23 August 2017

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (August 2017): Schlechte Zeiten für Europas Sozialdemokraten


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 190 68 216 74 42 40 18
Juni 17 55 23* 155 109 201 38 28* 42 11 16
Aug. 17 57 24* 149 108 196 42 29* 44 12 17

Stand: 22.8.2017.
Für die Sozialdemokratische Partei Europas boten die Umfragen der letzten Monate nur wenig Grund zur Freude. In Deutschland war der Schulz-Effekt der SPD so schnell vorüber, wie er begonnen hatte. In Frankreich implodierte der PS bei der nationalen Parlamentswahl im Juni – ebenso wie kurz zuvor die PvdA in den Niederlanden. In Italien konnte der PD seinen seit 2014 andauernden Niedergang zwar bremsen, steht in den meisten Umfragen jedoch nur noch auf dem zweiten Platz hinter Beppe Grillos populistischem M5S. Und Großbritannien, wo die Labour Party zuletzt deutlich zulegen konnte, wird voraussichtlich im Frühjahr 2019 aus der EU austreten.

Krise der Sozialdemokraten

Seit Anfang des Jahres haben die europäischen Sozialdemokraten deshalb in der Europawahl-Projektion enorm an Boden verloren. Und auch die letzten acht Wochen brachten keine Kehrtwende: Gegenüber der letzten Projektion von Ende Juni würden sie noch einmal um sechs Sitze zurückfallen und kämen nun nur noch auf 149 Mandate im Europäischen Parlament – ein neuer Negativrekord. Die Verluste verteilen sich dabei recht breit über den ganzen Kontinent: In Deutschland, Italien, den Niederlanden, aber auch in Polen, Belgien und Finnland stehen die Sozialdemokraten heute schlechter da als vor zwei Monaten.

Einen Hoffnungsschimmer bietet allerdings Spanien: Seitdem Pedro Sánchez hier Ende Mai zum Parteichef wiedergewählt wurde, konnte sich der PSOE in den Umfragen verbessern. Wenigstens in Westeuropa zeichnet sich damit ein Muster ab, nach dem Sozialdemokraten vor allem in jenen Ländern zulegen können, in denen sie (wie in Großbritannien unter Jeremy Corbyn oder in Spanien unter Sánchez) einen deutlichen Linkskurs einschlagen oder (wie in Portugal) eine Linkskoalition anführen. Schwierigkeiten haben sie hingegen dort, wo sie in eine Große Koalition eingebunden sind oder sich aus anderen Gründen nicht klar von den Mitte-Rechts-Parteien absetzen können. Ob dieses Muster anhält und ob es sich auf andere Länder übertragen ließe, ist aber natürlich eine andere Frage.

Auch die EVP verliert

Allerdings wäre es falsch, die Krise der Sozialdemokraten einfach als Vorteil für die andere große Fraktion im Europäischen Parlament, die christdemokratische Europäische Volkspartei, zu verstehen. Die EVP profitiert zwar insofern, als ihr der erste Platz bei der nächsten Europawahl (und damit auch die nächste Kommissionspräsidentschaft) derzeit fast nicht zu nehmen scheint. Doch auch sie ist in den aktuellen Umfragen ein gutes Stück von ihrem Ergebnis von 2014 entfernt und muss gegenüber der Juni-Projektion noch einmal Verluste hinnehmen. Wenn jetzt Europawahl wäre, käme die EVP noch auf 196 Mandate (–5).

Dabei können die Christdemokraten in einigen großen Ländern sogar leicht zulegen – besonders in Deutschland, wo die CDU/CSU vor der Bundestagswahl am 24. September nahezu unangreifbar scheint. In zahlreichen kleineren Mitgliedstaaten, etwa in Schweden, Irland und der Slowakei, würden sie hingegen Sitze verlieren; das lettische EVP-Mitglied Vienotība wäre überhaupt nicht mehr im Europäischen Parlament vertreten.

ALDE hält sich auf hohem Stand

Die große Gewinnerin der letzten Jahre ist hingegen die liberale ALDE, die in der Juni-Projektion erstmals über 100 Sitze im Parlament sprang (jedenfalls unter der Annahme, dass sich ihr nach der nächsten Europawahl auch die französische LREM unter Emmanuel Macron anschließen wird). In den letzten Wochen konnten die Liberalen diesen Stand nahezu halten; leichten Verlusten in Spanien und Tschechien standen leichte Zugewinne in Irland und Polen gegenüber. Insgesamt käme die ALDE nun auf 108 Sitze (–1).

Und auch auf nationaler Ebene stehen die Liberalen vor nennenswerten Machtzuwächsen: Bei der deutschen Bundestagswahl am 24. September wird die FDP nach vierjähriger Abstinenz aller Voraussicht nach wieder ins Parlament einziehen und hat Chancen auf eine Regierungsbeteiligung. Und bei der tschechischen Parlamentswahl am 20./21. Oktober dürfte das ALDE-Mitglied ANO sogar die stärkste Kraft werden und das Amt des Premierministers übernehmen. Damit würde die ALDE (auch ohne Macron) acht Staats- und Regierungschefs stellen und im Europäischen Rat wieder mit der EVP gleichziehen.

Linke so stark wie zuletzt 2015

Vor allem aber brachten die vergangenen Wochen Zugewinne für die kleineren Parteien, die alle gegenüber der Juni-Projektion leicht zulegen können. Im linken Teil des politischen Spektrums kann sich die Linksfraktion GUE/NGL auf 57 Sitze (+2) verbessern – ihr bester Wert seit der Grexit-Krise im Sommer 2015. Während ihre großen Mitgliedsparteien in Deutschland und Spanien leicht an Zustimmung verlieren, gewinnt die belgische PTB-PvdA kräftig hinzu und überholt in der Region Wallonien die Sozialdemokraten als stärkste Kraft.

Neu im Tableau ist außerdem die Liste Peter Pilz, die sich Ende Juli 2017 von den österreichischen Grünen abspaltete und bei der Nationalratswahl im kommenden Oktober erstmals antreten wird. Die Liste Pilz hat kein offizielles Wahlprogramm und ist auch kein Mitglied der Europäischen Linken. Pilzʼ bekannte Positionen haben jedoch einige Ähnlichkeiten mit linken Parteien in anderen europäischen Ländern, sodass sie in der Projektion bei der GUE/NGL eingeordnet wurde.

Hoffnungsschimmer für die Grünen

Die österreichischen Grünen erleiden durch die neue Konkurrenz der Liste Pilz gewisse Umfrageeinbußen, kämen allerdings unverändert auf einen Sitz im Europäischen Parlament. Allgemein geht es für die europäischen Grünen in diesem Sommer leicht aufwärts: Vor allem die finnischen Vihreät erleben einen Höhenflug, durch den sie in den letzten Umfragen sogar an Sozialdemokraten und Liberalen vorbeiziehen konnten und landesweit hinter den Konservativen auf dem zweiten Platz stehen.

Außerdem könnte nach den letzten Umfragen auch die tschechische Piratenpartei erstmals knapp den Sprung über die nationale Fünf-Prozent-Hürde schaffen und einen Abgeordneten im Europäischen Parlament gewinnen. Für die Projektion gehen wir davon aus, dass dieser sich (ebenso wie die bisherigen Piraten-Europaabgeordneten aus Schweden und Deutschland) der Grüne/EFA-Fraktion anschließen würde.

Insgesamt kämen die europäischen Grünen und ihre Verbündeten damit auf 24 Sitze (+1). Das wäre zwar immer noch zu wenig, um den Fraktionsstatus zu erhalten, wozu nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus sieben verschiedenen Mitgliedstaaten notwendig sind. Dennoch dürfte die leichte Verbesserung Grund zur Hoffnung für die zuletzt sonst wenig erfolgsverwöhnten Grünen sein.

Rechtsfraktionen erholen sich

Ebenfalls dazugewinnen können die drei Fraktionen auf der rechten Seite des Plenarsaals im Europäischen Parlament. Nachdem der kontinuierliche Anstieg von EKR, EFDD und ENF etwa Mitte 2016 zum Stillstand gekommen war, erfuhren sie seit Frühjahr 2017 teils deutliche Einbußen. EKR und EFDD leiden dabei besonders unter dem angekündigten Brexit, da zwei ihrer wichtigsten Mitgliedsparteien (Conservative Party und UKIP) aus Großbritannien stammen. Die ENF rutschte in der Projektion ab, nachdem sie bei der französischen Parlamentswahl im Juni hinter den Erwartungen zurückblieb. In der Juni-Projektion vor acht Wochen erfuhren die drei Rechtsfraktionen zusammen den schlechtesten Wert in dieser Wahlperiode.

Nun aber können sich alle drei wieder etwas erholen: Die EKR käme aktuell auf 42 Sitze (+4), die EFDD auf 29 (+1), die ENF auf 44 (+2). Die Zugewinne sind dabei jeweils breit gestreut: Die EKR verbessert sich in Polen, Belgien und Litauen; die EFDD in Schweden, die ENF in Deutschland, Italien und Tschechien. Nur das österreichische ENF-Mitglied FPÖ würde als einzige europäische Rechtspartei gegenüber der letzten Projektion einen Sitz verlieren.

Wenig Änderungen bei Fraktionslosen und Weiteren

Wenig Änderungen gibt es schließlich bei den fraktionslosen und weiteren (d. h. Nicht im Parlament vertretenen und keiner Fraktion eindeutig zuzuordnenden) Parteien. Bei den Fraktionslosen kann sich die slowakische Rechtsaußenpartei ĽSNS um einen Sitz verbessern (12/+1).

Unter den weiteren Parteien würden die rechtspopulistische Partei FvD aus Belgien sowie die konservative JKP aus Lettland neu ins Parlament einziehen. Für die litauische LCP würde es nun hingegen knapp nicht mehr für einen Sitz ausreichen. Insgesamt kämen die weiteren Parteien damit auf 17 Abgeordnete (+1).

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Projektion für die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Die Werte für das Vereinigte Königreich werden zwar in der Tabelle angegeben, gehen jedoch nicht in die Gesamtsitzzahl ein.

Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht und nach welchen Kriterien die nationalen Parteien den europäischen Fraktionen zugeordnet wurden, ist im Kleingedruckten unter der Tabelle erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 52 51 190 68 216 74 42 40 18
Juni 17 55 23* 155 109 201 38 28* 42 11 16
Aug. 17 57 24* 149 108 196 42 29* 44 12 17
DE 8 Linke
1 Tier
7 Grüne
1 Piraten
1 ödp
22 SPD 8 FDP
1 FW
36 Union 1 Familie
8 AfD 1 Partei
1 NPD
FR 9 FI
6 PS 31 LREM-MD 19 LR

9 FN

GB 1 SF 3 Greens
4 SNP
1 PC
28 Lab

26 Cons
1 UUP
8 UKIP
1 DUP
IT

22 PD
11 FI
1 SVP

23 M5S 12 LN
4 FdI


ES 9 UP 1 ERC
1 Comp
1 ICV
15 PSOE 8 Cʼs
1 PDeCAT
18 PP




PL

3 SLD 5 .N 13 PO 24 PiS


6 Kʼ15
RO

16 PSD 2 ALDE 10 PNL
1 UDMR




3 USR
NL 2 SP
1 PvdD
2 GL 1 PvdA 7 VVD
4 D66
3 CDA 1 CU
4 PVV
1 FvD
EL 5 Syriza
2 Pasok 1 EK 8 ND 1 ANEL

2 XA
2 KKE

BE 4 PTB 1 Groen
1 Ecolo
1 sp.a
1 PS
2 OpenVLD
2 MR
2 CD&V
1 cdH
1 CSP
4 N-VA
1 VB

PT 1 CDU
2 BE

10 PS
8 PSD-CDS




CZ 3 KSČM
3 ČSSD 8 ANO 1 TOP09
2 KDU-ČSL
2 ODS
1 SPD

HU

4 MSZP
1 DK

12 Fidesz


4 Jobbik
SE 2 V
6 S 3 C
1 L
3 M
5 SD


AT 1 Pilz 1 Grüne 5 SPÖ 1 Neos 6 ÖVP

4 FPÖ

BG

6 BSP 1 DPS 8 GERB



2 OP
DK 1 FmEU
4 S 3 V
1 RV
1 LA

3 DF



FI 1 Vas 3 Vihr 2 SDP 3 Kesk 3 Kok 1 PS



SK

4 SMER
1 KDH
1 M-H
1 OĽ-NOVA
2 SaS

1 SNS 2 ĽSNS 1 SR
IE 3 SF

4 FF 4 FG




HR 1 ŽZ
3 SDP
6 HDZ



1 Most
LT
3 LVŽS 2 LSDP 1 LRLS 3 TS-LKD 1 LLRA 1 TT


LV

3 SDPS 2 ZZS
1 NA


1 LRA
1 JKP
SI 1 Levica
1 SD 1 SMC
1 DeSUS
3 SDS
1 NSi-SLS





EE

1 SDE 2 KE
2 RE





1 EKRE
CY 2 AKEL
1 DIKO
3 DISY




LU

1 LSAP 1 DP 4 CSV




MT

3 PL
3 PN





Verlauf


GUE/
NGL
G/EFA S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
22.08.2017 57 24 149 108 196 42 29 44 12 17
27.06.2017 55 23 155 109 201 38 28 42 11 16
02.05.2017 46 28 170 82 198 35 27 59 12 21
mit GB 47 35 186 88 198 68 36 59 13 21
06.03.2017 50 35 182 80 191 69 48 60 14 22
16.01.2017 48 40 180 82 191 63 48 68 14 17
14.11.2016 48 38 182 91 194 65 47 61 13 12
13.09.20164738181911896253631413
26.07.20164839185901925954611310
25.05.20165540174851876351701412
05.04.20165237179851927250531516
07.02.20165134183821967051551217
14.12.20155233185871926852531217
17.10.20155133193752046651541212
21.08.20155635190742047047491115
30.06.201561341887320569 43471120
03.05.201560321938020562 4451159
10.03.201560311967721660 4349127
12.01.201565401907021259 4743178
18.11.201460421956921259 4743168
23.09.20145339196672236147401510
28.07.2014564719175215664440134
EP 01.07.14525019167221704837
15

Die Zeile „EP 01.07.14“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 1. Juli 2014, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2014. Bis März 2017 sind die Werte der Sitzprojektion einschließlich dem Vereinigten Königreich angegeben, ab Mai 2017 ohne das Vereinigte Königreich. Die Zeile „mit GB“ kennzeichnet die Werte für Mai 2017 mit dem Vereinigten Königreich. Die Spalte für die ENF-Fraktion gibt bis Mai 2015 die Werte der Europäischen Allianz für Freiheit (EAF) bzw. der Bewegung für ein Europa der Nationen und Freiheiten (BENF) und ihr nahestehender Parteien an, die bis zur Fraktionsgründung im Juni 2015 fraktionslos waren.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei den „weiteren“ Parteien ist zudem die ungefähre politische Ausrichtung angegeben, um ihre Bündnismöglichkeiten auf europäischer Ebene anzudeuten. Da die betreffenden Parteien allerdings oft erst vor kurzer Zeit gegründet wurden, befindet sich ihre Programmatik zum Teil noch im Fluss, sodass die Angabe lediglich zur groben Orientierung dienen kann.

Fraktionszuordnung

Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Wahl erklärt oder ein Fraktionswechsel erscheint aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören oder ihr in der politischen Ausrichtung sehr nahe stehen, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, die nicht im Parlament vertreten sind und bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden als „Weitere Parteien“ eingeordnet. Diese Zuordnungen folgen zum Teil natürlich auch einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung der Parteien. Jeder Leserin und jedem Leser sei es deshalb selbst überlassen, sie nach eigenen Kriterien zu korrigieren.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wurde bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. In Ländern, wo es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder wo die letzte solche Umfrage mehr als ein Jahr zurückliegt, wurde stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament verwendet. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wurde der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wurde auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel wurden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. In Ländern, wo die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Belgien, Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion wurden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass Parteien zu Wahlen in Listenverbindungen antreten, werden der Projektion jeweils die am plausibelsten erscheinenden Listenverbindungen zugrunde gelegt. Insbesondere werden für Spanien folgende Listenverbindungen angenommen: Unidos Podemos, Compromís und ICV (mit Compromís auf dem 3., ICV auf dem 6. Listenplatz); PDeCAT, PNV und CC (mit PNV auf dem 2., CC auf dem 4. Listenplatz).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, FW, Familienpartei, PARTEI und NPD).
In Großbritannien haben wegen der Unterschiede im Wahlrecht einige Parteien nur bei Europawahlen echte Chancen, Mandate zu gewinnen. In Umfragen zu nationalen Wahlen schneiden diese Parteien deshalb strukturell deutlich schlechter ab als bei der Europawahl. Dies gilt vor allem für UKIP und Greens. Um dies zu kompensieren, wird in der Projektion für die Greens stets das Ergebnis der Europawahl herangezogen (3 Sitze). Für UKIP und LibDem werden die aktuellen Umfragewerte für nationale Wahlen verwendet, aber für die Projektion mit dem Faktor 3 (UKIP) bzw. 1,33 (LibDem) multipliziert.
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb jeweils mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf:
Deutschland: nationale Umfragen, 8.-21.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl (1. Runde), 11.6.2017.
Vereinigtes Königreich, England: nationale Umfragen, 11.-18.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Wales: Umfragen für Regionalwahl, 21.5.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Schottland: Umfragen für Regionalwahl, 14.3.2017, Quelle: Wikipedia.
Vereinigtes Königreich, Nordirland: Ergebnis der Regionalwahl, 2.3.2017.
Italien: nationale Umfragen, 31.7.-9.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 31.7.-7.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 4.-17.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 22.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 10.-20.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 23.6.-5.7.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 27.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 27.6.2017, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 25.5.2014.
Portugal: nationale Umfragen, 2.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 26.7.-7.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 19.-25.7.2017, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 6.-17.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 3.-16.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 22.6.2017, Quelle: Novinite.
Dänemark: nationale Umfragen, 10.-21.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 15.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 16.-24.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 11.-21.7.2017, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 26.6.-5.7.2017, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 9.7.2017, Quelle: Vilmorus.
Lettland: nationale Umfragen, Juli 2017, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 21.7.-2.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 17.8.2017, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 22.5.2016.
Luxemburg: nationale Umfragen, 4.12.2016, Quelle: Electograph.
Malta: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 3.6.2017.

Bilder: Eigene Grafiken.

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