Die Tage der Kommission Juncker sind gezählt: Bis zum 26. Mai sind es
noch genau 200. Dann wählen die europäischen Bürgerinnen und Bürger zum
nächsten Mal das Europäische Parlament, das im Herbst 2019 über eine
neue Europäische Kommission abstimmen wird. Auch in der Frage, wer
Jean-Claude Juncker als Kommissionspräsident beerben wird, stehen die
Namen der ersten Bewerber bereits fest. Für die europäischen
Sozialdemokraten wird Frans Timmermans ins Rennen gehen, die Europäische
Volkspartei wird ihren Kandidaten an diesem Donnerstag nominieren.
Doch bis einer von ihnen tatsächlich als neuer Chef ins Brüsseler
Berlaymont-Gebäude einziehen kann, ist der Weg noch weit. Dabei gilt es,
in drei Etappen die Nase vorn zu haben: In der Vorwahl-Saison nominieren die europäischen Parteien ihre Spitzenkandidaten. Im Frühjahr 2019 folgt der eigentliche Wahlkampf, in
dem sich die Bewerber der europäischen Bevölkerung vorstellen. Wirklich
entschieden wird das Rennen um die Kommissionspräsidentschaft jedoch
erst nach der Wahl – wenn es darum geht, sich sowohl im
Europäischen Parlament als auch unter den Staats- und Regierungschefs
im Europäischen Rat eine Mehrheit zu sichern.
Hier ein Überblick
über die wichtigsten Stationen und Termine.
Die Vorwahl-Saison
Wer Kommissionspräsident werden will, tut gut
daran, sich zuvor von seiner europäischen Partei zum Spitzenkandidaten
nominieren zu lassen: In einer Resolution von Februar 2018 hat das
Europäische Parlament gewarnt, dass es „bereit ist, jeden Kandidaten
abzulehnen, der im Vorfeld der Wahl zum Europäischen Parlament nicht als
Spitzenkandidat benannt wurde“. Das genaue Verfahren und der Zeitplan
dieser Spitzenkandidaten-Nominierungen unterscheiden sich allerdings je
nach Partei. Parallel dazu verabschieden die europäischen Parteien auch
ihre – meist als „Manifesto“ bezeichneten – europaweiten Wahlprogramme.
Die Vorwahl-Saison ist bereits im vollen Gange und dauert noch bis
Februar oder März 2019 an.
19./20. Oktober 2018: Allianz der Konservativen und Reformer in Europa (AKRE) | |
Ausrichtung: | nationalkonservativ-europaskeptisch |
Mitgliedsparteien: | u.a. PiS (Polen), ODS (Tschechien) |
Fraktion: | EKR (derzeit 73 Sitze) |
Spitzenkandidat | |
Nominiert: | Jan Zahradil (Tschechien), Europaabgeordneter und AKRE-Parteichef |
Wann und wo: | Parteirat in Chisinau, 19./20. Oktober |
Verfahren: | Wahl durch Delegierte der nationalen Mitgliedsparteien und der AKRE-Unterorganisationen |
Anmerkung: | Die AKRE lehnt das Spitzenkandidaten-Verfahren grundsätzlich ab, tritt aber – anders als noch bei der letzten Europawahl 2019 – mit einem eigenen Spitzenkandidaten an, um ihre Sichtbarkeit im Wahlkampf erhöhen. Da der Deutsche Hans-Olaf Henkel Ende September seine Bewerbung um die Spitzenkandidatur zurückzog und aus der Partei austrat, blieb Zahradil vor dem Parteirat in Chisinau als einziger Bewerber übrig. |
Wahlprogramm | |
Verabschiedung: | voraussichtlich Frühjahr 2019 |
7./8. November 2018: Europäische Volkspartei (EVP) |
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Ausrichtung: | christdemokratisch-konservativ |
Mitgliedsparteien: | u.a. CDU/CSU (Deutschland), PO (Polen), PP (Spanien), Fidesz (Ungarn) |
Fraktion: | EVP (derzeit 219 Sitze) |
Spitzenkandidat | |
Bewerber: |
Manfred Weber (Deutschland), derzeit EVP-Fraktionschef
Alexander Stubb (Finnland), früherer finnischer Premierminister
|
Wann und wo: | Parteikongress in Helsinki, 7./8. November |
Verfahren: | Wahl durch 734 Delegierte der nationalen Mitgliedsparteien und der EVP-Unterorganisationen (z.B. Jugendverband YEPP) |
Anmerkung: | Vor dem Kongress gilt Weber, der von allen amtierenden EVP-Regierungschefs unterstützt wird, als Favorit; Stubb werden nur Außenseiterchancen eingeräumt. Wichtigster politischer Unterschied zwischen ihnen ist der Umgang mit dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán. Während Weber sich selbst als „Brückenbauer“ versteht und auch Gemeinsamkeiten mit Orbán hervorhebt, will Stubb bei Verstößen gegen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit keine Toleranz walten lassen und die Fidesz gegebenenfalls aus der EVP ausschließen. |
Wahlprogramm | |
Verabschiedung: | voraussichtlich Frühjahr 2019 |
8.-11. November 2018 / Februar 2019: Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE) |
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Ausrichtung: | liberal |
Mitgliedsparteien: | u.a. FDP (Deutschland), Ciudadanos (Spanien), ANO (Tschechien), VVD (Niederlande) |
Fraktion: | ALDE (derzeit 68 Sitze) |
Spitzenkandidat | |
Bewerber: |
offen
|
Wann und wo: | Parteikongress im Februar 2019 |
Verfahren: | Nach einem im Mai 2018 beschlossenen Zeitplan sind Bewerbungen für die Spitzenkandidatur bis zum 1. Februar 2019 möglich. Ende Februar soll dann ein Parteikongress den Spitzenkandidaten der Partei ernennen. |
Anmerkung: | Ob die ALDE tatsächlich einen Spitzenkandidaten benennt, ist unklar. Nach der Europawahl 2019 will die ALDE im Europäischen Parlament mit der französischen Regierungspartei LREM zusammenarbeiten, die das Spitzenkandidaten-Verfahren strikt ablehnt. In der Folge äußerten sich im Herbst 2018 auch verschiedene ALDE-Politiker dazu kritisch – darunter Fraktionschef Guy Verhofstadt und Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die beide selbst als mögliche Kandidaten galten. Als Alternative ist die Nominierung eines „Spitzenteams“ aus mehreren Personen im Gespräch, die der Partei im Wahlkampf europaweit Sichtbarkeit geben sollen. |
Wahlprogramm | |
Verabschiedung: | Parteikongress in Madrid, 8.-11. November 2018 |
23.-25. November 2018: Europäische Grüne Partei (EGP) |
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Ausrichtung: | grün |
Mitgliedsparteien: | u.a. Grüne (Deutschland), EELV (Frankreich), GroenLinks (Niederlande) |
Fraktion: | Grüne/EFA (derzeit 52 Sitze) |
Spitzenkandidaten | |
Bewerber: |
Ska Keller (Deutschland), Fraktionschefin im Europäischen Parlament
Bas Eickhout (Niederlande), Europaabgeordneter Petra de Sutter (Belgien), Mitglied des belgischen Senats |
Wann und wo: | |
Verfahren: | Wahl durch 108 Delegierte der nationalen Mitgliedsparteien sowie EGP-Unterorganisationen (z.B. Jugendverband FYEG). Die EGP ernennt zwei Spitzenkandidaten, darunter mindestens eine Frau. Eine offene europaweite Online-Vorwahl wie 2014 gibt es diesmal nicht. |
Anmerkung: | Von den zunächst vier Bewerbern um die Spitzenkandidatur erhielt Atanas Schmidt (Bulgarien) nicht die nötige Unterstützung durch fünf nationale EGP-Mitgliedsparteien und schied deshalb aus dem Verfahren aus. |
Wahlprogramm | |
Verabschiedung: | Parteitag in Berlin, 23.-25. November |
7./8. Dezember 2018: Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) |
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Ausrichtung: | sozialdemokratisch |
Mitgliedsparteien: | u.a. SPD (Deutschland), PSOE (Spanien), PD (Italien), PSD (Rumänien) |
Fraktion: | S&D (derzeit 189 Sitze) |
Spitzenkandidat | |
Bewerber: | Frans Timmermans (Niederlande), Erster Vizepräsident der Europäischen Kommission |
Wann und wo: | |
Verfahren: | Nach einem im Sommer beschlossenen Wahlverfahren sollten vor dem Parteikongress auch die Mitglieder der nationalen Mitgliedsparteien an der Vorwahl beteiligt werden. Dieses Mitgliedervotum sollte für die Kongressdelegierten bindend sein. |
Anmerkung: | Das vorgesehene Verfahren entfällt, da bis auf Timmermans alle Kandidaten – Christian Kern (Österreich) und Maroš Šefčovič (Slowakei) – ihre Bewerbung zurückgezogen haben. Eine Bewerbung weiterer Kandidaten ist nicht mehr möglich. Timmermans steht als Spitzenkandidat fest. |
Wahlprogramm | |
Verabschiedung: | Parteikongress im Februar 2019 |
26./27. Januar 2019: Europäische Linke (EL) |
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Ausrichtung: | links |
Mitgliedsparteien: | u.a. Die Linke (Deutschland), Syriza (Griechenland), IU (Spanien) |
Fraktion: | GUE/NGL (derzeit 51 Sitze) |
Spitzenkandidat | |
Bewerber: | offen |
Wann und wo: | Parteivorstandstreffen in Brüssel, 26./27. Januar 2019 |
Verfahren: | Die Entscheidung über die Ernennung eines Spitzenkandidaten trifft der 41-köpfige Parteivorstand. Zuvor können die Mitgliedsparteien bis zum 16. November Vorschläge einreichen, wobei nach einem Parteibeschluss auch „Persönlichkeiten außerhalb der Europäischen Linken“ in Frage kommen. |
Anmerkung: | Da einzelne Mitgliedsparteien das Verfahren ablehnen, ist derzeit noch unklar, ob die Europäische Linke tatsächlich einen Spitzenkandidaten ernennt. |
Wahlprogramm | |
Verabschiedung: | Parteivorstandstreffen in Brüssel, 26./27. Januar 2019 |
Frühjahr 2019 (?) Bewegung für ein Europa der Nationen und der Freiheit (BENF) |
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Ausrichtung: | rechtsaußen |
Mitgliedsparteien: | u.a. Lega (Italien), RN (Frankreich), FPÖ (Österreich) |
Fraktion: | ENF (derzeit 35 Sitze) |
Spitzenkandidat | |
Bewerber: | offen |
Wann und wo: | |
Verfahren: | offen |
Anmerkung: | 2014 nominierten die Rechtsaußenparteien keinen gemeinsamen Spitzenkandidaten zur Europawahl. Für 2014 hat der italienische Innenminister Matteo Salvini öffentlich Interesse an einer Kandidatur gezeigt. Ob die BENF diesmal einen Spitzenkandidaten ernennt, ist jedoch unklar. |
Wahlprogramm | |
Anmerkung: | Ob die BENF ein gemeinsames Europawahlprogramm verabschiedet, ist offen. 2014 gab es kein gemeinsames Programm der Rechtsaußen-Parteien. |
Der Wahlkampf
In der Vergangenheit wurden Europawahlkämpfe vor allem auf nationaler
Ebene ausgetragen – und es ist damit zu rechnen, dass das auch diesmal
wieder der Fall sein wird. Doch auch den europäischen Spitzenkandidaten
wird in dieser Zeit nicht langweilig werden. Einige Ereignisse in den
Wochen vor der Wahl dürften europaweit Widerhall finden und den
Wahlkampf beeinflussen.
29. März 2019: Brexit (oder nicht?) |
Großbritannien wird – Stand jetzt – am 29. März 2019 aus der EU austreten. Mit dem Brexit tritt eine Reform der nationalen Sitzkontingente im Europäischen Parlament in Kraft: Von den 73 britischen Sitzen werden 27 auf andere EU-Staaten umverteilt. Die übrigen 46 bleiben unbesetzt, sodass die Gesamtgröße des Parlaments von 751 auf 705 Abgeordnete schrumpft. |
Sollte der Brexit aber bis nach der Europawahl verschoben werden (was unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist), bleibt es bei der bisherigen Sitzverteilung. In manchen Mitgliedstaaten könnte dies zu Chaos bei der Wahlorganisation führen, insbesondere in Irland, wo wegen der zusätzlichen Sitze bereits die Wahlkreise neu zugeschnitten wurden. |
Auch Großbritannien selbst würde in diesem Fall wohl noch einmal eine Europawahl durchführen. Dies könnte sich auch auf das Kräftegleichgewicht im Europäischen Parlament auswirken: In Großbritannien sind europaskeptische Parteien überdurchschnittlich stark, die EVP hingegen überhaupt nicht vertreten. |
April/Mai 2019: Fernsehdebatten |
Wie bereits 2014 wird die Europäische Rundfunkunion EBU (bekannt als Produzentin des Eurovision Song Contest) auch 2019 wieder eine Fernsehdebatte mit den Spitzenkandidaten aller europäischen Parteien organisieren. Der Termin dafür ist noch offen. Es bleibt jedoch den an der EBU beteiligten nationalen Rundfunkanstalten selbst überlassen, ob (und auf welchem Kanal) sie die Debatte ausstrahlen. |
Wie bereits 2014 könnte es zudem weitere, von nationalen Sendern organisierte Fernsehdebatten oder -duelle zwischen den aussichtsreichsten Kandidaten geben. |
9. Mai 2019: Europäischer Rat in Sibiu |
Zweieinhalb Wochen vor der Wahl wollen die nationalen Staats- und Regierungschefs im rumänischen Sibiu über ihre „Strategische Agenda für 2019-2024“ beraten. Dieses symbolisch aufgeladene, gezielt auf den Europatag am 9. Mai gelegte Treffen soll Einigkeit und eine positive Aufbruchstimmung signalisieren. Es könnte allerdings auch europaskeptischen Regierungschefs eine Bühne bieten, um sich von ihren europafreundlicheren Amtskollegen abzugrenzen. |
23.-26 Mai 2019: Europawahl |
Wie üblich findet die Europawahl nach Mitgliedstaaten getrennt statt, wobei sich die nationalen Wahlregeln je nach Land unterscheiden. In den meisten Ländern, darunter auch Deutschland, wird am Sonntag, den 26. Mai, gewählt. |
Europaweite Sitzprojektionen auf der Basis von nationalen Umfragen lassen bereits jetzt deutliche Veränderungen erwarten: EVP und Sozialdemokraten werden deutliche Verluste erleiden, während liberale sowie europaskeptisch-rechtspopulistische Parteien in vielen Ländern dazugewinnen. Die EVP dürfte zwar weiterhin die stärkste Fraktion bleiben. Zum ersten Mal in der Geschichte des Europäischen Parlaments könnte die „Große Koalition“ aus EVP und Sozialdemokraten jedoch keine Mehrheit mehr haben und deshalb zwingend auf die Unterstützung durch andere Parteien angewiesen sein. |
Nach der Wahl
Mit der Europawahl beginnt die heiße Phase für die neue Kommission. Wer Kommissionspräsident werden will, muss nun gleich in zwei Institutionen eine Mehrheit organisieren: unter den Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat und unter den Abgeordneten im Europäischen Parlament – obwohl diese sich erst einmal selbst neu zu Fraktionen zusammenfinden müssen. Erst wenn dies gelungen ist, ist der Weg auch für die Ernennung der übrigen Kommissionsmitglieder frei.
Mai/Juni 2019: Fraktionsbildung im Europäischen Parlament |
Nach der Wahl müssen sich die Fraktionen im Europäischen Parlament neu konstituieren, wofür mindestens 25 Abgeordnete aus sieben Ländern nötig sind. Dabei sind einige Veränderungen zu erwarten: |
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Mai/Juni 2019: Mehrheitsbildung im Europäischen Parlament |
Während sich die Fraktionen neu zusammenfinden, muss das Europäische Parlament auch nach einer Mehrheit für die Wahl des neuen Kommissionspräsidenten suchen. 2014 vereinbarten die drei großen Fraktionen EVP, S&D und ALDE, den Spitzenkandidaten der stärksten Gruppierung zu unterstützen. |
2019 könnte die Mehrheitsbildung schwieriger werden: Wenn EVP und S&D bei der Europawahl ihre gemeinsame Mehrheit verlieren, werden sie zwingend auf die Unterstützung einer dritten Fraktion angewiesen sein. Ob die ALDE hierfür zur Verfügung steht, ist aber unklar, da die französische Regierungspartei LREM das Spitzenkandidaten-Verfahren ablehnt. |
Eine Alternative könnten die europäischen Grünen sein, die als einzige weitere Fraktion das Spitzenkandidaten-Verfahren grundsätzlich unterstützen. Allerdings hegen die Grünen große Vorbehalte gegenüber Manfred Weber, der als voraussichtlicher EVP-Kandidat beste Chancen hat, die Wahl zu gewinnen. |
20./21. Juni 2019: Vorschlag des Kommissionspräsidenten im Europäischen Rat |
Auf dem ersten Treffen des Europäischen Rats nach der Europawahl werden die nationalen Staats- und Regierungschefs voraussichtlich einen offiziellen Kandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten vorschlagen. Nötig ist hierfür eine qualifizierte Mehrheit (Zustimmung von 55% der Mitglieder, deren Länder 65% der EU-Bevölkerung umfassen). |
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Gleichzeitig mit dem neuen Kommissionspräsidenten nominieren die Staats- und Regierungschefs auch den neuen Hohen Vertreter der EU für die Außen- und Sicherheitspolitik und wählen den neuen Präsidenten des Europäischen Rates. Diese drei Ämter werden häufig als die „Top Jobs“ der EU bezeichnet. Sie bilden üblicherweise ein Paket, in dem Vertreter der unterschiedlichen Mehrheitsparteien (EVP, SPE, evtl. ALDE), Ländergruppen (westliche und östliche, nördliche und südliche, große und kleine Staaten) sowie Geschlechter vertreten sind. |
Juli 2019: Wahl des Kommissionspräsidenten |
Nach der Nominierung im Europäischen Rat muss sich der vorgeschlagene Kommissionspräsident einer Abstimmung im Europäischen Parlament stellen, die voraussichtlich kurz vor der Sommerpause stattfindet. |
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Sommer 2019: Nominierung der Kommissionsmitglieder |
Nach der Wahl des Kommissionspräsidenten werden die übrigen Mitglieder der Europäischen Kommission nominiert. Jedes Land ist mit einem Kommissar vertreten. Formal erfolgt die Nominierung kollektiv durch den Rat der EU – faktisch schlägt jede nationale Regierung ihren „eigenen“ Kommissar vor. Nach der Nominierung der Kommissare weist der designierte Kommissionspräsident ihnen Aufgabenbereiche zu. |
Herbst 2019: Anhörungen im Parlament |
Wenn die Liste der Kommissionsmitglieder steht, stimmt das Europäische Parlament über ihre Wahl ab. Dabei kann das Parlament formal nur die gesamte Kommission annehmen oder ablehnen. Bei einer Ablehnung muss der Rat eine neue Liste vorschlagen. |
In der Praxis kann das Parlament jedoch auch einzelne Kandidaten ablehnen. Hierfür werden die vorgeschlagenen Kommissare von den Abgeordneten des Ausschusses, der für ihren Aufgabenbereich zuständig ist, in meist mehrstündigen Befragungen „gegrillt“. Ist ein Ausschuss mit einem Kandidaten unzufrieden, fordert das Parlament den Rat informell auf, die Liste der Kommissare abzuändern, ehe über die Kommission als Ganzes abgestimmt wird. Dies ist seit 2004 nach jeder Europawahl geschehen. In allen Fällen kam der Rat (bzw. die nationale Regierung des betreffenden Landes) der Aufforderung des Parlaments nach und nominierte einen alternativen Kandidaten. |
Herbst 2019: Wahl der Kommission |
Nachdem alle Ausschüsse Einverständnis mit den von ihnen befragten Kandidaten signalisiert haben, stimmt das Plenum des Europäischen Parlaments über die neue Kommission ab. Stimmt dabei eine Mehrheit der Abgeordneten zu, kann die neue Kommission ihr Amt antreten. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre – bis zur Europawahl 2024. |
Es ist also noch ein weiter und mit vielen Variablen gepflasterter Weg, bis Europa tatsächlich eine neue Kommission hat. Diese Roadmap wird daher künftig nach jedem der genannten Termine aktualisiert werden. Den regelmäßig aktualisierten Text finden Sie unter diesem Link.
Dieser Artikel erscheint parallel auch auf makronom.de.
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Bilder: Startflagge: By NASA/Bill Ingalls (NASA Image of the Day) [Public domain], via Wikimedia Commons.
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