Es
ist wieder so weit: In genau einem Jahr, vom 23. bis 26. Mai
2019, findet die nächste Europawahl statt. Seit 1979 wird das
Europäische Parlament alle fünf Jahre direkt gewählt –
inzwischen bereits zum neunten Mal. Es ist das weltweit einzige
direkt gewählte überstaatliche Organ mit echten
Gesetzgebungskompetenzen; und die Europawahl könnte, ja sollte die
Gelegenheit sein, bei der die europäische Bevölkerung eine
demokratische Richtungsentscheidung über die Politik der EU in den
nächsten Jahren trifft. Grund genug also, schon jetzt einen Blick
auf die Fragen zu werfen, um die es im Wahlkampf gehen wird.
Wer
tritt an?
Die
entscheidenden Kräfte im Europäischen Parlament sind die
europäischen Parteien und ihre Fraktionen (hier
ein Überblick):
● die christdemokratisch-konservative EVP,
● die sozialdemokratische SPE (Name der Fraktion: S&D),
● die liberale ALDE,
● die rechtskonservative AKRE (Fraktion: EKR),
● die rechtsextreme BENF (Fraktion: ENF),
● die linke EL (Fraktion: GUE/NGL),
● die grüne EGP und die regionalistische EFA (mit der gemeinsamen
Fraktion Grüne/EFA).
Die
Mitgliedschaft in einer europäischen Partei ist allerdings keine
Voraussetzung, um bei der Wahl anzutreten. Die europäische Partei
ADDE, die zu der nationalpopulistischen Fraktion EFDD gehörte, wurde
2017 aufgelöst; seither gehören die EFDD-Mitglieder keiner
europäischen Partei mehr an. Und auch sonst gibt es im Europäischen
Parlament einige rein nationale Parteien, die sich teilweise einer
der acht Fraktionen angeschlossen haben, teilweise fraktionslos sind.
Auf
dem Wahlzettel erscheinen in der Regel ohnehin nicht die Namen der
europäischen Parteien, sondern nur die ihrer nationalen Mitglieder.
In Deutschland vertreten CDU und CSU die EVP, die SPD die SPE, die
FDP die ALDE, die Grünen die EGP, die Linke die EL und die AfD die
EFDD-Fraktion.
Was
macht die Große Koalition?
Einen
klaren Gegensatz zwischen Regierungsmehrheit und Opposition gibt es
im Europäischen Parlament (anders als in den meisten nationalen
Parlamenten) nicht. Seit jeher kommen jedoch die meisten
Entscheidungen durch eine „informelle Große Koalition“ aus EVP
und S&D zustande, oft erweitert um die ALDE.
Vor
allem bei den Sozialdemokraten stößt diese permanente
Zusammenarbeit mit der EVP nicht nur auf Zustimmung. Um ein klareres
Mitte-links-Profil zu entwickeln, kündigte der damalige
S&D-Fraktionschef Gianni Pittella Ende
2016 sogar das „Ende der Großen Koalition“ an. In der Praxis
hat sich jenseits einzelner symbolischer Abstimmungen allerdings
nicht allzu viel geändert. Die Zersplitterung des Parlaments und der
strukturelle
Zwang zu breiten Kompromissen bringen EVP und S&D weiterhin
dazu, regelmäßig in wichtigen Fragen zu kooperieren.
Gibt
es Alternativen?
Neben
der Großen Koalition gibt es noch einige andere Allianzen, die bei
einzelnen Abstimmungen zum Tragen kommen können: ein
Mitte-Links-Bündnis aus S&D, Liberalen, Grünen und Linken, ein
Mitte-Rechts-Bündnis aus EVP, Liberalen und EKR sowie (seltener) ein
Rechtsbündnis aus EVP, EKR, EFDD und ENF. All diese Bündnisse haben
derzeit jedoch keine absolute Mehrheit im Parlament und sind deshalb
auf Stimmen von Abweichlern anderer Gruppierungen angewiesen.
Angesichts
der erwähnten strukturellen Zwänge ist es so gut wie
ausgeschlossen, dass eines dieser heterogenen Drei- oder
Vier-Fraktionen-Bündnisse nach der Europawahl tonangebend wird. Sie
werden wohl weiterhin nur punktuelle Alternativen zur Großen
Koalition bleiben. Dennoch können Zugewinne der kleineren Parteien
bei der Europawahl durchaus einen Unterschied machen, weil sie den
Handlungsspielraum von EVP und S&D beeinflussen.
Wie
wird gewählt?
Im
Lauf der letzten Wahlperiode gab es mehrere Anläufe, das
Europawahlrecht zu reformieren. Der wichtigste Neuerungsvorschlag war
die Einführung
gesamteuropäischer Wahllisten, die jedoch im vergangenen Februar
von einer Mehrheit aus EVP, Rechten und Linken vorläufig
abgelehnt wurde.
Daneben
gab es einen weiteren
Reformvorschlag, den das Parlament bereits 2015 verabschiedete.
Allerdings ist es – nach einer mehrjährigen Blockade im
Ministerrat – bis jetzt nicht sicher, ob dieser Vorschlag noch vor
der Wahl umgesetzt wird. Letztlich spielt das jedoch ohnehin kaum
eine Rolle, da die nationalen Regierungen den Reformentwurf des
Parlaments inzwischen bis
zur Unkenntlichkeit verwässert haben.
Auch
die nächste Europawahl wird also de facto aus
27 nationalen Einzelwahlen mit
festen nationalen Sitzkontingenten bestehen,
für die die
nationalen Parteien nationale Wahllisten aufstellen. Auch die
Öffnungszeiten der Wahllokale, das Wahlalter und andere Parameter
können sich je nach Mitgliedstaat
unterscheiden. Große
Länder und Länder mit hoher Wahlbeteiligung werden bei
der Sitzverteilung weiterhin benachteiligt.
Was
wird aus den britischen Sitzen?
Am
29. März 2019 ist der Stichtag für den Brexit; die Europawahl knapp
zwei Monate später wird also (wenn es nicht zu einer Überraschung
kommt) bereits ohne Großbritannien stattfinden. Für die 73 dadurch
frei werdenden Sitze gab es verschiedene Vorschläge – insbesondere
sie
für die Einführung gesamteuropäischer Listen zu nutzen.
Nachdem
dieser Vorstoß gescheitert ist, hat das Europäische Parlament einen
anderen Vorschlag gemacht: Demnach sollen 27 der 73 Sitze
zwischen den übrigen Mitgliedstaaten verteilt werden, um damit
Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung auszugleichen. Die
übrigen Sitze fallen vorläufig weg. Insgesamt würde sich das
Parlament damit von 751 auf 705 Abgeordnete verkleinern.
Dieser
Vorschlag muss vom Europäischen Rat noch bestätigt werden; eine
entsprechende Entscheidung ist für den Gipfel am kommenden 28./29.
Juni geplant. Dabei könnte es im Detail auch noch zu Änderungen
können, falls einzelne Regierungen auf weiteren Sitzen für ihr Land
beharren.
Wie
stehen die Umfragen?
Vor
fünf Jahren wusste
ein Jahr vor der Europawahl noch niemand so ganz genau, wo die
europäischen Parteien eigentlich in der Wählergunst stehen –
gesamteuropäische Umfragen oder Projektionen gab es einfach nicht.
Inzwischen hat sich das geändert, nicht zuletzt durch dieses Blog:
Eine im Acht-Wochen-Rhythmus aktualisierte Europawahl-Projektion auf
der Grundlage von Wahlumfragen in allen Mitgliedstaaten ist
hier zu finden.
Kurz
zusammengefasst müssen beide Parteien der Großen Koalition mit
hohen Verlusten rechnen und könnten – zum ersten Mal überhaupt –
ihre gemeinsame absolute Mehrheit verlieren. Allerdings stürzen die
Sozialdemokraten noch deutlich stärker ab als die Christdemokraten.
Die EVP wird deshalb mit großer Sicherheit ihre Rolle als stärkste
Kraft im Parlament verteidigen können.
Der
wichtigste Gewinner der Europawahl dürften die Liberalen sein, die
nicht nur mit starken Sitzzuwächsen rechnen können: Durch den
Niedergang der Großen Koalition könnte es künftig fast unmöglich
werden, ohne die Stimmen der ALDE eine funktionierende Mehrheit zu
erreichen. Links der Mitte hält sich die Linke stabil, während die Grünen
mit Verlusten rechnen müssen. Rechts der Mitte werden die Fraktionen
EKR und EFDD, die bisher sehr viele britische Abgeordnete umfassten,
Einbußen erfahren. Die Rechtsaußenfraktion ENF dürfte ihre
Sitzzahl hingegen ungefähr halten und damit im künftig
verkleinerten Parlament an relativem Gewicht gewinnen.
Was
macht Macron?
- Potenzial einer LREM-geführten Fraktion (Stand: April 2018, Details hier).
Allerdings
sind diese Projektionen mit einigen großen Ungewissheiten verbunden,
da es nach der Europawahl zu gewissen Verschiebungen im europäischen
Parteiensystem kommen könnte. Ursache dafür sind zwei der größten
nationalen Parteien in Europa, deren künftige Fraktionszugehörigkeit
derzeit offen ist: die französische La République En Marche (LREM)
um den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron sowie das
italienische Movimento Cinque Stelle (M5S, „Fünf-Sterne-Bewegung“),
das unter Luigi Di Maio kürzlich die italienische Parlamentswahl
gewonnen hat.
Für
LREM, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind,
ist die naheliegendste Option die Mitgliedschaft in der liberalen
ALDE. Allerdings hat Macron verschiedentlich deutlich gemacht, dass
er stattdessen auch versuchen könnte, eine eigene Fraktion zu
gründen. Wie ich hier
näher beschrieben habe, müsste es ihm dafür gelingen, den
proeuropäischen Flügel der ALDE abzuspalten und auf seine Seite zu
ziehen.
Noch
unklarer ist die Zukunft des M5S, das unter Beppe Grillo zunächst
europaskeptische Positionen vertrat und im Europäischen Parlament
seit 2014 der nationalpopulistischen EFDD-Fraktion angehört. Später
versuchte der neue Parteichef Di Maio die Partei jedoch auf eine
europafreundlichere Linie zu bringen, was sich Anfang 2017 in einem
Beitrittsantrag
zur ALDE niederschlug, den die Liberalen jedoch ablehnten.
Zuletzt kündigte das M5S an, nach der Europawahl aus
der EFDD-Fraktion auszutreten; italienische Medien spekulierten
sogar über eine mögliche
gemeinsame Fraktion mit LREM. Angesichts des europapolitischen
Schlingerkurses, den das M5S bis heute fährt, lässt sich
derzeit jedoch nichts mit Sicherheit sagen.
Wie
sortieren sich die Rechtsfraktionen?
Eine
weitere Ungewissheit ist schließlich, ob und wie sich die
Rechtsfraktionen im Parlament nach der Europawahl neu sortieren. Ohne
das M5S und die britische UKIP würde die EFDD ihre zwei wichtigsten
bisherigen Mitgliedsparteien verlieren, und es ist unklar, ob sie
dann noch die Bedingungen zur Bildung einer eigenen Fraktion erfüllt.
Gleichzeitig wird die nationalkonservative EKR-Fraktion ohne die
britischen Tories und die deutschen LKR (die neue Partei des
AfD-Gründers Bernd Lucke) weiter nach rechts rücken.
Und
schließlich dürfte die derzeit nur mit einem einzigen Abgeordneten
vertretene deutsche AfD, die seit
2014 mehrfach Fraktion gewechselt hat und schließlich bei der
EFDD landete, nach der Europawahl zu einer der stärksten
Rechtsparteien im Parlament aufsteigen – neben der polnischen PiS
(derzeit EKR), der italienischen Lega und dem französischen FN
(derzeit beide ENF). Je nachdem, wie sich diese vier Parteien
miteinander arrangieren, könnte sich der Zuschnitt der
Rechtsfraktionen im Parlament künftig verändern.
Wird
es wieder Spitzenkandidaten geben?
Was die Zusammensetzung der Fraktionen nach der Europawahl betrifft, ist also noch einiges in Bewegung. Eine
andere Frage lässt sich hingegen schon jetzt sehr klar beantworten: Ja, das
Spitzenkandidaten-Verfahren, mit dem die
europäischen Parteien 2014 Kandidaten für das Amt des
Kommissionspräsidenten aufstellten, wird auch 2019 wieder zur
Anwendung kommen. Einige nationale Regierungschefs, darunter auch
Emmanuel Macron aus Frankreich, weigern sich zwar noch, diese
Demokratisierung der Wahl des Kommissionspräsidenten anzuerkennen.
Aber das Parlament sitzt
in dieser Frage am längeren Hebel, sodass Macron mit seiner
Blockadehaltung scheitern wird.
Tatsächlich
haben die großen europäischen Parteien bereits die nächsten
Schritte für die Nominierungsverfahren festgelegt. Die Europäische
Volkspartei wird ihren Spitzenkandidaten am
8. November auf einem Parteikongress in Helsinki ernennen, die
ALDE Ende
Februar. Und die SPE denkt
sogar über ein Primary-Verfahren nach, bei dem die nationalen
Mitgliedsparteien Mitgliederentscheide über die Nominierung des
Kandidaten durchführen würden.
Es
wird also auch vor der Europawahl 2019 wieder Wahlkampfduelle
zwischen gesamteuropäischen Spitzenkandidaten geben. Wer möchte,
kann schon jetzt einen
Aufruf an die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender unterzeichnen, diesen Duellen einen prominenten Sendeplatz
einzuräumen.
Wer
wird kandidieren?
Bislang
haben erst wenige Politiker ausdrücklich erklärt, dass sie
Spitzenkandidat ihrer Partei werden wollen. Dennoch sind einige Namen
schon seit längerem immer wieder zu hören –
Überblicksdarstellungen sind zum Beispiel hier
oder hier
zu finden.
Der
spannendste Vorwahlkampf findet dabei in der Europäischen
Volkspartei statt: Da die EVP ziemlich sicher die stärkste Kraft im
Parlament wird, dürfte ihr Spitzenkandidat auch der nächste
Kommissionspräsident werden. Der derzeitige Amtsinhaber Jean-Claude
Juncker (CSV/EVP) hat bereits 2017 erklärt, er werde nicht
mehr zur Wahl antreten. Als Favorit
auf seine Nachfolge gilt nun Michel Barnier (LR/EVP), früherer
Binnenmarktkommissar und derzeit EU-Verhandlungsführer in den
Brexit-Gesprächen. Auch EVP-Fraktionschef
Manfred Weber (CSU/EVP) will offenbar antreten. Weitere mögliche
Kandidaten sind unter anderem Jyrki Katainen (Kok/EVP), Wirtschaftskommissar und früherer
finnischer Ministerpräsident, Alexander Stubb (Kok/EVP), Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank und ebenfalls
früherer finnischer Ministerpräsident, oder auch Enda Kenny (FG/EVP), früherer irischer Premierminister.
Bei den europäischen Sozialdemokraten wird vor allem die
EU-Außenvertreterin Federica Mogherini (PD/SPE) als mögliche
Spitzenkandidatin genannt. Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans
(PvdA/SPE) und Währungskommissar Pierre Moscovici (PS/SPE) gelten
ebenfalls als interessiert, dürften aber nach den Debakeln ihrer nationalen
Parteien bei den niederländischen und französischen
Parlamentswahlen größere Schwierigkeiten haben, die Nominierung zu
sichern.
Bei
den Liberalen könnte Fraktionschef Guy Verhofstadt (Open-VLD/ALDE)
noch einmal als Spitzenkandidat antreten – aber auch
Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (RV/ALDE), die zudem von
Emmanuel Macron unterstützt wird. Bei den Grünen dürften die
derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Ska Keller (Grüne/EGP) und
Philippe Lamberts (Ecolo/EGP) eine gute Startposition besitzen;
Ulrike Lunacek (Grüne/EGP), die Anfang 2017 explizit
ihr Interesse an der Spitzenkandidatur bekundete, ist nach der
Niederlage bei der österreichischen Parlamentswahl im Oktober 2017
wohl
aus dem Rennen.
Wie entwickelt sich
die Wahlbeteiligung?
Viel
diskutiert wird im Umfeld der Europawahl immer auch die Entwicklung
der Wahlbeteiligung. Bislang sank
die europaweite Beteiligung mit jeder Wahl immer weiter ab, von
62,0 Prozent bei der Europawahl 1979 auf 42,6 Prozent im Jahr 2014.
Dies lag zum einen an der fehlenden Regierungs-Oppositions-Dynamik und der damit verbundenen wachsenden Enttäuschung der Wähler
mit der europäischen Demokratie. Zum anderen traten der EU in dieser Zeit aber auch schlicht zahlreiche neue Mitgliedstaaten bei, die generell (also auch bei nationalen Wahlen) eine niedrigere
Wahlbeteiligung aufweisen.
2019
wird durch den Brexit erstmals das Gegenteil der Fall sein und ein
Mitgliedstaat mit einer besonders niedrigen Wahlbeteiligung (zuletzt
35,6 Prozent) aus der EU austreten. Allein dadurch dürfte die
durchschnittliche europaweite Wahlbeteiligung diesmal zum ersten Mal
höher liegen als bei der vorherigen Wahl. Hinzu kommt, dass die
Europapolitik allgemein seit der Eurokrise stark an medialer
Sichtbarkeit gewonnen hat. Und auch die Spitzenkandidaten könnten in
der Öffentlichkeit größeren Eindruck machen, wenn die Medien das
neue Verfahren diesmal ernster nehmen, als das 2014 der Fall war.
Was
werden die Wahlkampfthemen sein?
Ob
es wirklich gelingt, die Wähler in großer Zahl für die Wahl zu
interessieren, dürfte aber vor allem davon abhängen, ob die
Parteien Wahlkampfthemen finden, mit denen sie sich plausibel
voneinander abgrenzen und gegeneinander profilieren können.
Angesichts der strukturellen Konsenszwänge der europäischen Politik
ist das keine leichte Aufgabe: Schließlich brauchen die Parteien bei
der EU-Gesetzgebung nicht nur eine Mehrheit im Europäischen
Parlament, sondern müssen auch Kompromisse mit den nationalen
Regierungen im Rat eingehen.
Einfache,
eindeutige Wahlversprechen, wie man sie aus der nationalen Politik
kennt, fallen den Parteien vor der Europawahl deshalb schwer. Oft
genug weichen sie der Herausforderung deshalb gänzlich aus und
stellen im Wahlkampf überhaupt keine europäischen, sondern
nationale Themen in den Vordergrund.
Das
aber wäre ein Fehler – denn die Jahre 2019 bis 2024 versprechen
für die Europäische Union nicht weniger interessant zu werden als
die vergehende Wahlperiode: Wird die lange verschleppte Reform der
Eurozone endlich umgesetzt? Entwickelt Europa eine erfolgreiche
Strategie im Umgang mit Rechtsstaatsverletzungen in den
Mitgliedstaaten? Wird der nächste mehrjährige Finanzrahmen die EU
in die Lage versetzen, ihren wachsenden Aufgaben nachzukommen? Gibt
es Fortschritte bei den Beitrittsgesprächen mit den
Westbalkan-Staaten? Wie geht die EU mit digitalen De-facto-Monopolisten wie Google und Facebook um? Kann eine Reform der Dublin-Verordnung den Streit
um die ungleiche Verteilung von Asylbewerbern befrieden? Und welche
Maßnahmen ergreift die EU, um ihre internationalen Versprechen im
Kampf gegen den Klimawandel zu erfüllen? Über all diese Fragen
können die Parteien im Europäischen Parlament zwar nicht allein
entscheiden, doch sie haben ein wichtiges Wort mitzusprechen.
Hoffen
wir also, dass wir einen spannenden, europäischen Wahlkampf erleben,
bevor am 26. Mai 2019 die Wahllokale schließen. Und
für
alle, die bereits die Tage zählen, findet sich in der rechten Spalte
dieses Blogs ab heute ein kleiner Countdown.
Bilder: Spielfiguren: eigenes Foto; Wahl-Projektion: eigene Grafiken; Michel Barnier: European People's Party [CC BY 2.0], via Flickr; Federica Mogherini: European External Action Service [CC BY-NC 2.0], via Flickr.
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