05 Dezember 2024

Wenn an diesem Sonntag Europawahl wäre (Dezember 2024): Sozialdemokrat:innen verlieren, Rechtsaußen im Allzeithoch

Von Manuel Müller


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
Wahl 24 46531367718878842533
EP heute 46531367718878862531
Okt. 24 (B) 44411367918674962629
9
Dez. 24 (B) 434113183186731002724
12
Dez. 24 (D) 434213382186771042726
Basis-Szenario,
Stand: 2.12.2024.
Grafiken zum Vergrößern anklicken.


Dynamisches Szenario,
Stand: 2.12.2024.
Grafiken zum Vergrößern anklicken.

2024 war – wieder einmal – kein einfaches Jahr für die europäische Sozialdemokratie. Bei der Europawahl im Juni fuhr die S&D-Fraktion ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten ein und verlor zudem die Option, im Europäischen Parlament Mitte-links-Mehrheiten ohne die Europäische Volkspartei zu bilden. Auf nationaler Ebene verloren die Sozialdemokrat:innen unter anderem die portugiesische Parlamentswahl im März, konnten ihren Wahlerfolg in Frankreich im Juli nicht in eine Regierungsbeteiligung ummünzen, und erlebten im November das Scheitern der deutschen Ampelkoalition.

Annus horribilis der S&D

Immerhin: Bei der rumänischen Parlamentswahl am vergangenen Sonntag verteidigte der sozialdemokratische PSD trotz massiver Verluste seine Position als stärkste Kraft, und bei der irischen Parlamentswahl zwei Tage zuvor gewannen die Sozialdemokrat:innen leicht dazu und könnten an der nächsten Regierung beteiligt sein. In beiden Fällen blieben sie allerdings hinter den Erwartungen der Umfragen zurück.

Blickt man auf die europaweite politische Stimmung, so ist das sozialdemokratische annus horribilis deshalb noch nicht vorbei: In der letzten Sitzprojektion des Jahres rutscht die S&D-Fraktion auf einen ihrer schlechtesten Werte jemals. Außer in Rumänien mussten die Sozialdemokrat:innen zuletzt auch in Deutschland und Schweden in den Umfragen zurückstecken. Aktuell würden sie im Basisszenario nur noch 131 Sitze erreichen, fünf weniger als bei der Europawahl und der letzten Projektion im Oktober.

EVP unangefochten vorn

Wenig Veränderungen gab es in den letzten Wochen hingegen bei der EVP, die als größte und für die Mehrheitsbildung im Parlament unumgängliche Fraktion zunehmend die europäische Politik dominiert. Leicht zulegen konnten EVP-Mitgliedsparteien unter anderem in Deutschland, Griechenland und der Slowakei. Die kleine christdemokratische KD aus Schweden würde nun wieder knapp die nationale Vierprozenthürde überwinden; im zersplitterten Parteiensystem Lettlands ist die JV in den Umfragen nun wieder stärkste Kraft.

Leichte Verluste erlitt hingegen unter anderem der spanische PP, dem nach der Flutkatastrophe von Valencia sowohl die verspätete Reaktion der valencianischen Regionalregierung als auch der Versuch, die Schuld auf die spanische Zentralregierung abzuwälzen, zum Vorwurf gemacht werden. Auch bei der irischen Wahl im November schnitt die EVP-Mitgliedspartei FG schwächer als erwartet ab; die litauische TS-LKD fiel nach einem unerwartet guten Ergebnis bei der nationalen Wahl im Oktober in den Umfragen wieder zurück.

Unter dem Strich erreicht die EVP damit 186 Sitze (±⁠0 gegenüber der Oktober-Projektion). Sie liegt damit knapp unter ihrem Europawahlergebnis von Juni weiterhin unangefochten auf dem ersten Platz.

Liberale legen zu

Deutlich zulegen kann die liberale RE-Fraktion – neben EVP und S&D der dritte Partner der Koalitionsvereinbarung, die vor zwei Wochen den Weg zur neuen EU-Kommission ebnete. Unter anderem dank des Wahlsiegs der FF in Irland verbessern sich die Liberalen in der Projektion auf 83 Sitze (+⁠4). Auch in Belgien und Portugal konnten RE-Mitgliedsparteien leicht dazugewinnen.

Allerdings sieht auch für die Liberalen nicht alles rosig aus: Die slowenische Regierungspartei GS erfuhr in den Umfragen abermalige Verluste. Zudem steht die deutsche FDP seit der Affäre um das sogenannte D-Day-Papier massiv in der öffentlichen Kritik. Auf ihre Umfragewerte wirkte sich das bislang zwar nicht unmittelbar aus – die waren jedoch schon vorher auf einem sehr niedrigen Stand. Nimmt man hinzu, dass auch in Frankreich (wo es keine aktuellen Parteiumfragen gibt) eine Mehrheit den Sturz der liberal-konservativen Regierung begrüßt, gehen auch die europäischen Liberalen einem schwierigen Jahr 2025 entgegen.

Grüne und Linke stagnieren

Für die europäischen Grünen war die Bilanz der letzten acht Wochen durchmischt: In Dänemark konnten sie sich weiter als stärkste Oppositionspartei der linken Mitte profilieren und liegen nun nur noch knapp hinter den regierenden Sozialdemokrat:innen. Auch in Deutschland legen die Grünen – nach über zwei Jahren fast durchgehenden Niedergangs – seit dem Ende der Ampelkoalition wieder etwas in den Umfragen zu. Hingegen schneiden die tschechischen Piráti abermals etwas schlechter ab, und die belgische Ecolo würde es derzeit gar nicht mehr ins Europäische Parlament schaffen. Insgesamt verharren die Grünen damit bei 41 Sitzen (±⁠0).

Wenig Veränderungen gibt es auch bei der Linksfraktion. Sie profitiert in der Projektion von dem guten Abschneiden der SF bei der irischen Parlamentswahl. Zudem würde die slowenische Levica nun wieder knapp ins Europäische Parlament einziehen. Hingegen ist in Griechenland die ehemalige linke Regierungspartei Syriza nach zahlreichen internen Querelen nur noch ein Schatten ihrer selbst, und die niederländische Tierschutzpartei PvdD bliebe nach den aktuellen Umfragen nun im Europäischen Parlament außen vor. Unterm Strich kommt die Linke in der Projektion damit noch auf 43 Sitze (–⁠1).

Durch die Verluste von Sozialdemokrat:innen und Linken rutscht auch das Mitte-links-Lager als Ganzes in der Projektion auf einen neuen Allzeit-Tiefstwert: Zum ersten Mal würden es S&D, RE, Grüne und Linke gemeinsam nicht einmal auf 300 Sitze im Parlament schaffen.

PfE erreicht 100 Sitze

Dazugewinnen kann hingegen wieder einmal das Rechtsaußen-Lager. Insbesondere die größte der drei Rechtsaußenfraktionen, die PfE, setzte ihren Höhenflug fort und erreicht in der Projektion nun zum ersten Mal die symbolische Marke von 100 Sitzen (+4). Vor allem in Spanien, Tschechien und Griechenland legen PfE-Mitgliedsparteien in den Umfragen zu.

Die ungarische Regierungspartei Fidesz hingegen befindet sich weiterhin im Sinkflug und liegt nun erstmals seit langem in einigen Umfragen nur noch auf dem zweiten Platz hinter dem EVP-Mitglied TISZA. Zudem würde die dänische DF, vor einigen Jahren noch eine der stärksten europäischen Rechtsparteien, nun keinen Sitz mehr im Parlament gewinnen.

EKR verliert, ESN gewinnt leicht

Leichte Verluste erfährt hingegen die EKR-Fraktion (73 Sitze/–⁠1). Hier konnte die rumänische AUR ihre ohnehin schon starken Umfragewerte bei der nationalen Parlamentswahl noch einmal etwas übertreffen. Dies wird allerdings durch Verluste der lettischen NA wieder wettgemacht. Zudem würde die kroatische DP, Juniorpartner in der kroatischen Koalitionsregierung, nach den jüngsten Umfragen nicht mehr ins Europäische Parlament einziehen.

In der kleinsten Rechtsaußenfraktion ESN schließlich stehen leichten Verlusten in Tschechien leichte Zugewinne in Deutschland und Polen gegenüber. Insgesamt kommt die ESN-Fraktion damit auf 27 Sitze (+1), der beste Wert in ihrer erst halbjährigen Geschichte. Allerdings würden derzeit nur ESN-Parteien aus sechs verschiedenen Mitgliedstaaten den Einzug ins Parlament schaffen – eine zu wenig, um sich als eigenständige Fraktion zu konstituieren.

Allzeithoch des Rechtsaußen-Lagers

Zusammengenommen würden die drei Rechtsaußenfraktionen damit erstmals 200 Sitze im Europäischen Parlament erreichen: ein neues Allzeithoch, aber immer noch weit von einer eigenen Mehrheit entfernt.

Politisch einflussreich wird das Rechtsaußen-Lager im Parlament allerdings dadurch, dass die EVP-Fraktion seit der Europawahl immer häufiger dazu bereit ist, mit EKR und PfE zusammen Entscheidungen durchzusetzen. Bislang ist diese sogenannte „Venezuela-Mehrheit“ noch auf die Unterstützung der kleinen ESN-Fraktion angewiesen. In der Projektion hingegen wäre eine Rechtsallianz aus EVP, EKR und PfE jetzt auch ohne ESN sehr nah an einer Mehrheit im Parlament.

Fraktionslose schwächer, neue „Sonstige“

Deutlich schwächer als im Oktober schneiden in der Projektion die fraktionslosen Parteien ab. Insbesondere das deutsche BSW befindet sich nach den Erfolgen bei den ostdeutschen Landtagswahlen im Herbst zunehmend in der Krise. Auch die slowakische Regierungspartei SMER und die spanische rechtspopulistische SALF fielen zuletzt in den Umfragen zurück. Insgesamt kommen die Fraktionslosen nur noch auf 24 Sitze (–⁠5).

Dazugewinnen können hingegen die „sonstigen“ Parteien, also Parteien, die derzeit im Europäischen Parlament nicht vertreten sind und auch keiner europäischen Partei angehören, sodass sie keiner Fraktion eindeutig zugeordnet werden können (12 Sitze/+⁠⁠3). So legt die rechtspopulistische Newcomer-Partei NA aus Litauen weiter zu, und auch die ungarische Satirepartei MKKP würde nun wieder einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Neu im Tableau sind zudem:

Keinen Sitz mehr gewinnen würden hingegen die rechtsliberale FD aus Rumänien sowie die kleinen Linksparteien MeRA25 und NA aus Griechenland.

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung der Projektion nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dem Basisszenario, in dem die nationalen Parteien jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet sind. Parteien, die weder im Parlament vertreten sind noch einer europäischen Partei angehören, verbleiben in der Spalte „Sonstige“.

Das dynamische Szenario der Sitzprojektion baut auf dem Basisszenario auf, ordnet jedoch auch alle „sonstigen Parteien“ jeweils Fraktionen zu, denen diese plausiblerweise beitreten könnten. Zudem berücksichtigt das dynamische Szenario auch plausible künftige Fraktionswechsel von Parteien, die schon jetzt im Parlament vertreten sind. In der Tabelle sind die Veränderungen vom Basis- zum dynamischen Szenario durch farbige Schrift und durch Hinweise im Mouseover-Text gekennzeichnet. Gegebenenfalls sind im Mouseover-Text zudem noch alternative Zielfraktionen für die betreffende Partei angeführt.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.



Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
Wahl 24 46531367718878842533
EP heute 46531367718878862531
Okt. 24 (B) 44411367918674962629
9
Dez. 24 (B) 434113183186731002724
12
Dez. 24 (D) 434213382186771042726

Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos
DE 3 Linke
1 Tier
11 Grüne
3 Volt
14 SPD 4 FDP
3 FW
30 Union
1 Familie
1 ÖDP


17 AfD 5 BSW
2 Partei
1 PdF

FR 8 LFI
4 EELV 11 PS 19 RE 9 LR
30 RN


IT 9 M5S
2 SI
3 EV 19 PD 4 IV/+E 7 FI
1 SVP
24 FdI 7 Lega


ES 2 Sumar
2 Pod
1 Bildu
2 Sumar
1 ERC

19 PSOE 1 PNV
22 PP
9 Vox
1 SALF
1 Junts

PL

4 Lewica 2 PL2050
20 KO
2 KP
18 PiS 3 Konf 4 Konf

RO

9 PSD
4 USR
1 PMP
5 PNL
2 UDMR
7 AUR

3 SOS 2 POT
NL 1 SP
3 GL
4 PvdA 5 VVD
3 D66
3 CDA
1 BBB

11 PVV


BE 2 PTB 1 Groen
2 Vooruit
2 PS
1 O-VLD
3 MR
2 LE
2 CD&V
1 CSP
3 N-VA 3 VB


CZ
1 Piráti


3 STAN
1 TOP09
3 ODS 10 ANO
2 PaM
1 SPD

EL 1 Syriza
4 PASOK
7 ND 2 EL 2 FL
2 KKE
1 PE
1 NIKI
1 KD
HU

1 DK

9 TISZA

9 Fidesz
1 MHM
1 MKKP
PT 1 BE

7 PS 2 IL 7 AD
4 Chega


SE 2 V 2 MP 7 S 1 C
4 M
1 KD
4 SD



AT
1 Grüne 4 SPÖ 2 Neos 5 ÖVP
8 FPÖ


BG

1 BSP 2 PP
1 APS
2 DPS-NN
5 GERB
1 DB
1 ITN

3 V
1 MECh
DK 1 Enhl. 3 SF 4 S 2 V
2 LA
1 K
2 DD



SK


4 PS 1 Slov
1 KDH
1 SaS

1 REP 4 Smer
3 Hlas

FI 1 Vas 1 Vihreät 4 SDP 2 Kesk
4 Kok
3 PS



IE 4 SF


5 FF
4 FG



1 SD
HR
2 Možemo 4 SDP
5 HDZ



1 Most
LT
1 DSVL 3 LSDP 2 LS
1 TS-LKD 1 LVŽS



3 NA

LV
1 Prog 1 SDPS
2 JV
1 NA
1 LRA
1 LPV


1 ZZS
1 ST!
SI 1 Levica

1 SD 2 GS 4 SDS
1 NSi





EE

1 SDE 2 RE
1 KE
2 Isamaa
1 EKRE


CY 1 AKEL
1 DIKO

3 DISY 1 ELAM



LU
1 Gréng 1 LSAP 1 DP 2 CSV 1 ADR



MT

3 PL
3 PN





Verlauf (Basisszenario)


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
02.12.24 43 41 131 83 186 73 100 27 24 12
07.10.24 44 41 136 79 186 74 96 26 29 9
12.08.24 44 45 137 77 191 73 88 25 31 9
Wahl 24 46 53 136 77 188 78 84 25 33

Verlauf (dynamisches Szenario)


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR PfE ESN fʼlos Sonst.
02.12.24 43 42 133 82 186 77 104 27 26
07.10.24 46 41 137 79 187 77 97 26 30
12.08.24 45 46 138 78 191 76 89 25 32
Wahl 24 46 53 136 77 188 78 84 25 33

Die Zeile „Wahl 24“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 16. Juli 2024, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Juni 2024.
Für Übersichten von Sitzprojektionen aus früheren Wahlperioden siehe hier (2014-2019) und hier (2019-2024).

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt (siehe unten). Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Sonstige“ eingeordnet.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 23 Abgeordnete aus mindestens einem Viertel der Mitgliedstaaten (also 7 der 27 Mitgliedstaaten) erforderlich. Gruppierungen, die diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen würden, müssten gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete für sich gewinnen, um sich (wieder) als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „sonstigen“ Parteien einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet. Zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren teils auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und können daher im Einzelnen recht unsicher sein. In der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei „sonstigen“ Parteien und Parteien, bei denen nach der nächsten Europawahl ein Fraktionswechsel wahrscheinlich erscheint, nennt der Mouseover-Text zudem die Fraktionen, denen sich die Partei gegebenenfalls anschließen könnte. Dabei wird die Fraktion, der die Partei im dynamischen Szenario zugeordnet ist, als Erstes aufgeführt.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Durchführung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen die letzte spezifische Europawahlumfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt oder in den letzten zwei Wochen deutlich weniger Umfragen zur Europawahl als zur Wahl zum nationalen Parlament veröffentlicht wurden, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Länder, in denen es keine aktuellen Umfragen für Parlamentswahlen gibt, wird stattdessen gegebenenfalls auf Umfragen zu Präsidentschaftswahlen zurückgegriffen, wobei die Umfragewerte der Präsidentschaftskandidat:innen jeweils den Parteien der Kandidat:innen zugeordnet werden (dies kann insbesondere Frankreich und Zypern betreffen). Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien und Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft gegebenenfalls die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (1 Sitz für CSP).
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. In der Tabelle sind diese in der Regel unter der Bezeichnung des Wahlbündnisses oder der größten dazugehörigen Partei zusammengefasst. Manchmal gehören die Parteien eines Wahlbündnisses im Europäischen Parlament jedoch unterschiedlichen Fraktionen an. In diesem Fall werden die Parteien einzeln aufgeführt und (in der Regel auf Grundlage der Europawahlergebnisse 2024) eine Plausibilitätsannahme über die Verteilung der Listenplätze getroffen. Das betrifft folgende Fälle: Spanien: Sumar: Sumar (1., 6. Listenplatz), CatComù (2.), Compromís (3.), IU (4.) und Más País (5.); Ahora Repúblicas: ERC (1., 4.), Bildu (2.) und BNG (3.); CEUS: PNV (1.) und CC (2.); Rumänien: ADU: USR (1.-2., 4.-5., 7.-9.), PMP (3.) und FD (6.); Niederlande: GL-PvdA: PvdA (1., 3., 5. etc.) und GL (2., 4., 6. etc.); Tschechien: TOP09 (1., 3., 5. etc.) und KDU-ČSL (2., 4., 6. etc.); Ungarn: DK: DK (1.-4., 6., 8.), MSZP (5.), PM (7.). In manchen Ländern ist die genaue Verteilung der Sitze unter den Parteien eines Wahlbündnisses von Vorzugsstimmen oder regionalen Wahlkreisergebnissen abhängig, sodass sich im Voraus nur eine Plausibilitätsannahme darüber treffen lässt. Dies betrifft folgende Fälle: Italien: AVS: EV (1., 3.-4., 6.-7. etc.) und SI (2., 5., 8. etc.); Polen: TD: PL2050 (1., 3., 5. etc.), KP (2., 4., 6. etc.). In Tschechien erfassen manche Umfragen ODS (EKR), TOP09 und KDU-ČSL (beide EVP) gemeinsam; in diesen Fällen wird der Wert entsprechend den Werten in den letzten Umfragen aufgeteilt, in denen die Parteien getrennt ausgewiesen werden. In Polen geht die Projektion davon aus, dass sich die Abgeordneten der Konfederacja hälftig zwischen den Fraktionen ESN und PfE aufteilen. In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen, sofern sie mit einer größeren Partei kooperieren. Dies ist der Fall bei der SVP im Bündnis mit FI.
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Da deutsche Umfrageinstitute für Kleinparteien jedoch in der Regel keine Werte ausweisen, wird in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 3 Sitze für Volt und FW, 2 Sitze für die PARTEI, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Familienpartei und PdF). Falls eine Kleinpartei in aktuellen Umfragen einen besseren Wert erreicht als bei der letzten Europawahl, wird stattdessen dieser Umfragewert genutzt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Durchführung; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung der Umfragen:
Deutschland: nationale Umfragen, 21.11.-2.12.2024, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: Ergebnisse der ersten Runde der nationalen Parlamentswahl, 30.6.2024, Quelle: Wikipedia.
Italien: nationale Umfragen, 25.11.-2.12.024, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 22.-29.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 20.-26.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 1.12.2024, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 23.-25.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: Umfragen für die nationale Parlamentswahl, 24.11.2024, Quelle: HLN.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: Umfragen für die nationale Parlamentswahl, 24.11.2024, Quelle: HLN.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 9.6.2024.
Tschechien: nationale Umfragen, 31.10.-12.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 13.-26.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 19.-27.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Portugal: nationale Umfragen, 19.-27.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 10.-11.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 26.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 27.10.2024, Quelle: Wikipedia.
Dänemark: nationale Umfragen, 24.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 13.-20.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 5.-15.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Irland: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 29.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 20.-25.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 16.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Lettland: nationale Umfragen, Oktober 2024, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 16.-21.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 17.-21.11.2024, Quelle: Wikipedia.
Zypern: nationale Umfragen, Oktober 2024, Quelle: Europe Elects.
Luxemburg: Ergebnisse der Europawahl, 9.6.2024.
Malta: nationale Umfragen, 17.11.2024, Quelle: Wikipedia.

Bilder: alle Grafiken: Manuel Müller.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare sind hier herzlich willkommen und werden nach der Sichtung freigeschaltet. Auch wenn anonyme Kommentare technisch möglich sind, ist es für eine offene Diskussion hilfreich, wenn Sie Ihre Beiträge mit Ihrem Namen kennzeichnen. Um einen interessanten Gedankenaustausch zu ermöglichen, sollten sich Kommentare außerdem unmittelbar auf den Artikel beziehen und möglichst auf dessen Argumentation eingehen. Bitte haben Sie Verständnis, dass Meinungsäußerungen ohne einen klaren inhaltlichen Bezug zum Artikel hier in der Regel nicht veröffentlicht werden.