31 März 2021

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (März 2021): Fidesz-Austritt und CDU-Schwäche lassen EVP abstürzen


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
EP heute397314697175637438
Feb. 2152451359418470712133
März 2152461369616471733433
dynamisch5449141109164857330

Basis-Szenario,
Stand: 29.3.2021.


Dynamisches Szenario,
Stand: 29.3.2021.

Nach jahrelangem Hin und Her ist es nun endlich so weit: Die ungarische Fidesz ist aus der Europäischen Volkspartei ausgetreten. In diesem März verließ sie erst die EVP-Fraktion, dann auch die Partei selbst. Nachdem die EVP schon die Partei von Regierungschef Viktor Orbán schon im März 2019 vorläufig suspendiert hatte, war es nun Fidesz selbst, die den Schlussstrich zog. In der EVP reagierten viele erleichtert – vor allem die Mitgliedsparteien aus Nordeuropa und in den Benelux-Ländern hatten sich schon lange für das Ende der Allianz mit Viktor Orbán eingesetzt.

Rein zahlenmäßig jedoch ist der Abgang der Fidesz für die EVP ein harter Schlag. Abgesehen von den maltesischen Sozialdemokraten gibt es europaweit keine einzige Partei, die auf nationaler Ebene so stark dasteht wie die ungarische Regierungspartei. Obwohl es sich nur um ein mittelgroßes Land handelt, war die Fidesz deshalb eine der mitgliederstärksten Einzelparteien in der Fraktion – etwa gleichauf mit den Delegationen aus Frankreich, Spanien oder Polen.

CDU/CSU fällt zurück

Der Fidesz-Austritt ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem die EVP in den letzten Wochen zu kämpfen hatte. Gleichzeitig dazu ist auch noch ihre mit Abstand größte nationale Delegation, die deutsche CDU/CSU, in schweres Fahrwasser geraten. Eine Reihe von mutmaßlichen Korruptionsaffären sowie Kritik am Krisenmanagement während der „dritten Welle“ der Corona-Pandemie ließen ihre Umfragewerte im März abstürzen.

Auch in Deutschland endet damit der „Rally ’round the flag“-Effekt der Corona-Krise. Zu Beginn der Pandemie schnellten in sehr vielen EU-Mitgliedstaaten die nationalen Regierungsparteien in den Umfragen nach oben, wovon auf gesamteuropäischer Ebene vor allem die EVP und die sozialdemokratische S&D profitierten. In den folgenden Monaten klang dieser Effekt jedoch in den meisten Ländern wieder ab, sodass die europäischen Fraktionen schon in der Projektion von Dezember 2020 wieder am Ausgangspunkt angekommen waren. Die deutsche CDU/CSU zählte zu Regierungsparteien, die die Umfragegewinne am längsten erhalten konnten. Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl 2021 ist nun jedoch auch sie auf das Vor-Corona-Niveau zurückgefallen.

EVP auf historischem Tief

Außerhalb von Ungarn und Deutschland gab es für die EVP in den letzten Wochen nur geringe Veränderungen. Leichten Einbußen etwa in Polen, Portugal oder Österreich stehen leichte Zugewinne zum Beispiel in Bulgarien oder Kroatien gegenüber. Der Austritt der Fidesz und die Schwäche der CDU/CSU genügen jedoch, dass die EVP insgesamt in der aktuellen Projektion so stark abstürzt wie noch niemals zuvor.

Wenn an diesem Sonntag Europawahl wäre, käme die Fraktion jetzt nur noch auf 164 Sitze, 20 weniger als in der Februar-Projektion. Mit einem Sitzanteil von 23 Prozent wäre das zugleich das schlechteste Ergebnis, das die EVP jemals bei einer Europawahl erzielt hat – gleichauf mit der Europawahl 1989, als die Fraktion auf 121 von damals insgesamt 518 Sitzen kam.

EVP-Vorsprung auf S&D schmilzt

Auch der Vorsprung der EVP vor der zweitstärksten Fraktion, der sozialdemokratischen S&D, reduziert sich in der Sitzprojektion deutlich. Bei den Sozialdemokrat:innen selbst gab es in den letzten Wochen nur geringe Veränderungen: In Deutschland und Österreich legten sie leicht zu, während sie in Italien und Belgien leicht verloren. Insgesamt kommen sie nun auf 136 Sitze (+1).

Der Abstand zwischen den beiden Fraktionen (und die Chance der europäischen Sozialdemokrat:innen, bei der nächsten Europawahl wieder die stärkste Kraft zu werden) ist damit so knapp wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Im Basisszenario der Sitzprojektion beträgt er nun nur noch 28 Sitze – gegenüber 49 in der Februar-Projektion. Im dynamischen Szenario, das auch mögliche künftige Fraktionsbeitritte berücksichtigt und in dem die S&D etwas besser abschneidet als im Basisszenario, ist es noch knapper. Hier reduziert sich der Vorsprung der EVP von 43 auf 23 Sitze.

2016 war der Vorsprung der EVP in der Projektion allerdings auch schon einmal auf einstellige Sitzzahlen gesunken, bevor die S&D durch den Brexit die britische Labour Party verlor und im Sommer 2017 der Kollaps des französischen PS die S&D abstürzen ließ.

Wechselt das M5S zur S&D?

Eine Gelegenheit, den Abstand weiter zu verkürzen, könnte sich für die Sozialdemokrat:innen durch die politischen Entwicklungen in Italien ergeben: Die auf europäischer Ebene derzeit fraktionslose „Fünf-Sterne-Bewegung“ (M5S) scheint unter ihrem neuen Chef, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, einen Beitritt zur S&D anzustreben.

Auch die italienische S&D-Mitgliedspartei PD ist auf nationaler Ebene an einer Zusammenarbeit mit dem M5S interessiert. Zu einem möglichen Fraktionsbeitritt äußert sie sich bislang allerdings eher zurückhaltend. Sollte es dazu kommen, würde das M5S eine der größten Mitgliedsparteien der Fraktion.

Liberale legen zu – und profitieren von geschwächter GroKo

Zu den Gewinnern der letzten Wochen auch die liberale RE-Fraktion, die in der Projektion auf 96 Sitze zulegt (+2). Getrieben sind diese Zugewinne von der Entwicklung in Deutschland, wo die FDP von der Schwäche der CDU/CSU profitiert, und den Niederlanden, wo die linksliberale D66 bei der nationalen Parlamentswahl am 17. März deutlich besser abschnitt als erwartet. Schlechter sieht es für die spanischen Ciudadanos aus, wo sie nach Konflikten innerhalb des Mitte-Rechts-Lagers zuletzt stark abstürzten.

Indirekt kommt der RE auch der Fidesz-Austritt aus der EVP zugute. Bekanntlich hat die „informelle große Koalition“ aus EVP und S&D im Europäischen Parlament schon seit 2019 allein keine Mehrheit mehr, was die Position der Liberalen als Zünglein an der Waage gestärkt hat. In der aktuellen Projektion sinkt der kombinierte Sitzanteil von EVP und S&D noch weiter auf ein Allzeittief von 42,5% (300 von 705 Sitzen). Mehrheiten ohne die Liberalen würden dadurch in Zukunft noch schwieriger. Selbst ein Bündnis aus EVP, S&D und Grünen hätte derzeit im Basisszenario keine, im dynamischen Szenario nur eine sehr knappe Mehrheit.

Grüne und Linke weitgehend stabil

Für die Grünen selbst brachten die letzten Wochen gemischte Entwicklungen. Sie können zwar in den Umfragen in Deutschland noch einmal zulegen. Ihre niederländische Mitgliedspartei GroenLinks schnitt jedoch bei der nationalen Wahl schlechter ab als erwartet, und auch die finnischen Vihreät fielen in den Umfragen zurück. Dennoch verbessert sich die Fraktion der Grünen/EFA in der Projektion leicht auf 46 Sitze (+1).

Keine Veränderungen gibt es bei der Linken, ohnehin die Fraktion mit den traditionell geringsten Schwankungen in der Projektion (52 Sitze). Leichten Zugewinnen in Portugal standen hier Verluste in Frankreich gegenüber.

EKR und ID in Umfragen kaum verändert

Auch die beiden Rechtsfraktionen im Parlament zeigen im Basisszenario nur wenig Veränderungen. Bei der rechtskonservativen EKR können die spanische Vox und die italienischen FdI Zugewinne verbuchen. Das rumänische Neumitglied AUR hingegen fällt nach einem Umfrage-Höhenflug Anfang des Jahres deutlich zurück. Insgesamt kommt die EKR damit auf 71 Sitze (+1).

In der rechtsextremen ID-Fraktion wiederum können die deutsche AfD, die portugiesische Chega und die finnischen PS leicht zulegen, während die italienische Lega etwas verliert. Unter dem Strich erreicht die ID-Fraktion 73 Sitze (+2).

Fidesz, Lega, PiS: Kommt die große Rechtsfraktion?

Interessanter als diese Umfrage-Schwankungen sind allerdings die neuerlichen Verhandlungen über die Bildung einer großen Rechtsfraktion im Europäischen Parlament. Nach dem Austritt aus der EVP strebt die ungarische Fidesz nun eine Vereinigung des rechten Lagers an. Ein erstes Treffen zwischen Viktor Orbán (Fidesz), Matteo Salvini (Lega/ID) und Mateusz Morawiecki (PiS/EKR) findet diesen Donnerstag in Budapest statt. In der Praxis würde eine Vereinigung wohl am ehesten durch den Beitritt von Fidesz und Lega zur EKR-Fraktion erfolgen (die dabei gegebenenfalls einen neuen Namen annehmen würde).

Sollte dies tatsächlich eintreten, würde die EKR eindeutig die größere der beiden Rechtsparteien. Zudem wären in ihr mit Fidesz, PiS und Lega gleich drei Parteien vertreten, die alle auf nationaler Ebene an der Regierung beteiligt sind. Dies könnte noch weitere Parteien anlocken – etwa die slowenische Regierungspartei SDS, die derzeit noch der EVP angehört, aber bereits offen über einen Austritt nachdenkt. Andererseits würde ein EKR-Beitritt der italienischen Lega wohl zur Folge haben, dass deren nationale Konkurrenzpartei FdI die Fraktion verlässt und sich der ID anschließt.

Differenzen zwischen den Rechtsparteien bleiben

Ob es wirklich dazu kommt, ist allerdings zweifelhaft. Auch vor der Europawahl 2019 war schließlich immer wieder von einer großen „Einheitsfraktion der Rechten“ die Rede, die damals letztlich an politischen Differenzen zwischen den Parteien scheiterte. Diese Differenzen bestehen bis heute. Inhaltlich trennt sie weiterhin ihre Haltung gegenüber Russland: Während die PiS den Nachbarn im Osten als Bedrohung wahrnimmt, unterhalten die Lega, aber auch Fidesz gute Beziehungen zu der Regierung um Vladimir Putin.

Strategisch wiederum arbeitet Lega-Chef Salvini seit mehreren Jahren mit dem französischen RN um Marine Le Pen zusammen und würde dieses gern mit in die neue Fraktion holen. Die PiS hingegen ist bislang die mit Abstand größte EKR-Mitgliedspartei und hat nicht unbedingt ein Interesse daran, diese Führungsrolle mit Lega und RN zu teilen.

Insgesamt erscheint die Möglichkeit einer neuen großen Rechtsfraktion derzeit also sehr spekulativ. In der Projektion wird sie deshalb auch im dynamischen Szenario nicht berücksichtigt. Enthalten ist im dynamischen Szenario nur der Beitritt der Fidesz zur EKR, der auch dann noch wahrscheinlich ist, wenn die Verhandlungen mit der Lega scheitern sollten.

Fraktionslose und sonstige Parteien

Im Basisszenario hingegen erscheint die Fidesz erst einmal unter den fraktionslosen Parteien. Hier findet sich auch das M5S, das in den Umfragen zuletzt dazugewinnen konnte. Beides zusammen führt dazu, dass die Fraktionslosen im Basisszenario der Projektion auf 34 Sitze anwachsen (+13).

Wenig Neues gibt es schließlich bei den „sonstigen“ Parteien, die derzeit nicht im Parlament vertreten sind und sich keiner Fraktion eindeutig zuordnen lassen. Hier konnte die polnische Konfederacja zuletzt leicht zulegen, die bulgarische ITN fiel leicht zurück. Insgesamt kommen die Sonstigen dadurch unverändert auf 33 Sitze.

Im dynamischen Szenario werden die sonstigen Parteien jeweils einer bestehenden Fraktion zugeordnet, der sie plausiblerweise beitreten könnten. Hier ergeben sich gegenüber der letzten Projektion zwei kleinere Veränderungen:

Die Übersicht

Die folgende Tabelle schlüsselt die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dabei dem Basisszenario, in dem nationale Parteien in der Regel jeweils ihrer aktuellen Fraktion (bzw. der Fraktion ihrer europäischen Dachpartei) zugeordnet und Parteien ohne klare Zuordnung als „sonstige Parteien“ ausgewiesen werden. Demgegenüber geht das dynamische Szenario von stärkeren Annahmen aus und ordnet insbesondere die „sonstigen Parteien“ der Fraktion zu, der diese plausiblerweise am nächsten stehen. Die Veränderungen im dynamischen Szenario sind in der Tabelle durch farbige Schrift und durch einen Hinweis im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter den Tabellen erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.



Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
EP heute397314697175637438
Feb. 2152451359418470712133
März 2152461369616471733433
dynamisch5449141109164857330

Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
DE 7 Linke 20 Grüne
1 Piraten
1 ÖDP
1 Volt
16 SPD 9 FDP
2 FW
25 Union 1 Familie 10 AfD 2 Partei 1 Tier
FR 9 FI 6 EELV 5 PS 22 LREM 11 LR 5 DLF 21 RN

IT

17 PD
6 FI
1 SVP
16 FdI 21 Lega 15 M5S
ES 7 UP
1 Bildu
2 ERC 18 PSOE 2 Cʼs
1 PNV
15 PP 11 Vox
1 JxC 1 MP
PL

5 Lewica
10 KO
20 PiS

12 PL2050
5 Konf
RO

14 PSD 6 USR-PLUS 10 PNL 3 AUR


NL 2 SP
1 PvdD
1 GL 2 PvdA 8 VVD
5 D66
4 CDA
1 CU
1 FvD
1 SGP
4 PVV

EL 6 Syriza
2 KINAL
10 ND 1 EL
1 KKE 1 MeRA25
BE 3 PTB-PvdA 1 Groen
1 Ecolo
1 sp.a
2 PS
1 O-VLD
2 MR
2 CD&V
1 cdH
1 CSP
3 N-VA 3 VB

PT 2 BE
1 CDU

10 PS
6 PSD
2 CH

CZ 1 KSČM 4 Piráti 1 ČSSD 7 ANO 1 TOP09
2 STAN
1 KDU-ČSL
2 ODS 2 SPD

HU

4 DK
1 MSZP
2 MM 1 KDNP

2 Jobbik
11 Fidesz

SE 2 V 1 MP 6 S 2 C 5 M
1 KD
4 SD


AT
2 Grüne 5 SPÖ 2 Neos 7 ÖVP
3 FPÖ

BG

5 BSP 2 DPS 6 GERB
1 DB



2 ITN
1 ISMV
DK 1 Enhl. 1 SF 6 S 2 V
2 K
1 DF
1 NB
FI 1 Vas 1 Vihreät 3 SDP 2 Kesk 3 Kok
4 PS

SK

1 Smer-SD 1 PS 2 OĽANO
1 KDH
2 SaS 1 SR 2 ĽSNS 4 Hlas-SD
IE 5 SF

3 FF 5 FG



HR

3 SDP
6 HDZ


1 DPMŠ
1 Most
1 ZLK
LT
2 LVŽS 1 LSDP 2 LRLS
2 LP
1 DP
3 TS-LKD



LV

1 SDPS 1 AP!
1 ZZS
2 JV
1 JKP
1 NA

1 Prog
SI 1 Levica
2 SD 1 LMŠ 3 SDS-SLS
1 NSi




EE


3 RE
2 KE


1 EKRE
1 E200
CY 2 AKEL
1 EDEK
3 DISY



LU
1 Gréng 1 LSAP 2 DP 2 CSV



MT

3 PL
3 PN




Verlauf (Basisszenario)


Linke G/EFA S&D RE EVP EKR ID fʼlos Sonst.
29.03.2021 52 46 136 96 164 71 73 34 33
02.02.2021 52 45 135 94 184 70 71 21 33
09.12.2020 52 47 136 93 188 67 73 20 29
12.10.2020 51 49 127 96 193 67 71 21 30
14.08.2020 50 53 145 88 196 65 64 20 24
25.06.2020 48 55 143 91 203 64 63 20 18
26.04.2020 47 53 151 88 202 66 66 19 13
10.03.2020 51 58 138 88 188 67 82 21 12
09.01.2020 49 58 135 93 186 65 82 24 13
23.11.2019 48 57 138 99 181 62 82 22 16
23.09.2019 49 61 139 108 175 56 82 24 11
30.07.2019 47 64 138 108 180 57 82 22 7
Wahl 2019 40 68 148 97 187 62 76 27

Die Zeile „Wahl 2019“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 2. Juli 2019, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2019.
Angegeben sind jeweils die Werte im Basisszenario ohne das Vereinigte Königreich. Eine Übersicht der Werte mit dem Vereinigten Königreich für die Zeit bis Januar 2020 ist hier zu finden. Eine Übersicht älterer Projektionen aus der Wahlperiode 2014-2019 gibt es hier.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Sofern eine Partei im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet ist als im Basisszenario, ist dies ebenfalls im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Fraktionszuordnung

Basisszenario: Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Europawahl erklärt. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden im Basisszenario als „Sonstige“ eingeordnet.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Sonstige“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Im dynamischen Szenario werden alle „sonstigen“ Parteien einer schon bestehenden Fraktion (oder der Gruppe der Fraktionslosen) zugeordnet. Außerdem werden gegebenenfalls Fraktionsübertritte von bereits im Parlament vertretenen Parteien berücksichtigt, die politisch plausibel erscheinen, auch wenn sie noch nicht öffentlich angekündigt wurden. Um diese Veränderungen gegenüber dem Basisszenario deutlich zu machen, sind Parteien, die im dynamischen Szenario einer anderen Fraktion zugeordnet werden, in der Tabelle mit der Farbe dieser Fraktion gekennzeichnet; zudem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Die Zuordnungen im dynamischen Szenario basieren auf einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien und können daher im Einzelnen recht unsicher sein; in der Gesamtschau kann das dynamische Szenario jedoch näher an der wirklichen Sitzverteilung nach der nächsten Europawahl liegen als das Basisszenario.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wird bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wird der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet, wobei jedoch von jedem einzelnen Umfrageinstitut nur die jeweils letzte Umfrage berücksichtigt wird. Stichtag für die Berücksichtigung einer Umfrage ist, soweit bekannt, jeweils der letzte Tag der Durchführung, andernfalls der Tag der Veröffentlichung.
Für Länder, in denen es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder die letzte solche Umfrage mehr als zwei Wochen zurückliegt, wird stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament bzw. der Durchschnitt aller Umfragen für das nationale oder das Europäische Parlament aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten verfügbaren Umfrage verwendet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wird auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel werden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. Für Länder, in denen die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt (aktuell Belgien und Irland), werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion werden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (1 Sitz für CSP).
In Ländern, in denen es üblich ist, dass mehrere Parteien als Wahlbündnis auf einer gemeinsamen Liste antreten, werden der Projektion plausibel erscheinende Listengemeinschaften zugrunde gelegt. Dies betrifft folgende Parteien: Spanien: Más País (1., 3. Listenplatz), Compromís (2.) und Equo (4.); ERC (1., 3.-4.), Bildu (2.) und BNG (5.); PNV (1.) und CC (2.); Niederlande: CU (1., 3.-4.) und SGP (2., 5.); Tschechien: ODS (1., 3., 5., 7.), KDU-ČSL (2., 6.) und TOP09 (4., 8.); Piráti (1., 3.-4., 6.-7.) und STAN (2., 5., 8.); Ungarn: Fidesz (1.-6., ab 8.) und KDNP (7.); Slowakei: PS (1.) und Spolu (2.).
In Ungarn haben sich mit Blick auf die nationale Parlamentswahl 2022 fast alle Oppositionsparteien (DK, MSZP, MM, LMP, Jobbik) zu einem Wahlbündnis zusammengeschlossen, sodass nationale Umfragen meist nur noch einen gemeinsamen Wert für sie ausweisen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dieses Wahlbündnis auch bei der nächsten Europawahl Bestand hat. Für die Sitzprojektion werden die Umfragewerte für das Oppositionsbündnis deshalb auf die einzelnen Parteien aufgeteilt, und zwar entsprechend dem Verhältnis der durchschnittlichen Umfragewerte der Parteien im Dezember 2020 (vor Gründung des Wahlbündnisses): DK 35%, MSZP 15%, MM 25%, LMP 5%, Jobbik 20%.
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 2 Sitze für PARTEI und FW, je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, Volt und Familienpartei).
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb stets mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf. Die Daten beziehen sich auf den letzten Tag der Durchführung; falls dieser nicht bekannt ist, auf den Tag der Veröffentlichung der Umfragen:
Deutschland: nationale Umfragen, 18.-27.3..2021, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Umfragen, 4.3.2021, Quelle: Europe Elects.
Italien: nationale Umfragen, 16.-26.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 19.-26.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 11.-22.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 26.2.2021, Quelle: Europe Elects.
Niederlande: Ergebnisse der nationalen Parlamentswahl, 15.-17.3.2021.
Griechenland: nationale Umfragen, 18.-23.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 9.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 9.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnis der Europawahl, 26.5.2019.
Portugal: nationale Umfragen, 4.-10.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 10.-23.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: nationale Umfragen, 9.-11.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Schweden: nationale Umfragen, 11.-21.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 14.-26.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 14.-23.3.2021, Quelle: Europe Elects.
Dänemark: nationale Umfragen, 21.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 12.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 12.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 20.-25.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 20.2.2021, Quelle: Europe Elects.
Litauen: nationale Umfragen, 26.2.2021, Quelle: Wikipedia.
Lettland: nationale Umfragen, 28.2.2021, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 4.-12.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, 15.-22.3.2021, Quelle: Wikipedia.
Zypern: nationale Umfragen, 6.-19.2.2021, Quelle: Europe Elects.
Luxemburg: nationale Umfragen, 24.11.2020, Quelle: Europe Elects.
Malta: nationale Umfragen, 5.2.2021, Quelle: Europe Elects.

Bilder: Eigene Grafiken.
Korrekturhinweis, 1. April 2021: In einer ersten Version dieses Artikels waren die Werte der niederländische Parteien in der Sitzprojektion fehlerhaft berechnet worden, sodass sich für mehrere Fraktionen auch insgesamt eine falsche Gesamtsitzzahl ergab. Der Fehler wurde nun korrigiert.

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