Veto gegen den mehrjährigen Finanzrahmen. Wenn sich am morgigen Donnerstag die Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat zum letzten Mal in diesem Jahr treffen, werden sie wieder einmal mit einer überbordenden Krisenagenda zu tun haben.

Werte wie Anfang 2020

Und was macht bei alledem die Sitzprojektion für das Europäische Parlament? Die kehrt zum Ende des Coronajahrs wieder nahezu an ihren Ausgangspunkt zurück. Nachdem der Ausbruch der Pandemie im Frühling zunächst einen Rally-’round-the-flag-Effekt auslöste, durch den viele nationale Regierungsparteien in den Umfragen zulegten und die Werte der beiden größten Fraktionen EVP und S&D sprunghaft anstiegen, setzte in den folgenden Monaten ein langsamer, aber recht stetiger Niedergang ein.

In der aktuellen Sitzprojektion stehen nun fast alle Fraktionen des Parlaments – die konservative EVP, die sozialdemokratische S&D, die liberale RE, die rechtskonservative EKR und die linke GUE/NGL – wieder ungefähr auf demselben Niveau wie zu Beginn des Jahres. Lediglich die rechte ID und die grüne G/EFA, die beiden wichtigsten Gewinner von 2019, haben sich von dem Rückschlag, den sie im Frühling in den Umfragen erfuhren, nicht ganz erholt. Blieben all die dramatischen Entwicklungen des Jahres also ohne dauerhafte parteipolitische Auswirkungen?

Nationalspezifische Dynamiken

Ganz so einfach ist es nicht, denn das europäische Gesamtbild täuscht etwas darüber hinweg, dass es in einigen Mitgliedstaaten in den letzten Monaten durchaus deutliche Verschiebungen in den Umfragewerten der Parteien gab. Allerdings waren diese Verschiebungen eher von nationalen Entwicklungen geprägt und ergeben dadurch kein einheitliches europäisches Muster.

Auch die wichtigsten Veränderungen gegenüber der letzten Sitzprojektion von Mitte Oktober folgten solchen nationalspezifischen Dynamiken – insbesondere den Frauen- und Studierendenprotesten in Polen und dem überraschenden Ausgang der rumänischen Parlamentswahl am vergangenen Sonntag. In anderen Ländern hingegen sind die Umfragen bemerkenswert stabil. So haben sich etwa die Werte der ungarischen Regierungspartei Fidesz (EVP), immerhin einer der Hauptakteure der europäischen Rechtsstaats- und Haushaltskrise von 2020, seit vielen Monaten kaum geändert.

EVP verliert in Rumänien

Im Einzelnen ist die konservative Europäische Volkspartei (EVP) der größte Verlierer der letzten Wochen. Gegenüber der Oktober-Projektion fällt sie um 5 auf 188 Sitze zurück und liegt damit wieder genau auf dem Vor-Corona-Wert von März 2020. Getrieben werden die jüngsten Verluste vor allem von der rumänischen Mitgliedspartei PNL, die nach der nationalen Regierungsübernahme vor einem Jahr zunächst in den Umfragen nach oben schoss, dann aber bei der Parlamentswahl an diesem Sonntag drastisch hinter den Erwartungen zurückblieb. Zudem würde die kleinere polnische EVP-Mitgliedspartei PSL nach den aktuellen Umfragen an der nationalen Fünfprozenthürde scheitern.

Auch auf das ganze Jahr betrachtet sind EVP-Mitgliedsparteien aus Rumänien und Polen, zusammen mit jenen aus Portugal und der niederländischen Seniorenpartei 50plus (die sich im Mai spaltete), die größten Verlierer innerhalb der Fraktion. Deutlich zulegen konnten seit Beginn der Corona-Krise hingegen die deutsche CDU/CSU sowie in geringerem Ausmaß die französischen LR, der spanische PP sowie die irische FG.

S&D in Frankreich wieder über der Hürde

Die sozialdemokratische S&D-Fraktion wiederum konnte sich in den letzten Wochen deutlich verbessern (136 Sitze / +9 im Vergleich zu Oktober). Auch hier ist der wichtigste Einzelfaktor die rumänische Parlamentswahl, bei der die S&D-Mitgliedspartei PSD überraschend gut abschnitt. Zudem liegt der französische PS in einer neuen Umfrage nun wieder über der Fünfprozenthürde, wenn auch nur ausgesprochen knapp. Auch in Polen konnte das sozialdemokratische Bündnis Lewica von den Protesten leicht profitieren.

All diese Entwicklungen gleichen allerdings nur Verluste aus, die die sozialdemokratischen Parteien in früheren Umfragen erfuhren. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit sind die Werte der Fraktion nahezu unverändert. Unter den sozialdemokratischen Regierungsparteien in den nordischen Ländern konnte nur die finnische ihre Zugewinne während der Pandemie fast vollständig erhalten.

Liberale in den Niederlanden weiter stark

Für die liberale RE-Fraktion (93 Sitze/–3) war in den letzten Wochen vor allem die neue französische Umfrage eine schlechte Nachricht, in der die Regierungspartei LREM auf ihren schlechtesten Wert seit der Europawahl 2019 zurückfiel. Allerdings sind Umfragen, die nach parteipolitischen Präferenzen fragen, aufgrund des stark personalisierten politischen Systems in Frankreich allgemein selten und recht schwankungsanfällig.

Über das ganze Jahr hinweg hat die RE-Fraktion im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit hingegen leicht zugelegt. Vor allem die niederländische Regierungspartei VVD geriet zu Beginn der Pandemie in ein Umfragehoch, das ihr (von einem vorübergehenden Durchhänger im Sommer abgesehen) bis heute erhalten geblieben ist.

Grüne fallen durch Corona zurück, Linke kaum verändert

Die größten Umfrageverlierer des letzten Jahres sind hingegen die europäischen Grünen. Die „grüne Welle“, die der G/EFA-Fraktion bei der vergangenen Europawahl ihr bestes Ergebnis aller Zeiten beschert hatte, war schon in der zweiten Jahreshälfte 2019 etwas abgeebbt. Corona stellte die Grünen dann vor eine doppelte Schwierigkeit: Zum einen drängte die Pandemie das wichtigste grüne Thema, die Klimakrise, im öffentlichen Bewusstsein in die zweite Reihe. Zum anderen half der Rally-Effekt nationalen Regierungsparteien, während die Grünen sich fast überall in der Opposition befinden.

Im Ergebnis erfuhren vor allem die beiden größten Mitgliedsparteien der Fraktion, die deutschen Grünen und die französische EELV, seit Beginn der Corona-Krise deutliche Einbußen. Auch die letzten Wochen brachten eine weitere leichte Verschlechterung. Insgesamt käme die G/EFA-Fraktion damit nur noch auf 47 Sitze (–2), ihr schwächster Wert seit dem Sprung bei der Europawahl.

Die Linksfraktion GUE/NGL hielt sich demgegenüber während des gesamten Jahres weitgehend stabil. Während die deutsche Linke und die spanische UP seit dem Frühling leicht verloren, konnte die französische FI in den Umfragen zulegen. Auch die letzten Wochen brachten kaum Veränderungen; insgesamt käme die GUE/NGL nun auf 52 Sitze (+1).

EKR stabil, mit großen nationalen Unterschieden

Auf der rechten Seite des politischen Spektrums zeigte sich die rechtskonservative EKR-Fraktion sowohl das Jahr über als auch in den letzten Wochen insgesamt stabil (67 Sitze/±0). Allerdings verbergen sich dahinter ganz unterschiedliche Entwicklungen der einzelnen Mitgliedsparteien. Einerseits leidet die polnische PiS unter den nationalen Protesten und unter internen Spannungen; das niederländische FvD, das vor einem Jahr noch als Shootingstar der europäischen Rechten galt, hat sich in den letzten Monaten weitgehend selbst zerlegt und würde nun gar nicht mehr ins Europäische Parlament einziehen.

Andererseits steigen die italienischen FdI seit fast zwei Jahren (und von der Corona-Krise anscheinend völlig unbeeinflusst) in den Umfragen kontinuierlich auf und würden, wenn jetzt Europawahl wäre, mit 15 Abgeordneten eine größere Delegation stellen als etwa die deutsche SPD (S&D) oder die französischen LR (EVP). Und auch die französische DLF steht in den Umfragen deutlich besser da als 2019 und würde nun wieder klar ins Europäische Parlament einziehen.

ID seit Sommer wieder im Aufwind

Die rechtsextreme ID-Fraktion schließlich zählt wie die Grünen zu den Verlierern der Corona-Krise. Vor allem die italienische Lega, aber auch die deutsche AfD und das französische RN fielen im Verlauf des letzten Jahres in den Umfragen zurück.

Anders als bei den Grünen haben sich die Werte der ID als Ganzes in den letzten Monaten allerdings schon wieder leicht nach oben gedreht. Die niederländische PVV konnte seit dem Sommer deutlich zulegen, und auch die österreichische FPÖ steht nun etwas besser da als zu ihrem Tiefpunkt im Mai. Auch die letzten Wochen brachten der ID noch einmal leichte Zugewinne, insgesamt erreicht sie nun 73 Sitze (+2).

Fraktionslose und weitere Parteien

Kaum Veränderungen gab es während der Corona-Krise bei den fraktionslosen Parteien, deren Werte auch in den Wochen seit der Oktober-Projektion weitgehend stabil blieben (20 Sitze/–1).

Hingegen nahm die Sitzzahl der „weiteren“ Parteien – die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten und auch keiner europäischen Partei eindeutig zuzuordnen sind – in der Projektion im Lauf des letzten Jahres deutlich zu. Dies liegt besonders an der neugegründeten polnischen Partei Polska 2050, die auch im Zuge der Proteste der letzten Monate noch einmal deutlich in den Umfragen zulegen konnte.

Neu im Tableau ist zudem die rechtspopulistische Neugründung AUR, die am vergangenen Sonntag mit überraschend starkem Ergebnis ins rumänische Parlament einzog. Die rumänische Mitte-links-Partei PRO, die zuvor gute Umfragewerte erzielt hatte, scheiterte hingegen unerwartet an der Sperrklausel und ist deshalb auch in der Europawahl-Sitzprojektion nicht mehr vertreten. Gegenüber der Oktober-Projektion reduziert sich der Sitzanteil die weiteren Parteien damit leicht (29 Sitze/–1).

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dabei dem Basisszenario, in dem nationale Parteien in der Regel jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet und Parteien ohne klare Zuordnung als „weitere Parteien“ ausgewiesen werden. Demgegenüber geht das dynamische Szenario von stärkeren Annahmen aus und ordnet insbesondere die „weiteren Parteien“ der Fraktion zu, der diese plausiblerweise am nächsten stehen. Die Veränderungen im dynamischen Szenario sind in der Tabelle durch farbige Schrift und durch einen Hinweis im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.



GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
EP heute 39 69 145 98 187 62 75 30
Okt. 20 51 49 127 96 193 67 71 21 30
Dez. 20 52 47 136 93 188 67 73 20 29
dynamisch 53 50 140 103 188 73 73 25

GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
DE 7 Linke 18 Grüne
1 Piraten
1 ÖDP
1 Volt
1 Partei
14 SPD 6 FDP
2 FW
33 Union 1 Familie 9 AfD 1 Partei 1 Tier
FR 10 FI 6 EELV 4 PS 21 LREM 12 LR 5 DLF 21 RN

IT

19 PD
6 FI
1 SVP
15 FdI 22 Lega 13 M5S
ES 7 UP
1 Bildu
1 ERC 18 PSOE 4 Cʼs
1 PNV
15 PP 10 Vox
1 JxC 1 MP
PL

6 Lewica
14 KO
19 PiS

4 Konf
9 P2050
RO

12 PSD 6 USR-PLUS 10 PNL
2 UDMR



5 AUR
NL 2 SP
1 PvdD
2 GL 3 PvdA 8 VVD
3 D66
3 CDA
1 CU
1 SGP 5 PVV

EL 6 Syriza
2 KINAL
10 ND 1 EL
1 KKE 1 MeRA25
BE 2 PTB-PvdA 1 Groen
1 Ecolo
2 sp.a
2 PS
1 O-VLD
2 MR
1 CD&V
1 cdH
1 CSP
3 N-VA 4 VB

PT 2 BE
1 CDU
1 PAN 10 PS
6 PSD
1 CH

CZ 1 KSČM 4 Piráti 1 ČSSD 7 ANO 1 TOP09
2 STAN
1 KDU-ČSL
2 ODS 2 SPD

HU

4 DK
1 MSZP
2 MM 12 Fidesz

2 Jobbik
SE 2 V
6 S 2 C 5 M
1 KD
5 SD


AT
2 Grüne 4 SPÖ 2 Neos 8 ÖVP
3 FPÖ

BG

4 BSP 3 DPS 6 GERB
1 DB
2 OP

1 ITN
DK 1 Enhl. 1 SF 5 S 3 V
1 RV
1 K
1 DF
1 NB
FI 1 Vas 2 Vihreät 3 SDP 2 Kesk 3 Kok
3 PS

SK

2 Smer-SD 1 PS 3 OĽANO 2 SaS 1 SR 2 ĽSNS 3 Hlas-SD
IE 5 SF

3 FF 5 FG



HR

4 SDP
5 HDZ


1 DPMŠ
1 Most
1 ZLK
LT
3 LVŽS 1 LSDP 1 LRLS
1 LP
1 DP
4 TS-LKD



LV

2 SDPS 1 AP!
1 ZZS
1 JV
1 JKP
1 NA

1 Prog
SI 1 Levica
2 SD 1 LMŠ 3 SDS-SLS
1 NSi




EE


3 RE
2 KE


1 EKRE
1 E200
CY 2 AKEL
1 EDEK
3 DISY



LU
1 Gréng 1 LSAP 2 DP 2 CSV



MT

3 PL
3 PN




Verlauf (Basisszenario)


GUE/
NGL
G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Weitere
09.12.2020 52 47 136 93 188 67 73 20 29
12.10.2020 51 49 127 96 193 67 71 21 30
14.08.2020 50 53 145 88 196 65 64 20 24
25.06.2020 48 55 143 91 203 64 63 20 18
26.04.2020 47 53 151 88 202 66 66 19 13
10.03.2020 51 58 138 88 188 67 82 21 12
09.01.2020 49 58 135 93 186 65 82 24 13
23.11.2019 48 57 138 99 181 62 82 22 16
23.09.2019 49 61 139 108 175 56 82 24 11
30.07.2019 47 64 138 108 180 57 82 22 7
Wahl 2019 40 68 148 97 187 62 76 27

Die Zeile „Wahl 2019“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 2. Juli 2019, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2019.
Angegeben sind jeweils die Werte im Basisszenario ohne das Vereinigte Königreich. Eine Übersicht der Werte mit dem Vereinigten Königreich für die Zeit bis Januar 2020 ist hier zu finden.
Eine Übersicht älterer Projektionen aus der Wahlperiode 2014-2019 gibt es hier.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Sofern eine Partei im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet ist als im Basisszenario, ist dies ebenfalls im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Europawahl erklärt. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Weitere Parteien“ eingeordnet.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „weiteren Parteien“ einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet; zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und können daher im Einzelnen recht unsicher sein; in der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Feldforschung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder die letzte solche Umfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien und Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (1 Sitz für CSP).
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. Dies betrifft folgende Parteien: Spanien: Más País (1., 3. Listenplatz), Compromís (2.) und Equo (4.); ERC (1., 3.-4.), Bildu (2.) und BNG (5.); PNV (1.) und CC (2.); Niederlande: CU (1., 3.-4.) und SGP (2., 5.); Slowakei: PS (1.) und Spolu (2.).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 2 Sitze für PARTEI und FW, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, Volt und Familienpartei).
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb stets mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Feldforschung; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung der Umfragen:
Deutschland: nationale Umfragen, 26.11.-7.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Umfragen, 1.10.2020, Quelle: Europe Elects.
Italien: nationale Umfragen, 24.11.-7.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 24.11.-7.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 23.-30.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 6.12.2020.
Niederlande: nationale Umfragen, 25.11.-5.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 24.11.-3.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 8.10.2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 8.10..2020, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Portugal: nationale Umfragen, 16.-26.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 17.-30.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 23.11.-4.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 22.11.-2.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 7.-21.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 29.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Dänemark: nationale Umfragen, 29.11.-3.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 20.11.-1.12.2020, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 25.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 25.-29.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 6.11.2020, Quelle: Europe Elects.
Litauen: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl (landesweiter Wahlkreis), 11.10.2020.
Lettland: nationale Umfragen, 20-.30.10.2020, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 12.-23.11.2020, Quelle: Europe Elects.
Estland: nationale Umfragen, 18.-30.11.2020, Quelle: Wikipedia.
Zypern: nationale Umfragen, 23.10.2020, Quelle: Europe Elects.
Luxemburg: nationale Umfragen, 24.11.2020, Quelle: Europe Elects.
Malta: nationale Umfragen, 6.11.2020, Quelle: Europe Elects.

Bilder: Eigene Grafiken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare sind hier herzlich willkommen und werden nach der Sichtung freigeschaltet. Auch wenn anonyme Kommentare technisch möglich sind, ist es für eine offene Diskussion hilfreich, wenn Sie Ihre Beiträge mit Ihrem Namen kennzeichnen. Um einen interessanten Gedankenaustausch zu ermöglichen, sollten sich Kommentare außerdem unmittelbar auf den Artikel beziehen und möglichst auf dessen Argumentation eingehen. Bitte haben Sie Verständnis, dass Meinungsäußerungen ohne einen klaren inhaltlichen Bezug zum Artikel hier in der Regel nicht veröffentlicht werden.