13 November 2025

Wenn an diesem Sonntag Europawahl wäre (November 2025): Liberale Erholung, rechte Radikalisierung

Von Manuel Müller


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
Wahl 24 46531367718878842533
EP heute 46531367518879852731
Sep. 25 (B) 55401236617685105372112
Nov. 25 (B) 51371247117581105392413
Nov. 25 (D) 523712673175861093923
Basis-Szenario,
Stand: 10.11.2025.
Grafiken zum Vergrößern anklicken.


Dynamisches Szenario,
Stand: 10.11.2025.
Grafiken zum Vergrößern anklicken.

Zwei nationale Wahlen beschäftigten die europäische Politik in den letzten Wochen: Bei der Abgeordnetenhauswahl in Tschechien Anfang Oktober fuhr die populistische Rechtsaußenpartei ANO (PfE) einen deutlichen Sieg ein. Bei der niederländischen Parlamentswahl Ende Oktober hingegen blieb die rechtsextreme PVV (PfE) hinter ihren Erwartungen zurück und wurde im Endspurt des Wahlkampfs sogar noch von der linksliberalen D66 (RE) überholt. Doch die „Wende zur politischen Mitte“, die einige Medien in der Wahl erkennen wollten, war sie nicht – denn was die PVV verlor, gewannen kleinere, eher noch extremere Rechtsaußenparteien hinzu. Die Chancen sind gut, dass die nächste niederländische Regierung von Parteien der politischen Mitte gebildet wird; die politische Stimmung aber ist weiterhin weit rechts.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in der aktuellen Sitzprojektion für die EU als Ganzes ab. Der jüngste Wahlerfolg in den Niederlanden verschafft auch den europäischen Liberalen etwas Auftrieb. Nachdem sie in der letzten Europawahl-Sitzprojektion Anfang September stark eingebrochen waren, machen sie jetzt einen Großteil der damaligen Verluste wieder wett. Eine demokratische Trendwende ist das aber wohl eher nicht: Die beiden größten Fraktionen der Mitte, EVP und S&D, sind bestenfalls stabil, Grüne und Linke verlieren. Auf der rechten Seite des politischen Spektrums fällt derweil die vergleichsweise gemäßigte EKR-Fraktion zurück, während die kleine radikale ESN-Fraktion sowie die rechtsextremen fraktionslosen Parteien weiter zulegen.

EVP und S&D durchwachsen

Betrachtet man die Umfrageergebnisse im Einzelnen, so zeigt sich für die christdemokratisch-konservative EVP-Fraktion ein durchwachsenes Bild. In den Niederlanden fielen die EVP-Mitgliedsparteien CDA und BBB im nationalen Wahlkampfendspurt hart zurück, das BBB wäre nun gar nicht mehr im Europäischen Parlament vertreten. Auch in anderen großen Mitgliedstaaten tat sich die EVP zuletzt schwer: Die deutsche CDU/CSU liegt in den nationalen Umfragen nun nur noch auf dem zweiten Platz hinter der AfD (ESN); in Spanien verliert der PP immer weiter an die rechtsextreme Vox (PfE).

Etwas besser sah es für die Konservativen zuletzt hingegen in den mittelgroßen Mitgliedstaaten aus – etwa in Griechenland und Ungarn, wo ND und Tisza ihre jeweilige nationale Führungsstellung weiter ausbauen konnten. Insgesamt hält sich die EVP-Fraktion in der Sitzprojektion dadurch weitgehend stabil; im Vergleich zu September fällt sie nur minimal auf 175 Sitze zurück (–⁠1). Allerdings waren bereits der September-Projektion deutliche Verluste für die EVP vorausgegangen. Der aktuelle Wert ist deshalb ihr schlechtestes Ergebnis seit der Europawahl 2024.

Kaum besser ist die Lage für die sozialdemokratische S&D-Fraktion. Diese konnten zuletzt in einigen großen Mitgliedstaaten zulegen, vor allem in Frankreich und Spanien, aber auch in Rumänien. In den Niederlanden hingegen blieb der Wahlkampf der sozialdemokratisch-grünen Allianz GL/PvdA unter Führung des früheren Kommissionsvizepräsidenten Frans Timmermans hinter den Erwartungen zurück. Unter dem Strich erreicht die S&D damit nur leicht verbesserte 124 Sitze (+⁠1).

RE: nur teilweise Erholung

Die größte Gewinnerin der letzten Wochen ist die liberale RE-Fraktion, die vor allem von dem erfolgreichen Wahlkampf ihrer beiden niederländischen Mitgliedsparteien D66 und VVD profitiert. Außerdem befindet sich auch die estnische KE im Aufwind, und in Italien würde ein Bündnis der beiden zentristischen Kleinparteien IV und +Europa nun wieder knapp die nationale Vierprozenthürde überwinden.

In mehreren anderen Mitgliedstaaten – etwa Rumänien, Portugal, Österreich oder Finnland – erfuhren RE-Mitgliedsparteien in den jüngsten Umfragen hingegen leichte Einbußen: kein dramatischer Absturz, aber in Linie mit dem allmählichen Sinkflug, den die Liberalen auch europaweit seit etwa drei Jahren durchmachen. Die jüngsten Erfolge in den Niederlanden sollten darüber nicht hinwegtäuschen. Mit nunmehr 71 Sitzen (+⁠5) kann die RE zwar einen großen Teil ihrer massiven Verluste aus der September-Projektion wieder wettmachen; doch handelt es sich dabei immer noch um ihren zweitschlechtesten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt.

Linke büßt Zugewinne ein

Auf der linken Seite des politischen Spektrums verzeichnen sowohl die Linksfraktion als auch die Fraktion der Grünen/EFA Verluste.

Die Linke hatte sich im September noch über Zugewinne in mehreren Mitgliedstaaten freuen können. Nun allerdings verlieren sowohl die französische LFI als auch die spanische Podemos in den Umfragen an ihre jeweiligen Konkurrenten PS und PSOE (beide S&D). Die niederländische Linkspartei SP, die bei der nationalen Wahl schlecht abschnitt, würde nun gar keinen Sitz im Europäischen Parlament mehr gewinnen.

Aufwind erfährt die Linke nur in Irland und Zypern, wo sie in den nationalen Umfragen nun jeweils auf dem ersten Platz liegt. Insgesamt erreicht die Fraktion nun jedoch nur noch 51 Sitze (–⁠4) und büßt damit ihre Zugewinne von September wieder ein.

Grüne wieder kleinste Fraktion

Noch schlechter sieht die Lage für die europäischen Grünen aus, die zuletzt unter anderem in den Niederlanden und in Dänemark schwächelten und in Luxemburg nach der letzten Umfrage gar nicht mehr ins Europäische Parlament einziehen würden. Damit setzt sich der grüne Sinkflug weiter fort: Mit nur noch 37 Sitzen (–⁠3) erreichen sie ihren schlechtesten Wert seit über drei Jahren und sind in der Projektion nun wieder die kleinste Fraktion im Parlament – noch hinter der rechtsextremen ESN.

Ein wenig trösten können sich die europäischen Grünen damit, dass sie auch in der Vergangenheit oft gegen Mitte der europäischen Wahlperiode eher schwache Ergebnisse erzielten, bei der Europawahl selbst aber deutlich besser abschnitten. Allerdings kommt es in der Europapolitik natürlich nicht nur auf die Europawahl, sondern auch auf die nationalen Wahlen in den Mitgliedstaaten an, und bei denen bläst den Grünen der europaweite Trend gerade stark ins Gesicht.

EKR verliert, bleibt aber stark

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums hatten in der September-Projektion alle drei Rechtsaußenfraktionen – EKR, PfE und ESN – neue historische Rekordwerte erreicht. Im Vergleich dazu schneidet die EKR-Fraktion nun etwas schlechter ab. Die jüngsten Verluste gehen auf das Konto der EKR-Mitgliedsparteien aus Polen (PiS), Rumänien (AUR) und Belgien (N-VA), die alle in den letzten Wochen an noch weiter rechts stehende Parteien (KKP/fraktionslos, POT/Sonstige sowie VB/PfE) verloren haben.

Leicht zulegen konnte die EKR zuletzt hingegen in Tschechien, wo die ODS bei der nationalen Parlamentswahl im Oktober etwas besser abschnitt als erwartet. Zudem gelang den finnischen PS, die im Frühling aufgrund der verbreiteten Unzufriedenheit in der Bevölkerung mit der wirtschaftlichen Lage an Zustimmung verloren hatten, nun durch eine Verschärfung der migrationsfeindlichen Rhetorik eine Umfrage-Trendwende. Unter dem Strich reicht es für die EKR dadurch für 81 Sitze (–⁠4) – immerhin noch der zweitbeste Wert, den die Fraktion in der Projektion jemals erreicht hat.

PfE stabil, ESN legt weiter zu

Wenig Veränderungen gibt es bei der größten Rechtsaußenfraktion PfE. Während ihre Mitgliedsparteien in Spanien, Belgien und Österreich zulegen können, wird sie durch das schlechte Wahlergebnis der niederländischen PVV sowie durch die Schwäche der ungarischen Fidesz heruntergezogen. Insgesamt verharrt die PfE-Fraktion in der Projektion damit auf ihrem im September erreichten Rekordwert von 105 Sitzen (±⁠0).

Die kleinste und extremste Rechtsaußenfraktion ESN hingegen kann in der Projektion erneut zulegen – bereits zum achten Mal in Folge. Nachdem sie bei der Europawahl 2024 mit 25 Abgeordneten nur mit Ach und Krach die Bedingungen erfüllt hatte, um eine eigene Fraktion zu bilden, steht die ESN in der Projektion nun bei 39 Sitzen (+⁠2 gegenüber September).

Die jüngsten Zugewinne in der Projektion verdankt die ESN dem niederländischen FvD, das bei der nationalen Parlamentswahl von der Schwäche der PVV (PfE) profitieren konnte und mit diesem Ergebnis auch im Europäischen Parlament wieder Sitze gewinnen würde. Das FvD war bereits von 2019 bis 2024 im Europäischen Parlament vertreten, damals noch als Mitglied der EKR-Fraktion. Inzwischen ist die Partei noch weiter nach rechts gerückt, unterhält Beziehungen zur russischen Regierung und ist Mitglied der ESN-Partei.

Fraktionslose Rechtsaußenparteien gestärkt

Die Radikalisierung im rechten Lager zeigt sich auch an den jüngsten Umfrageerfolgen fraktionsloser Rechtsaußenparteien – speziell der polnischen KKP, die eine Mischung aus monarchistischen, antisemitischen und russlandfreundlichen Positionen vertritt, sowie der luxemburgischen ADR, die im Sommer aufgrund ihrer prorussischen Haltung aus der EKR-Fraktion ausgeschlossen worden war. Anders als noch im September würden beide nun wieder Sitze im Europäischen Parlament gewinnen.

Die fraktionslosen linkskonservativen Parteien, die in der September-Projektion noch leicht zulegen konnten, schnitten nun hingegen wieder schwächer ab: Während das deutsche BSW um seine politische Relevanz ringt, scheiterte die tschechische Stačilo bei der nationalen Parlamentswahl im Oktober an der Fünfprozenthürde und wäre damit auch im Europäischen Parlament nicht mehr vertreten. Insgesamt stehen die fraktionslosen Parteien jetzt bei 24 Sitzen (+⁠3).

Hinzu kommen schließlich noch die „sonstigen“ Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind und auch keiner europäischen Partei angehören, sodass sie keiner Fraktion eindeutig zugeordnet werden können. Wieder zurück im Tableau ist hier die rumänische Rechtsaußenpartei POT, die bei der annullierten rumänischen Präsidentschaftswahl 2024 den parteilosen prorussischen Kandidaten Călin Georgescu unterstützt hatte. Unter dem Strich kommen die „Sonstigen“ jetzt auf 13 Sitze (+⁠1), von denen etwas mehr als die Hälfte dem rechtspopulistischen oder rechtsextremen Lager zugerechnet werden kann.

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung der Projektion nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dem Basisszenario, in dem die nationalen Parteien jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet sind. Parteien, die weder im Parlament vertreten sind noch einer europäischen Partei angehören, verbleiben in der Spalte „Sonstige“.

Das dynamische Szenario der Sitzprojektion baut auf dem Basisszenario auf, ordnet jedoch auch alle „sonstigen Parteien“ jeweils Fraktionen zu, denen diese plausiblerweise beitreten könnten. In der Tabelle sind die Veränderungen vom Basis- zum dynamischen Szenario durch farbige Schrift und durch Hinweise im Mouseover-Text gekennzeichnet. Gegebenenfalls sind im Mouseover-Text zudem noch alternative Zielfraktionen für die betreffende Partei angeführt.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
Wahl 24 46531367718878842533
EP heute 46531367518879852731
Juli 25 (B) 5144124731818099362012
Sep. 25 (B) 55401236617685105372112
Sep. 25 (D) 564012568177891073721

Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos
DE 9 Linke
1 Tier
11 Grüne
3 Volt
13 SPD 3 FDP
3 FW
22 Union
1 Familie
1 ÖDP


23 AfD 3 BSW
2 Partei
1 PdF

FR 8 LFI

13 PS 14 RE 12 LR
34 RN


IT 11 M5S
2 SI
3 EV 18 PD 3 IV/+E
6 FI
1 SVP
25 FdI 7 Lega


ES 2 Sumar
2 Pod
1 Bildu
2 Sumar
1 ERC

18 PSOE
21 PP 1 SALF 12 Vox
1 Junts

PL

3 Lewica
19 KO
16 PiS 5 Konf 6 Konf 4 KKP
RO

8 PSD
3 USR
1 PMP
5 PNL
14 AUR


2 POT

NL
2 GL
2 PvdA 7 D66
6 VVD
4 CDA

6 PVV 2 FvD

BE 3 PTB 1 Groen
2 Vooruit
2 PS
2 MR
2 LE
2 CD&V
1 CSP
3 N-VA 4 VB


CZ
2 Piráti


2 STAN
1 TOP09
1 KDU-ČSL
4 ODS 8 ANO
1 AUTO
2 SPD

EL 1 Syriza
3 PASOK 1 KD 7 ND 3 EL 1 FL
2 PE
2 KKE
1 MéRA

HU

1 DK


11 TISZA

8 Fidesz 1 MHM

PT
1 Livre
6 PS 1 IL 7 AD
6 Chega


SE 2 V 1 MP 7 S 1 C
4 M
1 KD
5 SD



AT
2 Grüne 4 SPÖ 1 Neos 4 ÖVP
9 FPÖ


BG

2 BSP 2 PP
5 GERB
1 DB


3 V 3 DPS-NN
1 MECh

DK 1 Enhl. 2 SF 4 S 2 V
1 RV
2 LA
1 K
1 DD 1 DF



SK


4 PS 1 KDH
1 D
1 Slov
1 SaS

2 REP 3 Smer
2 Hlas

FI 1 Vas 1 Vihreät 5 SDP 2 Kesk
3 Kok
3 PS



IE 5 SF


3 FF
4 FG



2 SD
HR
2 Možemo 4 SDP
5 HDZ



1 Most
LT
2 DSVL 3 LSDP 1 LS
3 TS-LKD 1 LVŽS



1 NA
LV
1 Prog

1 JV
2 NA
1 LRA
2 LPV


1 ZZS
1 ST!
SI

1 SD 3 GS 4 SDS
1 N.Si





EE

1 SDE 1 RE
2 KE
2 Isamaa
1 EKRE


CY 2 AKEL


2 DISY 1 ELAM


1 ALMA
LU

1 LSAP 2 DP 2 CSV


1 ADR

MT

3 PL
3 PN





Verlauf (Basisszenario)


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
10.11.25 51 37 124 71 175 81 105 39 24 13
01.09.25 55 40 123 66 176 85 105 37 21 12
01.07.25 51 44 124 73 181 80 99 36 20 12
19.05.25 49 40 130 76 179 79 100 35 23 9
24.03.25 52 41 131 73 177 79 99 33 24 11
27.01.25 48 43 130 81 185 77 93 29 24 10
02.12.24 43 41 131 83 186 73 100 27 24 12
07.10.24 44 41 136 79 186 74 96 26 29 9
12.08.24 44 45 137 77 191 73 88 25 31 9
Wahl 24 46 53 136 77 188 78 84 25 33

Verlauf (dynamisches Szenario)


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
10.11.25 52 37 126 73 175 86 109 39 23
01.09.25 56 40 125 68 177 89 107 37 21
01.07.25 52 44 126 75 181 84 101 37 20
19.05.25 49 40 132 78 179 82 101 36 23
24.03.25 52 41 132 74 179 82 103 33 24
27.01.25 49 43 132 82 185 80 96 29 24
02.12.24 43 42 133 82 186 77 104 27 26
07.10.24 46 41 137 79 187 77 97 26 30
12.08.24 45 46 138 78 191 76 89 25 32
Wahl 24 46 53 136 77 188 78 84 25 33

Die Zeile „Wahl 24“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 16. Juli 2024, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Juni 2024.
Für Übersichten von Sitzprojektionen aus früheren Wahlperioden siehe hier (2014-2019) und hier (2019-2024).

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt (siehe unten). Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Sonstige“ eingeordnet.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 23 Abgeordnete aus mindestens einem Viertel der Mitgliedstaaten (also 7 der 27 Mitgliedstaaten) erforderlich. Gruppierungen, die diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen, müssten gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete für sich gewinnen, um sich (wieder) als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „sonstigen“ Parteien einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet. Zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren teils auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und können daher im Einzelnen recht unsicher sein. In der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei „sonstigen“ Parteien und Parteien, bei denen nach der nächsten Europawahl ein Fraktionswechsel wahrscheinlich erscheint, nennt der Mouseover-Text zudem die Fraktionen, denen sich die Partei gegebenenfalls anschließen könnte. Dabei wird die Fraktion, der die Partei im dynamischen Szenario zugeordnet ist, als Erstes aufgeführt.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Durchführung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen die letzte spezifische Europawahlumfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt oder in den letzten zwei Wochen deutlich weniger Umfragen zur Europawahl als zur Wahl zum nationalen Parlament veröffentlicht wurden, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Länder, in denen es keine aktuellen Umfragen für Parlamentswahlen gibt, wird stattdessen gegebenenfalls auf Umfragen zu Präsidentschaftswahlen zurückgegriffen, wobei die Umfragewerte der Präsidentschaftskandidat:innen jeweils den Parteien der Kandidat:innen zugeordnet werden (dies kann insbesondere Frankreich und Zypern betreffen). Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien und Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft gegebenenfalls die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (1 Sitz für CSP).
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. In der Tabelle sind diese in der Regel unter der Bezeichnung des Wahlbündnisses oder der größten dazugehörigen Partei zusammengefasst. Manchmal gehören die Parteien eines Wahlbündnisses im Europäischen Parlament jedoch unterschiedlichen Fraktionen an. In diesem Fall werden die Parteien einzeln aufgeführt und (in der Regel auf Grundlage der Europawahlergebnisse 2024) eine Plausibilitätsannahme über die Verteilung der Listenplätze getroffen. Das betrifft folgende Fälle: Spanien: Sumar: Sumar (1., 6. Listenplatz), CatComù (2.), Compromís (3.), IU (4.) und Más País (5.); Ahora Repúblicas: ERC (1., 4.), Bildu (2.) und BNG (3.); CEUS: PNV (1.) und CC (2.); Rumänien: ADU: USR (1.-2., 4.-5., 7.-9.), PMP (3.) und FD (6.); Niederlande: GL-PvdA: PvdA (1., 3., 5. etc.) und GL (2., 4., 6. etc.); Tschechien: Spolu: TOP09 (1., 3., 5. etc.) und KDU-ČSL (2., 4., 6. etc.); Stačilo: Stačilo (1., 3., 5. etc.) und SOCDEM (2., 4., 6. etc.); Ungarn: DK: DK (1.-4., 6., 8.), MSZP (5.), PM (7.). In manchen Ländern ist die genaue Verteilung der Sitze unter den Parteien eines Wahlbündnisses von Vorzugsstimmen oder regionalen Wahlkreisergebnissen abhängig, sodass sich im Voraus nur eine Plausibilitätsannahme darüber treffen lässt. Dies betrifft folgende Fälle: Italien: AVS: EV (1., 3.-4., 6.-7. etc.) und SI (2., 5., 8. etc.); Polen: Konfederacja: NN (1., 3., 5. etc.), RN (2., 4., 6. etc.). In Frankreich erfassen manche Umfragen PS (S&D), EELV (G/EFA), PCF (Linke) und manchmal auch LFI (Linke) zusammen; in diesen Fällen werden die erhobenen Werte zwischen den Parteien entsprechend dem Verhältnis in der letzten Umfrage aufgeteilt, in der diese getrennt ausgewiesen wurden. In Tschechien erfassen die meisten Umfragen ODS (EKR), TOP09 und KDU-ČSL (beide EVP) gemeinsam; in diesen Fällen werden zwei Drittel der entsprechend berechneten Sitze ODS zugeordnet, ein Drittel der Allianz aus TOP09 und KDU-ČSL. In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen, sofern sie mit einer größeren Partei kooperieren. Dies ist der Fall bei der SVP im Bündnis mit FI.
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Da deutsche Umfrageinstitute für Kleinparteien jedoch in der Regel keine Werte ausweisen, wird in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 3 Sitze für Volt und FW, 2 Sitze für die PARTEI, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Familienpartei und PdF). Falls eine Kleinpartei in aktuellen Umfragen einen besseren Wert erreicht als bei der letzten Europawahl, wird stattdessen dieser Umfragewert genutzt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Durchführung der Umfragen; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung:
Deutschland: nationale Umfragen, 3.-7.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Umfragen, 7.-8.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Italien: nationale Umfragen, 22.10.-3.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 26.10.-8.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 26.10.-5.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 26.10.-2.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 8.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: Umfragen für die nationale Parlamentswahl in der Wallonie, 23.9.2025, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: Umfragen für die nationale Parlamentswahl in Flandern, 23.9.2025, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 9.6.2024.
Tschechien: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 3.-4.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 20.10.-2.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 22.-31.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Portugal: nationale Umfragen, 26.-27.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 19.-27.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 4.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 12.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Dänemark: nationale Umfragen, 6.-9.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 18.-20.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 4.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 21.-31.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 6.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 27.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Lettland: nationale Umfragen, Juli 2025, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 29.9.-9.10.2025, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 2.11.2025, Quelle: Wikipedia.
Zypern: nationale Umfragen, 22.9.2025, Quelle: Wikipedia.
Luxemburg: nationale Umfragen, 29.9.2024, Quelle: Wikipedia.
Malta: nationale Umfragen, 2.10.2025, Quelle: Wikipedia.

Bilder: alle Grafiken: Manuel Müller.

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