31 Mai 2018

Wenn am nächsten Sonntag Europawahl wäre (Mai 2018): Grüne im Aufwind, GroKo weiter im Tief


GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 51 52 189 68 219 71 45 35 21
April 18 58 33 137 104 180 41 23* 44 12 46
Mai 18 55 37 137 103 178 43 23* 46 12 44

Stand: 29.05.2018.
Wird die „ewige Große Koalition“ – das informelle Bündnis zwischen der Europäischen Volkspartei und den europäischen Sozialdemokraten, das in der EU seit ihrer Gründung den Ton angegeben hat – demnächst ihre Mehrheit im Europäischen Parlament verlieren? Ein knappes Jahr vor der Europawahl 2019 sieht es ganz danach aus. Seit Beginn dieser Wahlperiode haben beide Parteien in den Umfragen kräftig Federn lassen müssen. Vor allem die Sozialdemokraten stürzten in ein historisches Tief, doch auch die EVP ist so schwach wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr.

Und auch die letzten acht Wochen brachten keine Erholung: Gegenüber der letzten Projektion Anfang April würde die EVP noch einmal zwei Sitze verlieren und käme nun nur noch auf 178 Mandate. Die sozialdemokratische S&D-Fraktion wiederum stagniert bei 137 Sitzen (±0), sodass die Große Koalition in der Summe nur noch 315 Sitze erreichen würde. Das sind fast hundert weniger als bei der letzten Europawahl – und 25 weniger, als für eine absolute Mehrheit notwendig wären.

Niedergang der GroKo

Dieser Niedergang der großen Parteien ist nicht nur auf einzelne Länder zurückzuführen, sondern Ausdruck eines gesamteuropäischen Trends. In den vergangenen Wochen wurde die EVP besonders in Spanien getroffen, wo die Urteile in der Schmiergeld-Affäre „Gürtel“ sowie das Bekanntwerden eines neuen Korruptionsskandals das Vertrauen der Wähler in die EVP-Mitgliedspartei PP erschüttern. Aber auch in Frankreich, Rumänien, den Niederlanden und Bulgarien stehen christdemokratisch-konservative Parteien heute etwas schlechter da als vor zwei Monaten. Gut sind hingegen die Aussichten für das slowenische Mitglied SDS, das zum rechten Flügel der EVP gehört: Die Partei um den umstrittenen Kandidaten Janez Janša setzte sich zuletzt von der Konkurrenz ab und dürfte die nationale Parlamentswahl an diesem Sonntag mit deutlichem Vorsprung gewinnen.

Bei der S&D wiederum hielten sich Gewinne und Verluste in den letzten Wochen die Waage. In den Umfragen zulegen konnten die Sozialdemokraten in Spanien, Polen, Rumänien, Finnland und Estland; Verluste mussten sie in Deutschland, Frankreich, Tschechien, Österreich, Schweden, Kroatien und Slowenien verzeichnen.

ALDE stagniert

Hauptprofiteur des Niedergangs der beiden großen Parteien ist die liberale ALDE, die in den letzten Jahren in den Umfragen massiv zulegen konnte. Die letzten Wochen brachten jedoch auch für die Liberalen keine Fortschritte: Insgesamt kämen sie in der aktuellen Projektion nur noch auf 103 Sitze (–1).

Auch hier gibt es allerdings je nach Mitgliedstaat unterschiedliche Entwicklungen. Verluste erleiden die Liberalen vor allem in Polen, wo Nowoczesna, vor zwei Jahren noch die große Hoffnung der liberalen Opposition, nun an der nationalen Fünf-Prozent-Hürde scheitern würde, aber auch in Finnland, wo die Regierungspartei Keskusta hinter Sozialdemokraten und Konservativen auf den dritten Platz zurückfällt.

En Marche wird etwas wahrscheinlicher

Anderswo können sich die liberalen Parteien hingegen weiter verbessern: In Frankreich behauptet Emmanuel Macrons LREM ihre Position; in Spanien zieht das ALDE-Mitglied Ciudadanos viele enttäuschte PP-Wähler an und steht inzwischen in nationalen Umfragen meist auf dem ersten Platz. Auch die sozialliberale RV aus Dänemark (auf europäischer Ebene vor allem bekannt als die Partei der EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager) verbessert sich leicht und könnte nun wieder auf einen Sitz im Europäischen Parlament hoffen.

Diese Entwicklung ist noch unter einem anderen Gesichtspunkt von Bedeutung: Sowohl Ciudadanos als auch RV zählen zu den möglichen Partnern, mit denen sich LREM – wie von Emmanuel Macron angestrebt – von der ALDE abspalten und eine eigene „En Marche“-Fraktion gründen könne. Zwei andere potenzielle Mitglieder (die rumänische USR und die niederländische D66) mussten in den letzten Umfragen zwar auch Rückschläge hinnehmen. Insgesamt aber haben sich die Aussichten auf eine eigenständige En-Marche-Fraktion in den letzten Wochen leicht erhöht.

Grüne im Aufwind – auf Kosten der Linken

Noch deutlicher im Aufwind befinden sich weiterhin die europäischen Grünen. Nach der Europawahl 2014 waren diese in den Umfragen zunächst abgestürzt – so tief, dass noch vor einem knappen Jahr das Überleben der Grüne/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament ernsthaft gefährdet schien. Seitdem erlebten die Grünen jedoch einen Lauf, bei dem sie in fast jeder Projektion zulegen konnten. In den letzten Wochen konnte ihnen vor allem eine Umfrage aus Frankreich Grund zur Hoffnung geben, die die französische grüne Partei EELV zum ersten Mal seit langem wieder über der nationalen Fünf-Prozent-Hürde sah. Und auch in Österreich können die Grünen wieder auf einen Einzug ins Europäische Parlament hoffen. Insgesamt käme die G/EFA-Fraktion damit nun auf 37 Sitze (+4).

Die guten Werte der EELV gehen allerdings weitgehend auf Kosten der französischen Linkspartei France Insoumise. Das wiederum schwächt die Linksfraktion GUE/NGL im Europäischen Parlament, die in der aktuellen Projektion nur noch 55 Sitze erreichen würde (–3).

Rechtsfraktionen legen leicht zu

Wenig Veränderungen gibt es schließlich auf der rechten Seite des politischen Spektrums. Die nationalkonservative EKR-Fraktion kann dank verbesserter Werte der polnischen Regierungspartei PiS leicht zulegen auf 43 Sitze (+2).

Ebenfalls leichte Gewinne verzeichnet die rechtsextreme ENF-Fraktion (46 Sitze/+2). Hier ist es vor allem die italienische Lega, die von der nationalen Regierungsbildungskrise profitiert. Der französische Front National schwächelt in den aktuellen Umfragen hingegen. Sollte sich diese Entwicklung bei der Europawahl bestätigen, könnte FN-Chefin Marine Le Pen ihre langjährige Rolle als symbolische Führungsfigur der europäischen Rechtsextremen an den Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini verlieren.

Überhaupt keine Veränderungen gibt es schließlich bei der dritten Rechtsfraktion EFDD. Die populistische Gruppierung, der auch die deutsche AfD angehört, wäre damit weiterhin zu klein, um sich nach der Europawahl erneut als Fraktion zu konstituieren: Dafür wären nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten notwendig, die EFDD käme gerade einmal auf 23 Abgeordnete (±0) aus vier Ländern.

Wenig Neues bei Fraktionslosen und Weiteren

Um den Fraktionsstatus zu retten, müsste die EFDD deshalb neue Mitglieder rekrutieren, die entweder bislang fraktionslos sind oder die bei der Europawahl 2019 erstmals ins Europäische Parlament einziehen und sich deshalb eine neue Fraktion suchen werden. Auch hier haben sich die Aussichten für die EFDD in den letzten Wochen allerdings kaum verbessert: Bei den großteils rechtsextremen fraktionslosen Abgeordneten gibt es in den Umfragen keinerlei Veränderungen (12 Sitze/±0).

Bei den „weiteren Parteien“ ohne klare Fraktionszuordnung wiederum erscheint nur eine Partei neu im Tableau: Die linke Migrantenpartei DENK aus den Niederlanden kann nun auf einen Sitz im Europäischen Parlament hoffen (würde sich aber wohl kaum der EFDD-Fraktion anschließen). Gleichzeitig kann in den Niederlanden auch die rechtspopulistische FvD leicht zulegen, die schon eher als EFDD-Partner in Frage käme. Umfrageverluste erleidet schließlich das italienische M5S, das derzeit noch der EFDD-Fraktion angehört, diese aber nach der Europawahl verlassen will. Insgesamt kämen die „weiteren Parteien“ damit auf 44 Sitze (–2).

Was passiert, wenn die EFDD sich wirklich auflöst?

Was aber passiert, wenn sich die EFDD wirklich auflöst und ihre Mitglieder sich auf die anderen Rechtsfraktionen verteilen? Und wenn es wirklich zur Spaltung der ALDE und zur Gründung einer En-Marche-Fraktion kommt? Die Grundannahmen, auf denen die Europawahl-Projektionen auf diesem Blog basieren, sind in Bezug auf die künftige Entwicklung des europäischen Parteiensystems bewusst zurückhaltend: Wie sich die beteiligten Akteure genau verhalten werden, wenn sich der Zuschnitt der Fraktionen im Parlament massiv verändert, ist nur schwer seriös vorauszusagen – umso mehr, als gerade die kleineren Parteien ein politisches Interesse daran haben, ihre genauen Absichten offen zu halten, um sich umwerben zu lassen und den Preis für einen möglichen Fraktionswechsel zu erhöhen.

Wie sich die europäischen Fraktionen künftig genau zusammensetzen werden, lässt sich deshalb niemals mit Sicherheit sagen. Auch die Kategorie der „weiteren Parteien“ ist ein Ausdruck dieser Ungewissheit: In der Standard-Version dieser Projektion sollen unklare Fraktionszuordnungen eben auch unklar bleiben, um keine Eindeutigkeit zu suggerieren, die es bei diesen Parteien nicht geben kann.

„Dynamisches Szenario“ mit stärkeren Annahmen

Ein Jahr vor der Europawahl kann diese zurückhaltende Darstellungsform jedoch nicht ganz zufriedenstellen – denn auch wenn man noch nicht genau sagen kann, wie die künftigen Veränderungen bei der Zusammensetzung der Fraktionen aussehen werden, so ist es doch zunehmend wahrscheinlich, dass es diese Veränderungen geben wird. Und auch die „weiteren Parteien“ lassen sich zwar nicht eindeutig zu einer der bestehenden Fraktionen zuordnen, doch irgendeiner Fraktion werden sich die meisten von ihnen eben doch anschließen.

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, die Basis-Version der Projektion noch um ein zweites Szenario zu ergänzen, das einen Eindruck von den möglichen Veränderungen der Fraktionszuschnitte nach der Europawahl gibt. Dieses „dynamische Szenario“ geht also gezielt von starken Annahmen aus, insbesondere:
● die Gründung einer neuen „En Marche“-Fraktion, der sich ein Großteil der proeuropäischen ALDE-Mitglieder sowie einige weitere Parteien anschließen werden, und
● die Auflösung der EFDD-Fraktion, deren Mitglieder sich auf die übrigen Rechtsfraktionen verteilen.
● Außerdem werden alle „weiteren Parteien“ jener Fraktion zugeordnet, die ihnen politisch am nächsten zu stehen scheint.

EKR könnte wieder dritte Fraktion werden

Dynamisches Szenario,
Stand: 29.05.2018.
Und wie sähe das Europäische Parlament nach dem dynamischen Szenario aus? Die Gründung einer neuen En-Marche-Fraktion könnte die Liberalen nahezu in der Mitte spalten, wobei En Marche (57 Sitze) dank LREM und Ciudadanos möglicherweise sogar stärker wäre als die Rest-ALDE (50). Auf der anderen Seite würden EKR und ENF deutlich zulegen – einerseits wegen der Auflösung der EFDD, andererseits wegen der „weiteren Parteien“, von denen die meisten dem nationalkonservativ-europaskeptischen Spektrum zuzuordnen sind. Die EKR (84 Sitze) könnte dadurch wieder die drittgrößte, die ENF (66) die viertgrößte Fraktion im Parlament werden. (Ausschlaggebend wäre dabei allerdings das italienische M5S, dessen künftige Fraktionszugehörigkeit ganz besonders unsicher ist und das für dieses Szenario der EKR zugerechnet wurde.)

Für die Große Koalition brächten die „weiteren Parteien“ hingegen keinen nennenswerten Zuwachs, allenfalls einzelne von ihnen könnten sich den Sozialdemokraten anschließen. Für eine Mehrheit wären EVP (178) und S&D (138) auch in diesem Szenario auf die Unterstützung mindestens einer weiteren Fraktion angewiesen, wobei sie jedoch zwischen En Marche und der Rest-ALDE wählen könnten.

Alle anderen potenziell mehrheitsfähigen Allianzen wären hingegen auf eine Zusammenarbeit zwischen En Marche und ALDE angewiesen: Sowohl ein Mitte-Links-Bündnis aus S&D, GUE/NGL (56), Grüne/EFA (37) und En Marche als auch ein Mitte-Rechts-Bündnis aus EVP, EKR und ALDE wären weit von einer absoluten Mehrheit entfernt.

Die Übersicht

Wird es wirklich so kommen? Im Vergleich zur Basis-Projektion ist das dynamische Szenario spekulativer und die Zuordnung der einzelnen Parteien zu einer bestimmten Fraktion fragwürdiger. Man sollte diese Zahlen also jeweils nur mit einem Körnchen Salz verstehen. Nimmt man alle Änderungen zusammen in den Blick, könnte das dynamische Szenario dennoch näher am wirklichen Zuschnitt des Europäischen Parlaments nach der Europawahl liegen. Am besten sollte man Basis- und dynamisches Szenario deshalb gemeinsam betrachten: als zwei Ansätze, die ein Spektrum möglicher Entwicklungen nach der Europawahl aufzeigen.

Die folgende Tabelle schlüsselt die Projektion für die Sitzverteilung zwischen den Fraktionen im nächsten Europäischen Parlament nach nationalen Einzelparteien auf. Die Tabelle folgt dabei dem Basis-Szenario. Die Veränderungen im dynamischen Szenario sind durch farbige Schrift und durch einen Hinweis im Mouseover-Text gekennzeichnet.

Da es keine gesamteuropäischen Wahlumfragen gibt, basiert die Projektion auf aggregierten nationalen Umfragen und Wahlergebnissen aus allen Mitgliedstaaten. Da das Vereinigte Königreich noch vor der nächsten Europawahl aus der Europäischen Union austreten wird, werden die britischen Parteien in der Projektion seit Mai 2017 nicht mehr berücksichtigt. Wie die Datengrundlage für die Länder im Einzelnen aussieht, ist im Kleingedruckten unter der Tabelle erläutert. Mehr Informationen zu den europäischen Parteien und zu den Fraktionen im Europäischen Parlament gibt es hier.



GUE/
NGL
Grüne/
EFA
S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
EP heute 51 52 189 68 219 71 45 35 21
April 18 58 33 137 104 180 41 23* 44 12 46
Mai 18 55 37 137 103 178 43 23* 46 12 44
DE 10 Linke
1 Tier
11 Grüne
1 Piraten
1 ödp
16 SPD 8 FDP
1 FW
31 Union 1 Familie 13 AfD
1 Partei
1 NPD
FR 9 FI 5 EELV 6 PS 27 LREM 10 LR
5 DLF 12 FN

IT

15 PD
10 FI
1 SVP


19 LN
3 FdI

25 M5S
ES 8 UP 1 ERC
1 Comp
1 ICV
13 PSOE 16 Cʼs
1 PDeCAT
13 PP




PL

5 SLD
14 PO
3 PSL
24 PiS


5 Kʼ15
RO

12 PSD 3 ALDE
4 USR
11 PNL
2 UDMR





NL 3 SP
1 PvdD
3 GL 2 PvdA 5 VVD
2 D66
2 CDA 1 CU
2 PVV
3 FvD
1 50plus
1 DENK
EL 6 Syriza
2 KA 1 EK 8 ND


2 XA
2 KKE

BE 1 PTB 1 Groen
1 Ecolo
1 sp.a
3 PS
2 OpenVLD
2 MR
2 CD&V
1 cdH
1 CSP
5 N-VA
1 VB

PT 1 CDU
2 BE

10 PS
8 PSD-CDS




CZ 2 KSČM 3 Piráti 1 ČSSD 8 ANO 2 KDU-ČSL 3 ODS
2 SPD

HU
1 LMP 3 MSZP
1 DK

12 Fidesz


4 Jobbik
SE 2 V
6 S 2 C
1 L
5 M
4 SD


AT 1 Grüne 5 SPÖ 1 Neos 6 ÖVP

5 FPÖ

BG

6 BSP 2 DPS 7 GERB



2 OP
DK 1 FmEU 1 SF 4 S 3 V
3 RV

3 DF



FI 1 Vas 2 Vihr 4 SDP 2 Kesk 3 Kok 1 PS



SK

3 SMER
1 M-H 1 OĽ-NOVA
3 SaS

2 SNS 2 ĽSNS 1 SR
IE 3 SF

3 FF 5 FG




HR 2 ŽZ
3 SDP
5 HDZ



1 Most
LT
2 LVŽS 1 LSDP
1 LSDDP
1 LRLS
1 DP
3 TS-LKD
1 TT

1 LCP
LV

3 SDPS 2 ZZS 1 V 1 NA


1 JKP
SI

1 SD 1 SMC 3 SDS
1 NSi-SLS




2 LMŠ
EE

1 SDE 2 KE
2 RE





1 EKRE
CY 2 AKEL
1 DIKO
3 DISY




LU
1 Déi Gréng 1 LSAP 1 DP 3 CSV




MT

4 PL
2 PN





Verlauf


GUE/
NGL
G/EFA S&D ALDE EVP EKR EFDD ENF fʼlos Weitere
29.05.2018 55 37 137 103 178 43 23 46 12 44
03.04.2018 58 33 137 104 180 41 23 44 12 46
05.02.2018 65 33 142 102 179 47 42 41 11 16
13.12.2017 56 30 142 109 196 45 37 36 9 18
16.10.2017 55 28 150 106 192 45 38 37 12 15
22.08.2017 57 24 149 108 196 42 29 44 12 17
27.06.2017 55 23 155 109 201 38 28 42 11 16
02.05.2017 46 28 170 82 198 35 27 59 12 21
mit GB 47 35 186 88 198 68 36 59 13 21
06.03.2017 50 35 182 80 191 69 48 60 14 22
16.01.2017 48 40 180 82 191 63 48 68 14 17
14.11.2016 48 38 182 91 194 65 47 61 13 12
13.09.2016 47 38 181 91 189 62 53 63 14 13
26.07.2016 48 39 185 90 192 59 54 61 13 10
25.05.2016 55 40 174 85 187 63 51 70 14 12
05.04.2016 52 37 179 85 192 72 50 53 15 16
07.02.2016 51 34 183 82 196 70 51 55 12 17
14.12.2015 52 33 185 87 192 68 52 53 12 17
17.10.2015 51 33 193 75 204 66 51 54 12 12
21.08.2015 56 35 190 74 204 70 47 49 11 15
30.06.2015 61 34 188 73 205 69 43 47 11 20
03.05.2015 60 32 193 80 205 62 44 51 15 9
10.03.2015 60 31 196 77 216 60 43 49 12 7
12.01.2015 65 40 190 70 212 59 47 43 17 8
18.11.2014 60 42 195 69 212 59 47 43 16 8
23.09.2014 53 39 196 67 223 61 47 40 15 10
28.07.2014 56 47 191 75 215 66 44 40 13 4
EP 01.07.14 52 50 191 67 221 70 48 37 15

Die Zeile „EP 01.07.14“ kennzeichnet die Sitzverteilung zum 1. Juli 2014, dem Zeitpunkt der Konstituierung des Europäischen Parlaments nach der Europawahl im Mai 2014. Bis März 2017 sind die Werte der Sitzprojektion einschließlich dem Vereinigten Königreich angegeben, ab Mai 2017 ohne das Vereinigte Königreich. Die Zeile „mit GB“ kennzeichnet die Werte für Mai 2017 mit dem Vereinigten Königreich. Die Spalte für die ENF-Fraktion gibt bis Mai 2015 die Werte der Europäischen Allianz für Freiheit (EAF) bzw. der Bewegung für ein Europa der Nationen und Freiheiten (BENF) und ihr nahestehender Parteien an, die bis zur Fraktionsgründung im Juni 2015 fraktionslos waren.

Die vollen Namen der Fraktionen und der nationalen Einzelparteien erscheinen als Mouseover-Text, wenn der Mauszeiger eine kurze Zeit regungslos auf der Bezeichnung in der Tabelle gehalten wird. Bei den „weiteren“ Parteien ist zudem die ungefähre politische Ausrichtung angegeben, um ihre Bündnismöglichkeiten auf europäischer Ebene anzudeuten. Da die betreffenden Parteien allerdings oft erst vor kurzer Zeit gegründet wurden, befindet sich ihre Programmatik zum Teil noch im Fluss, sodass die Angabe lediglich zur groben Orientierung dienen kann.

Fraktionszuordnung

Für die Projektion werden Parteien, die bereits im Europäischen Parlament vertreten sind, jeweils ihrer derzeitigen Fraktion zugerechnet, es sei denn, sie haben ausdrücklich ihren Entschluss zu einem Fraktionswechsel nach der nächsten Wahl erklärt oder ein Fraktionswechsel erscheint aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich. Nationale Parteien, die derzeit nicht im Europäischen Parlament vertreten sind, aber einer europäischen Partei angehören oder ihr in der politischen Ausrichtung sehr nahe stehen, werden der Fraktion der entsprechenden europäischen Partei zugeordnet. In Fällen, bei denen sich die Mitglieder einer nationalen Liste nach der Wahl voraussichtlich auf mehrere Fraktionen aufteilen werden, wird jeweils die am plausibelsten scheinende Verteilung zugrundegelegt. Parteien, bei denen die Zuordnung zu einer bestimmten Fraktion unklar ist, werden als „Weitere Parteien“ eingeordnet. Diese Zuordnungen folgen zum Teil auch einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung der Parteien. Jeder Leserin und jedem Leser bleibt es deshalb selbst überlassen, sie nach eigenen Kriterien zu korrigieren.

Für die Bildung einer eigenständigen Fraktion sind nach der Geschäftsordnung des Europäischen Parlaments mindestens 25 Abgeordnete aus mindestens sieben Mitgliedstaaten erforderlich. Mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Gruppierungen würden diese Bedingungen nach der Projektion derzeit nicht erfüllen. Sie müssten deshalb gegebenenfalls nach der Europawahl zusätzliche Abgeordnete (z. B. aus der Spalte „Weitere“) für sich gewinnen, um sich als Fraktion konstituieren zu können.

Dynamisches Szenario: Nach der Europawahl 2019 könnte es zu größeren Veränderungen beim Zuschnitt der Fraktionen kommen. Zum einen hat die derzeit nicht im Parlament vertretene französische Partei LREM zwar programmatische und strategische Überschneidungen mit der ALDE-Fraktion, strebt aber die Gründung einer eigenen Fraktion an. Welche anderen Parteien sich an einer solchen zentristischen „En Marche“-Fraktion beteiligen könnten, ist derzeit weitgehend offen; einige Überlegungen dazu sind hier nachzulesen. Zum anderen könnte sich die EFDD-Fraktion auflösen, sodass sich deren bisherige Mitglieder auf die anderen Rechtsfraktionen verteilen werden. Außerdem werden sich die „weiteren Parteien“ voraussichtlich einer der schon bestehden Fraktionen anschließen. Um das mögliche Ausmaß dieser Veränderungen deutlich zu machen, sind Parteien, die sich nach der Europawahl einer neuen Fraktion anschließen könnten, in der Tabelle mit der Farbe ihrer möglichen künftigen Fraktion gekennzeichnet; außerdem erscheint der Name der möglichen künftigen Fraktion im Mouseover-Text. Diese Zuordnungen sind allerdings stark von einer subjektiven Einschätzung der politischen Ausrichtung und Strategie der Parteien geprägt und daher recht spekulativ.

Datengrundlage

Soweit verfügbar, wurde bei der Sitzberechnung für jedes Land jeweils die jüngste Umfrage zu den Wahlabsichten für das Europäische Parlament herangezogen. In Ländern, wo es keine spezifischen Europawahlumfragen gibt oder wo die letzte solche Umfrage mehr als ein Jahr zurückliegt, wurde stattdessen die jüngste verfügbare Umfrage für die Wahl zum nationalen Parlament verwendet. Wo mehr als eine Umfrage erschienen ist, wurde der Durchschnitt aller Umfragen aus den letzten zwei Wochen vor der jüngsten Umfrage berechnet. Für Mitgliedstaaten, für die sich überhaupt keine Umfragen finden lassen, wurde auf die Ergebnisse der letzten nationalen Parlaments- oder Europawahl zurückgegriffen.
In der Regel wurden die nationalen Umfragewerte der Parteien direkt auf die Gesamtzahl der Sitze des Landes umgerechnet. In Belgien und Irland, wo die Wahl in regionalen Wahlkreisen ohne Verhältnisausgleich erfolgt, werden regionale Umfragedaten genutzt, soweit diese verfügbar sind. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Sitzzahl für jeden Wahlkreis einzeln berechnet, dabei aber jeweils die nationalen Gesamt-Umfragewerte herangezogen. Nationale Sperrklauseln werden, soweit vorhanden, in der Projektion berücksichtigt.
In Belgien entsprechen die Wahlkreise bei der Europawahl den Sprachgemeinschaft, während Umfragen üblicherweise auf Ebene der Regionen durchgeführt werden. Für die Projektion wurden für die französischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Wallonien, für die niederländischsprachige Gemeinschaft die Umfragedaten aus Flandern genutzt. Für die deutschsprachige Gemeinschaft wird das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen.
In Ländern, in denen es üblich ist, dass Parteien zu Wahlen in Listenverbindungen antreten, werden der Projektion jeweils die am plausibelsten erscheinenden Listenverbindungen zugrunde gelegt. Insbesondere werden für Spanien folgende Listenverbindungen angenommen: Unidos Podemos, Compromís und ICV (mit Compromís auf dem 3., ICV auf dem 6. Listenplatz); PDeCAT, PNV und CC (mit PNV auf dem 2., CC auf dem 4. Listenplatz).
Da es in Deutschland bei der Europawahl keine Sperrklausel gibt, können Parteien bereits mit weniger als 1 Prozent der Stimmen einen Sitz im Europäischen Parlament gewinnen. Mangels zuverlässiger Umfragedaten wird für diese Kleinparteien in der Projektion jeweils das Ergebnis der letzten Europawahl herangezogen (je 1 Sitz für Tierschutzpartei, ödp, Piraten, FW, Familienpartei, PARTEI und NPD).
In Italien können Minderheitenparteien durch eine Sonderregelung auch mit nur recht wenigen Stimmen ins Parlament einziehen. In der Projektion wird die Südtiroler Volkspartei deshalb jeweils mit dem Ergebnis der letzten Europawahl (1 Sitz) geführt.

Die folgende Übersicht führt die Datengrundlage für die Mitgliedstaaten im Einzelnen auf:
Deutschland: nationale Umfragen, 17.-28.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Frankreich: nationale Europawahl-Umfragen, 11.-23.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Italien: nationale Umfragen, 15.-28.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Spanien: nationale Umfragen, 25.-26.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Polen: nationale Umfragen, 11.-24.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Rumänien: nationale Umfragen, 8.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Niederlande: nationale Umfragen, 20.-27.5..2018, Quelle: Wikipedia.
Griechenland: nationale Umfragen, 15.-22.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Belgien, niederländischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Flandern) für die nationale Parlamentswahl, 6.-17.3.2018, Quelle: Wikipedia.
Belgien, französischsprachige Gemeinschaft: regionale Umfragen (Wallonien) für die nationale Parlamentswahl, 6.-17.3.2018, Quelle: Wikipedia.
Belgien, deutschsprachige Gemeinschaft: Ergebnisse der Europawahl, 25.5.2014.
Portugal: nationale Umfragen, 9.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Tschechien: nationale Umfragen, 25.4.-5.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Ungarn: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 8.4.2018.
Schweden: nationale Umfragen, 13.-21.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Österreich: nationale Umfragen, 17.-26.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Bulgarien: nationale Umfragen, 18.4.2018, Quelle: Exacta.
Dänemark: nationale Umfragen, 19.-27.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Finnland: nationale Umfragen, 2.-11.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Slowakei: nationale Umfragen, 21.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Irland: nationale Umfragen, 15.-16.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Kroatien: nationale Umfragen, 25.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Litauen: nationale Umfragen, 12.5.2018, Quelle: Vilmorus.
Lettland: nationale Umfragen, April 2018, Quelle: Wikipedia.
Slowenien: nationale Umfragen, 15.-25.5.2018, Quelle: Wikipedia.
Estland: nationale Umfragen, Mai 2018, Quelle: Wikipedia.
Zypern: Ergebnis der nationalen Parlamentswahl, 22.5.2016.
Luxemburg: nationale Umfragen, 19.10.2017, Quelle: Luxemburger Tageblatt.
Malta: nationale Umfragen, 27.4.2018, Quelle: Wikipedia.

Bilder: Eigene Grafiken.

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